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Auf der Suche nach PISA in Schweden – Fuldaer Jugendliche beim BDKJ- Bildungsurlaub in Stockholm

Fulda. Was müssen Schüler heute wissen und können und was machen die Schweden in Sachen Bildung anders? Das herauszufinden galt es für 17 Teilnehmerinnen und Teilnehmer beim Bildungsurlaub des BDKJ nach Stockholm. Unter der Leitung von den Referenten Steffen Jahn und Sebastian Blümel hatten sich die Jugendlichen mit Fragekatalog und Referaten gut auf das schwedische Schulsystem und ihre Diskussionspartner vorbereitet. In den ersten Gesprächen und Diskussionen der Jugendlichen mit Vertretern der Staatlichen Schwedischen Schulbehörde Skolverket und beim Deutschen Goethe-Institut in Stockholm wurde deutlich, das sich die Schulsysteme in Deutschland und Schweden grundlegend unterscheiden.

Während die Schüler in den deutschen Bundesländern nach der Grundschulzeit  weitgehend in ein dreigliedriges System übergeleitet werden (in Hessen: Hauptschule, Realschule und Gymnasium), geht die Gesamtschulzeit in Schweden für alle Schüler bis zur Klasse 9. Eine Selektion in Berufs- oder Weiterführenden Schulen findet erst danach statt. Besonders von der schwedischen Berufsausbildung zeigten sich die deutschen Jugendlichen, einige befinden sich selbst gerade in der Berufsausbildung, überrascht. Dort werden die Schüler nämlich ausschließlich in der Schule ausgebildet. Eine betriebliche Ausbildung wie in Deutschland ist unüblich.

Romina Kiefer, Auszubildende im Bischöflichen Generalvikariat könnte sich das schwedische System für ihren Beruf nicht vorstellen: „Gerade bei der Zusammenarbeit mit erfahrenen Kolleginnen in Abteilungen bekomme ich einen Einblick in die Arbeitsabläufe. Außerdem kann man das Gelernte dabei gleich praktisch umsetzen. Und wenn man etwas falsch gemacht hat, können die Kollegen auch gleich helfen!“

Auch weitere Gespräche der Seminargruppe bei der Deutschen Botschaft in Stockholm und der deutschen Redaktion von Radio-Schweden über die deutsch-schwedischen Beziehungen etwa oder die nationalen (politischen) Unterschiede konnten keine eindeutige Antwort darauf geben, welches Bildungssystem nun besser funktioniert. Letztlich festigte sich aber der Eindruck, dass in Schweden durch kleinere Klassen und individuelle Förderung, auch oder besonders von Schülern mit Migrationshintergrund, eine Integration besser gelingt und das Bildungsniveau der schwedischen Schüler im Durchschnitt höher ist.

Eine Förderung von hochqualifizierten Schülerinnen und Schülern hingegen wird durch die frühe Selektion, auf Kosten der Schüler mit höherem Förderbedarf, vom dreigliedrigen Schulsystem in Deutschland begünstigt. Nimmt man hierzulande also ein deutlich niedrigeres Niveau in deutschen Hauptschulen in Kauf zugunsten eines höheren Gymnasialniveaus? Da es in Schweden im Übrigen auch keine reinen Privatschulen gibt, bleibt die Frage offen, wo die schwedische Upperclass ihren Nachwuchs ausbilden lässt. Die Kinder des schwedischen Königs haben jedenfalls allesamt eine ganz normal schwedische Schule besucht.

Infoblock PISA:

Ein internationaler Bildungsvergleich soll Aufschluss geben über die Situation in Schulen in ganz Europa. Seit 2000 vergleichen die PISA-Studien der OECD im drei-Jahres-Takt in den meisten Mitgliedstaaten der OECD und einer Anzahl von Partnerstaaten die „alltags- und berufsrelevanten“ Kenntnisse und Fähigkeiten von 15-Jährigen Schülern. Drei Bereiche werden dabei abgefragt: Mathematik, Naturwissenschaften und Lesekompetenz. Die skandinavischen Länder schneiden seit Jahren traditionell sehr gut bei den PISA-Studien ab. Allen voran Finnland. Aber auch Schweden hat bis 2005 einen vorderen Platz belegen können, bis zum empfindlichen Absturz in 2009. Während man in Deutschland nach dem 20. Platz bei der ersten Studie 2001 vom „PISA-Schock“ und der „Bildungskathastrophe“ sprach, haben sich die Leistungen vor allem im Lesebereich  und bei der Abhängigkeit der Kompetenzen vom sozialen Hintergrund der Schüler bis zur Studie 2009 signifikant
verbessert.

Infoblock BDKJ:

Der Bund der deutschen katholischen Jugend (BDKJ) im Bistum Fulda unterstützt junge Menschen bei ihrer persönlichen Entwicklung und Wegfindung. Er bietet u.a. Bildungsurlaubsseminare an und ist Träger für das Freiwillige Soziale Jahr (FSJ). Als Dachverband vertritt er bistumsweit die Interessen von ca. 7100 Mitgliedern der Katholischen Jugendverbände DPSG (Deutsche Pfadfinderschaft St. Georg), JAA (Junge Aktion der Ackermanngemeinde), J-GCL (Jugendverbände der Gemeinschaft Christlichen Lebens), KjG (Kath. Junge Gemeinde), KLJB (Kath. Landjugendbewegung), KSJ (Kath. Studierende Jugend, Heliand-Mädchenkreis und Schülergemeinschaft im Bund Neudeutschland) der Malteserjugend und Kolpingjugend, sowie der DjK (Deutsche Jugendkraft) als Anschlussverband, in Kirche, Politik und Gesellschaft.

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