Logo

Letzte Lebensphase in Würde und wohl behütet erleben

Hünfeld. Es ist ein nur scheinbar banaler Satz, denn er verkörpert all das, was das Engagement von Bettina Weihofen und ihren ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern auszeichnet: „Im Mittelpunkt unseres Handelns steht einzig der Mensch.“ Die 49-jährige Diplom-Sozialarbeiterin ist seit 2006 Koordinatorin des ökumenischen Hospizvereins Hünfeld, dessen Geschäftsführung beim DRK-Kreisverband Hünfeld angesiedelt ist.

Vor gut sechs Jahren habe man festgestellt, dass zwar Bedarf vorhanden sei, eine Hospizarbeit im Altkreis Hünfeld aber fehle, so DRK-Geschäftsführer Hans- Herbert Knittel. „Gemeinsam mit Bürgermeister Dr. Fennel wurden verschiedene Möglichkeiten erörtert und dabei wurde erkannt, dass wir Partner brauchen, die uns helfen.“ Ein solcher Partner wurde zunächst mit dem Malteser Hilfsdienst in Fulda gefunden, hinzu  kamen die katholische und evangelische Kirchengemeinde Hünfeld sowie die St. Elisabeth-Stiftung. Offiziell begann zum Januar 2007 die Arbeit des ökumenischen Hospizvereins, der nach dem groß angelegten Umbau des alten DRK-Hauses zum Generationentreff wieder in der Mackenzeller Straße beheimatet sein wird und derzeit noch in der alten Hünfelder Landratsvilla untergebracht ist.

Parallel dazu sind die Verantwortlichen bestrebt, das Team um Koordinatorin Weihofen zu verstärken. Denn  –  auch wenn es betriebswirtschaftlich klingen mag – der „Bedarf“ ist weiterhin  da und verlangt ständige Erreichbarkeit.  Obgleich die Thematik immer noch „negativ besetzt“ sei und ein Tabu berühre, wie die 49-Jährige eingesteht, die vor ihrer Hospizarbeit unter anderem in der Erwachsenenbildung, beim Verein „Gemeinsam leben – gemeinsam lernen“, beim Pflegedienst „Tabita“ oder auch in der Fortbildungsakademie der Wirtschaft in Fulda tätig war. „Aus allem kann ich etwas für meine jetzige Arbeit nutzen“, betont Weihofen, die ursprünglich übrigens eine Ausbildung zur Bäckereifachverkäuferin absolviert hat.

Im Vordergrund des Handelns, das sehr großes Einfühlungsvermögen und die Fähigkeit des Zu-Hörens abverlangt, steht der Wunsch eines todkranken Menschen, zu Hause zu sterben und nicht alleine zu bleiben. In enger Zusammenarbeit mit dem Palliativnetz Osthessen sei man bestrebt, dem Betroffenen eine möglichst schmerzfreie letzte Lebensphase zu ermöglichen und ihn diese Zeit als intensiv erleben zu lassen. Weihofen: „Zu diesem würdevollen Sterben gehört auch die Chance, letzte – vielleicht ungesagte – Dinge aufzuarbeiten, eine dringend nötige Aussprache zu führen und sich mit Mitmenschen auszusöhnen.“

Interessierte ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter werden ein Jahr lang gründlich auf ihre Hospizaufgabe vorbereitet:  Einem so genannten „Befähigungsseminar“ schließt sich ein Praktikum im „geschützten Rahmen“ an, beispielsweise in einem Senioren- oder Pflegeheim. Überhaupt definiert Weihofen die Zusammenarbeit mit den  heimischen Pflegediensten als „sehr gut“; es gebe keinerlei Konkurrenzdenken und ein auf Vertrauen basierendes Verhältnis, das sich über die Jahre hinweg aufgebaut habe. Ein „Vertiefungsseminar“, das sich über zehn Abende beziehungsweise fünf Samstage erstreckt,  steht schließlich am Ende der fundierten und vielschichtigen Ausbildung.

Die 49-Jährige ist beim „Erstgespräch“ zwischen dem Schwerkranken oder seiner Familie und den ehrenamtlichen Helfern stets selbst mit dabei, gilt es doch, „zwischen den  Zeilen lesen“ zu können, eine gute Wahrnehmung zu besitzen und auch das Umfeld beurteilen zu können. Denn in der Hospizarbeit geht es auch darum, die Angehörigen zu unterstützen – und sei es nur dabei, dass diese sich eine kleine „Auszeit“  von der Betreuung nehmen.  Die häufigen Worte der Dankbarkeit sowohl seitens des Betroffenen als auch von der Familie seien dann ein schöner Lohn für die aufopferungsvolle und sehr breit gefächerte Tätigkeit: „Das ist dann ein gegenseitiges Geben und Nehmen“, so Weihofen.

Die in der Hospizarbeit Tätigen nehmen immer wieder an Supervisionen teil, um sich fachlichen Rat zu holen beziehungsweise untereinander auszutauschen und über ihre Erlebnisse zu sprechen. Denn die Begleitung eines schwerkranken Menschen bis zu seinem Tod verlangt auch den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sehr vieles ab und geht oftmals an die psychische Substanz. Angeboten werden außerdem regelmäßige Fort- und Weiterbildungen sowie die Teilnahme an Hospiz- und Palliativtagen.

Info

Wer sich für eine ehrenamtliche Mitarbeit beim ökumenischen Hospizverein Hünfeld interessiert, kann sich informieren unter Telefon (06652)9670-10 oder e-Mail b.weihofen@drk-huenfeld.de. Spenden werden erbeten unter Kto-Nr. 700 70 527 (BLZ 530 501 80, Sparkasse Hünfeld) und Kto-Nr. 81 60 60 (BLZ 530 612 30, VR-Bank NordRhön eG).

Categories:

Alle Nachrichten