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Teilnahme an Eucharistie Gradmesser für kirchliches Leben

Fulda. Mit Gottesdiensten und Prozessionen feierten die Katholiken am Donnerstag das Fronleichnamsfest. Eine der größten Fronleichnamsprozessionen in Hessen fand in Fulda statt, wo das Fest seit über 700 Jahren begangen wird. Über 3.000 Gläubige zogen hier nach einem Gottesdienst im überfüllten Hohen Dom unter zunächst sonnigem, dann wolkenverhangenem Himmel durch die mit frischem Birkengrün, bunten Blumenteppichen und gelb-weißen Fahnen geschmückte Innenstadt. Die dramatische Verringerung der Teilnahme an der Sonntagsmesse in den letzten Jahrzehnten treffe die Kirche in ihrem Kern viel mehr, als viele bisher vermutet hätten, hob Bischof Heinz Josef Algermissen in seiner Predigt hervor.

„Die Teilnahme an der sonntäglichen Feier der Eucharistie ist ein feiner Gradmesser für die sonstige Teilnahme am kirchlichen Leben.“ Der erste und ursprüngliche Anlass für die Feier der Eucharistie sei der Sonntag, der durch die Eucharistiefeier als Feier des Herrenmahls sein spezifisches Gewicht als „Tag des Herrn“ erhalte. Darin liege der Grund, dass nach altchristlichem Brauch, der bis in das 19. Jahrhundert hinein galt und der in der Ostkirche bis heute in Kraft sei, am Sonntag in jeder Gemeinde nur eine Eucharistie als Sammlung der Gemeinde gefeiert wurde, betonte der Oberhirte.

Am Beginn seiner Predigt hatte der Bischof herausgestellt, dass alles, was lebe, sich in Wandlung befinde. „Von daher kann es nicht erstaunen, dass das Wissen um Wandlung erst recht zu den Urgegebenheiten des eucharistischen Glaubens gehört.“ Das Wort „Wandlung“ könne von daher am besten beschreiben, worum es in der Eucharistie gehe. Es führe zur österlichen Wandlung vom Tod zum Leben, vom getöteten Leib Jesu am Kreuz des Karfreitags zum auferstandenen Christus am Ostermorgen. „Die Umwandlung von Tod zu Leben ist die innere Voraussetzung dafür, dass wir in der Feier der Eucharistie Christus als gegenwärtig erfahren dürfen, und zwar in seiner Hingabe für uns Menschen“, rief der Bischof in Erinnerung.

Die Eucharistie sei die sakramentale Vergegenwärtigung des Kreuzesopfers Jesu Christi, wie Papst Johannes Paul II. in seiner Enzyklika über die Eucharistie betont habe: „Die Messe macht das Opfer des Kreuzes gegenwärtig, sie fügt ihm nichts hinzu und vervielfältigt es auch nicht. Das, was sich wiederholt, ist die gedenkende Feier, durch die das einzige und endgültige Erlösungsopfer Christi in der Zeit gegenwärtig wird.“. Erst in diesem größeren Zusammenhang bekomme die eucharistische Wandlung ihren tiefen Gehalt, nämlich die Umwandlung der Gaben von Brot und Wein, so dass in diesen verwandelten Gaben der Schöpfung der sich hingebende Christus und damit sein Leib und Blut gegenwärtig seien, erläuterte Algermissen.

Der kirchliche Lehrbegriff der „Transsubstantiation“ sei schwer zu erklären, zumal in heutiger Zeit, „in der wir Menschen oft nur noch in Funktionen denken und leben können ─ bis dahin, dass der Mensch selbst nur noch nach seinen Funktionen eingestuft wird.“ Gerade da müsse die Kirche mit dem Sakrament der Eucharistie bekennen, dass sie aus dem rein Funktionalen hinausführe und den „tiefsten Grund der Wirklichkeit“ bezeuge. Das, was in der Eucharistie geschehe, sei keine Um-Funktionierung, sondern wirkliche Um-Wandlung von Brot und Wein. Denn mit dem Begriff „Substanz“ habe die Kirche gerade die oberflächliche Einstellung in Frage gestellt, die sich vor allem an das Greifbare, Meßbare und Funktionale halte.

„In die Umwandlung der Gaben von Brot und Wein wird die ganze Schöpfung mit einbezogen“, fuhr Algermissen fort. Dies werde vor allem im liturgischen Akt der Gabenbereitung in den sie begleitenden Lobpreisungen Gottes bekannt. In der Darbringung von Brot und Wein, den Früchten der Erde und der menschlichen Arbeit erahne man nicht nur die endgültige Verherrlichung Gottes durch die gesamte Schöpfung, sondern in der Verwandlung der eucharistischen Gaben feierten die Christen bereits die Verwandlung der ganzen Welt am Ende der Zeiten. Auf diese universale, geradezu kosmische Dimension legte Papst Johannes Paul II. einen besonderen Akzent, als er in seiner Enzyklika über die Eucharistie betonte: Selbst dann, wenn man die Eucharistie „auf dem kleinen Altar einer Dorfkirche feiert, wird die Eucharistie immer in einem gewissen Sinn auf dem Altar der Welt zelebriert. Sie verbindet Himmel und Erde. Sie umfasst und erfüllt alles Geschaffene.“

„Wenn Christus in der Eucharistie uns seinen Leib schenkt und uns so zu seinem Leib gestaltet, bedeutet die Feier der Eucharistie für jede Ortskirche ihre Einbeziehung in den einen Christus“, so Algermissen weiter. Das wiederum meine nichts anderes als das „Einswerden aller Kommunizierenden in der universalen Gemeinschaft der Kirche, die sogar Lebende und Tote verbindet“. Dies komme liturgisch dadurch zum Ausdruck, dass die Eucharistie einerseits in der Gemeinschaft mit den Heiligen und mit den Toten gefeiert werde und dass sie auf der anderen Seite nur in apostolischer Tradition möglich sei. „Die Erwähnung des Papstes und des jeweiligen Ortsbischofs im Eucharistischen Hochgebet steht deshalb dafür, dass wahrhaft die eine Eucharistie Jesu Christi gefeiert wird.“

Man müsse aufs Neue verstehen, dass die Heilige Eucharistie, die an Fronleichnam ganz im Mittelpunkt stehe, nicht nur Quelle und Höhepunkt, sondern auch die unbedingte Herzmitte des kirchlichen Lebens sei. „Nur wenn das Herz gesund ist, können auch die anderen Organe des Leibes Christi richtig leben“, sagte Algermissen am Ende seiner Predigt. Der Domchor Fulda unter der Leitung von Domkapellmeister Franz-Peter Huber sang im Gottesdienst und bei der Prozession Chorsätze aus der „Missa in honorem Beatae Mariae Virginis de Loreto“ von V. Goller und von M. Haller, N. Wilton, H. Isaak und W. A. Mozart sowie weitere Choräle im Wechsel mit der Gemeinde. Die Orgel spielte Domorganist Prof. Hans-Jürgen Kaiser. An den Altären wirkte neben einer Bläsergruppe auch der Domchor mit.

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