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Polnische ehemalige Zwangsarbeiter zu Gast bei der Caritas im Bistum Fulda

Fulda. Im Rahmen ihres Erholungsaufenthaltes als Gäste der Caritas im Bistum Fulda ist derzeit wieder eine Gruppe von polnischen ehemaligen Zwangsarbeitern und Verfolgten des NS-Regimes in der Region Fulda zu Gast. Die Seniorengruppe, die wie jedes Jahr durch das Maximilian-Kolbe-Werk nach Fulda vermittelt wurde, ist in Bad Salzschlirf untergebracht und wird von der ehrenamtlichen Caritas-Mitarbeiterin Margarete Wingenfeld betreut. Neben dem touristischen Programm mit Ausflügen in das Umland  gibt es auch „offizielle“ Kontakte. So trafen die polnischen Gäste mit Schülern der 10. Klassen des Realzweiges vom Marianum für ein Zeitzeugengespräch zusammen. Realschulleiter Stefan Zeier erläuterte bei der Begrüßung der Gruppe in der Aula der Schule, dass sich die Realschüler im Rahmen vom Religions- und Geschichtsunterricht mit diesem dunklen Kapitel der deutschen Vergangenheit auseinander gesetzt hatten und entsprechend mit Spannung  die authentischen Berichte der Gäste erwarteten.

Der Reihe nach berichteten die Teilnehmer der Gruppe von ihren Erlebnissen, die sie als Kinder, Jugendliche oder junge Erwachsene erlebt hatten: Nachts aus dem Bett geholt, mit nur der Kleidung am Körper und kleinem Handgepäck in Lager gebracht, die Familien zerstreut, die Eltern und großen Geschwister zur Zwangsarbeit auf Bauernhöfen oder in Fabriken eingeteilt, unter unmenschlichen Bedingungen zusammen gepfercht, nur mangelhafte Ernährung mit trockenem Brot und Brennnesselsuppe, erduldete medizinische Versuche, schließlich die Befreiung nach tagelangen Fußmärschen oder Siechtum bis zuletzt im Lager.

Die Schüler des Marianums hörten den Ausführungen regelrecht sprachlos zu. Für Verständigung sorgte der Küster des Fuldaer Doms  Richard Bok der satzweise die Berichte ins Deutsche übersetzte und anschließend die Fragen der Schüler an die polnischen Senioren auf Polnisch vortrug. So ging es bei den Fragen u.a. um Details des Lagerlebens, die Möglichkeit der Konspiration gegen die NS-Schergen und um Fragen der Versöhnung und Verzeihung. Dazu sagte Wanda, eine der polnischen Seniorinnen abschließend: „ Wir schauen nach vorne – mit sehr viel Sympathie für euch Jugendliche. Bitte sorgt mit dafür, dass die Freundschaft zwischen den Völkern, so wie wir sie jetzt haben, bewahrt wird!“

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