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Kunststadt Hünfeld: Kunst öffentlich und für jeden sichtbar machen

Hünfeld. Welche Bedeutung das Museum Modern Art und sein Begründer Jürgen Blum für Hünfeld haben, lässt sich sehr gut an folgender Aussage der Dresdner Kunsthistorikerin Dr. Ingrid Adler ersehen: „Hünfeld ist heute, nicht nur in Deutschland, als Kunststadt bekannt“, betonte die Fachfrau zu Blums 80. Geburtstag im vergangenen Oktober.

Zu diesem Anlass war der im polnischen Elbing geborene Künstler mit der Hünfelder Ehrenmedaille ausgezeichnet worden. Bürgermeister Dr. Eberhard Fennel hatte von einer „intensiven und fruchtbaren Zusammenarbeit“ zwischen Blum und der Stadt gesprochen. Dieser  sei „ein Mensch, der in seiner Kunst und für seine Kunst lebt und dafür mit an Selbstaufopferung grenzendem Einsatz arbeitet“.

Foto: Karlheinz Burkhardt

Dass in der Haunestadt heute eines von nur weltweit vier Museen zu finden ist, die sich mit Konkret-Konstruktiver Kunst befassen, ist neben Blum auch einer ganzen Vielzahl von Sponsoren wie Heinz Kasper und Charly Möller sowie ehrenamtlich Tätigen zu verdanken, die sich unter anderem im Kunstverein „Idea“ unter Leitung von Peter Hackel zusammengeschlossen haben. Zudem erweist sich das Museum Modern Art als bedeutender Standort- und Werbefaktor für Hünfeld, zumal über der Hersfelder Straße riesige Bleistifte schweben und auf die Einrichtung beziehungsweise auf „Das Offene Buch“-Projekt aufmerksam machen. Die finanzielle Überlebensfähigkeit garantiert eine Stiftung, aus deren Vermögen die laufenden Betriebskosten erwirtschaftet werden sollen.

Überhaupt ist der Jugendstilbau, die frühere städtische Gasanstalt aus dem Jahre 1904, ein beeindruckendes Industriedenkmal. Das Museum Modern Art ist hier seit nunmehr 20 Jahren zuhause, nachdem Jürgen Blum seine umfangreiche Sammlung der Stadt als Schenkung übergeben hatte. Zuvor war der 80-Jährige unter anderem in der Kunststation Cornberg und als Leiter der Kunststation Kleinsassen tätig sowie Initiator von schlagzeilenträchtigen Projekten wie der „Kunststraße Rhön“ gewesen, hatte Volkshochschulkurse gegeben und die Galerie „New Space“ in der Fuldaer Langebrückenstraße betrieben.

Blums Credo war es schon immer, nicht nur auf bedeutende Namen zu setzen, sondern auch Unbekannten eine Chance zu geben. Der Hünfelder Magistratssprecher Helmut Käsmann drückt das Ansinnen des 80-Jährigen so aus: „Die Qualität der Arbeiten steht im Vordergrund, nicht der Bekanntheitsgrad eines Künstlers. Und genau das macht letztlich auch den Reiz und die Besonderheit des Museums Modern Art aus.“ Das mit einigen Aufsehen erregenden Schauen hatte aufwarten können wie der von russischen Futuristen, einer Ausstellung mit Werken von Bruno Krauskopf (Berliner Session) oder der Joseph-Beuys-Retrospektive.

Als Ausstellungsräume dienen das Hauptgebäude, zwei alte Gaskessel und mehrere Pavillons – gestiftet von privaten Spendern –, die Gaswerk und Gaskessel verbinden. Außerdem befindet sich auf dem Außengelände ein Skulpturengarten, ergänzt durch einen ehemaligen Bahndamm an der Rückseite des Hauptgebäudes. Neben der Sammlung Jürgen Blum sind die Jahresausstellung, während der etwa 40 Künstler ihre Werke präsentieren, sowie die „Galerie im Glockengasbehälter“ die Säulen des Museums. Hier stellen heimische Kunstschaffende aus, die zweimal wöchentlich die Blumsche Malschule besuchen oder gemeinsam mit Künstlern von internationalem Ruf zusammenarbeiten. Nicht zu vergessen der Künstlerturm, den die Stadt im ehemaligen Schlauchturm des Feuerwehrgerätehauses eingerichtet hat: Dort wohnen und arbeiten Künstler, die im Gegenzug dem Museum ein Kunstwerk als Dauerleihgabe zur Verfügung stellen.

Wie sehr Jürgen Blum den Charakter Hünfelds auch als Kunststadt geprägt hat, zeigt sein Projekt „Das Offene Buch“, das im Vorfeld des Hessentages 2000 erdacht wurde. Inzwischen schmücken nach Auskunft von Magistratssprecher Käsmann Beispiele konkreter Poesie etwa 140 Hausfassaden – allesamt von den betreffenden Künstlern wie unter anderem auch Vaclav Havel autorisiert. Nachdem es anfangs Vorbehalte und Bedenken gegeben habe, sei die Nachfrage insbesondere von privaten Haus- und Gebäudeeigentümern sehr stark gestiegen und belege am besten, was Blum beabsichtige: Kunst öffentlich und für jedermann sichtbar zu machen.

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