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Seltene Tier- und Pflanzenarten fühlen sich am Haunestausee bei Marbach heimisch

Petersberg-Marbach. Er wirkt wie ein kleines natürliches Kleinod, zwischen Petersberg und Hünfeld gelegen: der Haunestausee bei Marbach. Zwischen 1983 und 1989 entstanden, dient er dazu, durch eine technisch aufwändige Sperre Überschwemmungen im Haunetal zu vermeiden. Mit der Baumaßnahme wurden umfangreiche Renaturierungsprojekte der Unteren Naturschutzbehörde des Landkreises Fulda und des Betreibers der Haunetalsperre, des Wasserverbandes Haune, in Gang gesetzt. In einem Naturschutzgebiet von rund 30 Hektar wurde und wird noch heute eine ökologisch reichhaltige Auenlandschaft als Brut- und Rastgebiet für zahlreiche seltene und bedrohte Wasservogel- und verschiedene Entenarten geschaffen. Darüber hinaus ist der Haunestausee ein Lebensraum und Laichbiotop für Amphibien, Fische und weitere an Gewässer gebundene Lebewesen. Experten bezeichnen die Entwicklung dieses Naturschutzgebietes als überaus positiv. Feuchtgebiete, Schilfzonen und Auenwald bieten nachhaltigen Naturschutz.

Der Haunestausee ist ein ideales Naherholungsgebiet, da er durch seine direkte Nähe zum Naturschutzgelände eine hervorragende Möglichkeit bietet, die dort vorkommenden Tier- und Pflanzenarten zu jeder Tageszeit zu erleben. Beobachtungsstände an den Erholungswegen sowie Hinweistafeln erleichtern die Entdeckungstour. „Naherholung und Naturschutz gehen eine gelungene Symbiose ein“, betont Landrat Bernd Woide. In einer Studie des Vereins für Naturkunde Osthessen, des NABU Petersberg, der Unteren Naturschutzbehörde und der Gemeinde Petersberg heißt es: „Naturerlebnis Hauneteiche – Entwicklung eines Naturschutzgebiets zum Domizil seltener Arten“.

In mehreren Sedimentfolgen des Bundsandsteins bildete sich die so genannte „Marbacher Senke“ aus und gab ihr diesen eigenwilligen Charakter. Zehn Vegetationstypen sind hier zu finden: ein verlandeter Uferbereich mit Röhricht- und Staudenvegetation, ein Auwald, Hochstauden, Restflächen der ehemaligen Auewiesen, fast vegetationsfreie, offene Wasserflächen, von Erlen und Weiden geprägte Gehölze, Bestände der Schwarzerle und des Indischen Springkrauts, eine feuchte Ruderalflur sowie Binsen-Bulte. Auch Säugetiere fanden und finden im Bereich der Hauneteiche ihre Heimat. Dazu gehören Rehe, Wildschweine, Feldhasen, Igel, Stein- und Baummarder, Iltisse, Große Wiesel (Hermelin), Mauswiesel, Siebenschläfer, Bisam, Maulwurf sowie verschiedene Mäuse- und Spitzmausarten. Darüber hinaus ist die Hauneaue mit den angrenzenden Waldgebieten Lebensraum und Wanderkorridor für die Wildkatze und den Luchs. Zudem wurde der Biber im Herbst 2009 am Haunesee ausgewildert und soll für die Gestaltung der Wasserflächen sorgen.

Eine gewisse Eigendynamik entwickelt(e) die Vogelwelt am Haunestausee. Viele der Arten sind auf der Roten Liste der Brutvogelarten Hessens aufgelistet. Das Spektrum reicht über den Flußregenpfeifer und Flußuferläufer, Nilgänse, Stock- und Knäkenten bis hin zu Silber- und Graureiher. Des Weiteren findet der Wanderer und Spaziergänger Blässrallen (Blesshühner) sowie Teichrallen (Teichhühner). Zu beobachten sind auch Fischadler, Schwarzmilane, Kormorane, Gänsesäger sowie Hauben- und Zwergtaucher. Ebenfalls finden sich als Nahrungsgast bzw. Brutvogel der Schwarzstorch, der Eisvogel, der Teichrohrsänger, die Rohrammer, das Blaukehlchen und die Beutelmeise.

Bunt ist auch die Namensliste der Fische. Da keine Fische in die Hauneteiche eingesetzt wurden, gelangten sie entweder über das Hochwasser der Haune in das stehende Gewässer, oder Wasservöge brachten sie als an ihrem Gefieder klebenden Fischlaich mit. Zu nennen sind der Blaubandbärbling, das Moderlieschen, der Hecht, die Schleie, das Rotauge sowie die Brasse. 25 bis 35 Libellenarten lautet die Erwartungshaltung der Experten am Haunestausee. Die Namen dabei sind oftmals kurios: Blauflügel-Prachtlibelle, Gemeine Binsenjungfer, das Kleine Granatauge, die Bleigrüne Mosaikjungfer, der Vierfleck, der Große Blaupfeil sowie die dominierende Großlibelle am Haunestausee, die Große Königslibelle. Doch auch zahlreiche Tagfalterarten wie der Großgelbwürflige Dickkopffalter, der Zitronenfalter oder der Schwalbenschwanz sind in diesem Naturschutzgebiet zu entdecken. Weiterhin bevorzugen Stechimmen, insbesondere Wildbienen, die trockenwarmen Lebensräume als Nist- und Trachthabitat.

Der Haunestausee, dessen Wasserkraft zur Stromgewinnung von der ÜWAG genutzt wird, hat einen Dauerstauinhalt von 0,3 Millionen Kubikmeter auf einer Fläche von 15,2 Hektar. Die Hochwassereinstaufläche beträgt 75,4 Hektar mit einem zusätzlichen Hochwasserrückhalteraum von rund 2,9 Millionen Kubikmeter.

Fotos: Plappert

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