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Dankesfeier für Zivildienstleistende

Flieden. Seit 1989 haben 44 junge Männer ihren Zivildienst bei der gemeinnützigen Gesellschaft WABe gGmbH im Fliedener Ortsteil Höf und Haid absolviert – und so dabei geholfen, pflegebedürftigen Menschen ein Stück Lebensqualität zurückgegeben. Für dieses Engagement bedankte sich das Team um Leiterin Jutta Sdrena bei ihren aktuellen und ehemaligen Zivis. Der Job des Zivildienstleistenden sei nicht zu unterschätzen, denn die Zivis bei WABe in Höf und Haid hatten in der Vergangenheit neben Fahrdiensten, Hausmeisterarbeiten und Renovierungen noch wesentlich mehr zu leisten. „Vor allem mussten sie in sehr kurzer Zeit lernen, auf fremde und an Psychosen leidenden Menschen einzugehen, ihnen helfen, im Alltag zurechtzukommen und selbst viel Verantwortung für diese Person zu übernehmen.

Pflegeberufe sind harte Jobs: An sieben Tagen der Woche muss man rund um die Uhr für einen Einsatz bereit sein“, erklärt WABe-Geschäftsführerin Jutta Sdrena. Zur Würdigung dieser Leistung veranstaltete WABe am vergangenen Wochenende eine Dankesfeier. Der Einladung von Jutta Sdrena sind mehr als die Hälfte der Zivis und außerdem jede Menge Freunde gefolgt. Bei Fingerfood wurde über die guten alten Zeiten genauso philosophiert wie über die aktuelle, politische Entwicklung. Jutta Sdrena von WABe hat beobachtet, dass die Nachfrage nach Diensten, wie sie die WABe gGmbH anbietet, steigt: Die Zahl der Betreuungsplätze in Höf und Haid ist in den letzten Jahren von 11 auf 23 gestiegen. Mit Abschaffung des Wehrdienstes gibt es aber nun automatisch auch keine Zivis mehr.

Damit einhergehend muss das Service- und Betreuungsangebot für Pflegebedürftige deutlich eingeschränkt werden, sodass diese Menschen weniger gut betreut werden können. Sdrena betrachtet diese Entwicklung als „politischen Schnellschuss“, der noch nicht gut genug überdacht war und bedauert die daraus resultierenden Nachteile für ihre Branche. Bei WABe reagiert man nun darauf, indem man jungen Menschen, die ernsthaftes Interesse an dieser Arbeit zeigen, eine Betreuung im Rahmen eines Praktikums, Freiwilligen Sozialen Jahres oder Mini-Jobs anbietet. „Die Betroffenen wissen die Hilfe zu schätzen“, weiß Jutta Sdrena und die Zivis betonen die positiven Erfahrungen und den Spaß, den sie während ihrer Zeit in Höf und Haid hatten.

Björn Uffelmann, heute 30 Jahre alt, hat von 2001 bis 2002 seinen Zivildienst in der Werkstatt der Anstalt absolviert. Nach einer Fortbildung zum Tischlermeister hat er später die Leitung der hauseigenen Schreinerei übernommen, wo die Bewohner wieder an einen geregelten Tagesablauf und verlässliche Strukturen herangeführt werden. „Alle Zivis hat die Zeit in Höf und Haid geprägt“, erklärt er, „viele haben durch diesen Dienst ihre eigene Persönlichkeit weiterentwickeln und stärken können.“

Der 26-jährige Stefan Schmelz stimmt ihm zu. Vor allem die Veränderung der Einstellung gegenüber psychischer Krankheitsbilder sei bemerkenswert. Nachdem er seinen Zivildienst 2008 beendete, schlug er trotz dieser positiven Erfahrungen einen anderen Weg ein und begann eine Ausbildung zum Fachinformatiker. Die sozialen Fähigkeiten, die er im Umgang mit Menschen während seines Zivildienstes erlangte, bezeichnet er aber dennoch als „wertvolle Eigenschaften, die sich ein Leben lang als Vorteile erweisen werden“. Die Gäste und Gastgeber haben sich sichtlich über das Wiedersehen gefreut und so wurde noch bis spät in die Nacht geplaudert, gespielt und gelacht.

Zum Unternehmen:

1987 gründete der Verein „Initiative zur Betreuung psychisch Kranker e.V.“ das Wohnheim Höf & Haid. Im Anwesen Stillerz 6 im Ortsteil Höf & Haid der Gemeinde Flieden konnten 11 psychisch kranke Menschen  eine ehemalige Mühle beziehen, um sich von dort aus wieder eingliedern zu können. Unter Fachleuten wurde „Höf & Haid“ bekannt als ein Haus mit viel Engagement und individueller Unterstützung für Betroffene, die mehr Selbständigkeit erreichen wollen. Besonders die Trainingsprogramme und weitere Projekte zur Gestaltung des Tages sind über Jahre entwickelt und verfeinert  worden. Bis Ende 2006 wurden über 180 Personen betreut.

Ein Meilenstein wurde mit der Fertigstellung des Neubaus eines Wohnheims in Höf und Haid im Jahr 2007 gelegt. Um das Erweiterungsprojekt zu bewältigen änderten  sich die Trägerstrukturen. Der Trägerverein „Initiative zur Betreuung psychisch Kranker e.V.“ gründete die gemeinnützige Gesellschaft „WABe gGmbH“ und änderte gleichzeitig seinen Namen in WABe e.V., was für Wohnen, Arbeiten und Betreuung steht. Seither betreibt WABe  die beiden Einrichtungen: Wohnheim Höf & Haid, Laugendorf 9, 36103 Flieden, sowie die Außenwohngruppe Mackenrodtstrasse 11 in 36039 Fulda.

Im Juni 2007 bezog das Wohnheim Höf und Haid die neu gebauten  Wohnheim- und Verwaltungsgebäude unweit der bisherigen Mühle. Mit dem Umzug erhöhte sich die Anzahl der Klientenplätze von bisher 11 auf 23 Personen. In den beiden Einrichtungen werden insgesamt 29 Menschen mit psychischen Erkrankungen professionell betreut und unterstützt.

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