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Jugendliche trotzen Hitze und Sturm beim Weltjugendtag in Madrid

Madrid/Fulda. Der Militärflughafen „Cuatro Vientos“ im Südwesten Madrid hatte für den Weltjugendtag einen prophetischen Namen: die vier Winde, wie der Name übersetzt ins Deutsche heißt. Sie waren für die Jugendlichen am vergangenen Wochenende deutlich spürbar. Zunächst mussten die jungen Pilger aus dem Bistum Fulda mit der Hitze kämpfen. Bereits am Samstagvormittag machten sich die rund 290 Teilnehmer in ihren unterschiedlichen Kleingruppen zum Abschlussgelände auf. Der Weg mit U-Bahn und Fußmarsch war beschwerlich, wurde aber durch die Anwohner der Häuser am Wegesrand erleichtert. Sie ließen Wasser aus Duschköpfen, Flaschen und Waschschüsseln auf die Masse von jungen Pilgern herabregnen. Auf dem Platz übernahm die Feuerwehr mit ihren Löschfahrzeugen die Abkühlung der Jugendlichen.

Auf dem Flugplatz saßen die Pilger aus dem Bistum Fulda im Sektor E4 und F5. Dort schlugen sie in aller Enge ihr Quartier auf und erlebten die Nachtwache mit dem Papst, die um 19.30 Uhr begann. Kurz nach Ankunft des Papstes zog ein schwerer Sturm über den Platz, der sich bereits vorher durch Blitz und Donner den Jugendlichen angekündigt hatte. Jeder holte Schirme, Jacken, Müllbeutel und Rettungsdecken hervor, um sich und seine Sachen vor dem Unwetter zu schützen. Paulina Hauser (18) aus Eiterfeld erinnert sich: „Als bei der Vigil der Sturm hereinbrach, die Bildschirme und der Ton ausfielen, dachte ich, dass der Papst wegfährt oder sich in ein Gebäude begibt.

Aber er blieb doch da, trotz des Regens, und das fand ich sehr bestärkend“, sagt die 18-Jährige und bezeichnet dieses Erlebnis als ihr schönstes auf dem Weltjugendtag. Tatsächlich hatte man den Papst während des Gewitters zweimal gefragt, ob er gehen wolle. Laut Vatikansprecher Federico Lombardi habe der Papst es beide Male verneint und geantwortet: „Nein, ich bleibe. Wir bleiben“, so Lombardi im Gespräch mit Radio Vatikan.

Die Jugendlichen lobte er im Anschluss an das Unwetter für ihre Ausdauer und Widerstandsfähigkeit. „Ich danke euch für das wunderbare Zeugnis, das ihr gegeben habt. Genau wie in dieser Nacht werdet ihr mit Christus immer die Prüfungen eures Lebens bestehen. Vergesst das nicht! Danke euch allen“, so der Papst am Ende der Vigil. Auch Pfarrer Markus Blümel aus Eiterfeld, der mit einer kleinen Gruppe von Jugendlichen in Madrid war, beeindruckte das Ereignis von Gewitter und Gebetswache: „Ich habe wieder neu erfahren, die Kirche ist und bleibt jung. Außerdem hat mir das Erlebnis von Cuatro Vientos gezeigt, dass die Kirche trotz widriger Einflüsse von außen Einiges aushalten kann.“

Die restliche Nacht verbrachten die Jugendlichen gut, auch die Regenschauer ließen nach, und am Morgen erwachten die jungen Menschen mit dem Sonnenaufgang. Wenig später fuhr bereits Papst Benedikt XVI. auf den Platz und eröffnete die Abschlussmesse des Weltjugendtages mit mehr als 1,5 Millionen Jugendlichen. In seiner Predigt machte der Bischof von Rom deutlich, dass es im Glauben nicht bloß darum gehe, Jesus Christus äußerlich als eine unter vielen religiösen Persönlichkeiten zu kennen. „Der Glaube liefert nicht nur irgendeine Information über die Identität Christi, sondern er setzt eine persönliche Beziehung zu ihm voraus, die Zustimmung der ganzen Person mit ihrem Verstand, ihrem Willen und ihren Gefühlen“, so der Papst.

Letztlich sei Glaube ein Geschenk, das die Jugendlichen mutig annehmen und pflegen sollten. Dabei sei der Bezug zur Kirche entscheidend, denn Christus könne man losgelöst von der Kirche betrachten. „Liebt die Kirche, die euch zum Glauben geboren hat, die euch geholfen hat, Christus besser kennenzulernen, die euch die Schönheit seiner Liebe entdecken ließ. Für das Wachsen eurer Freundschaft mit Christus kommt es entscheidend darauf an, dass ihr die grundlegende Bedeutung eurer freudigen Einbindung in die Pfarreien, Gemeinden und Bewegungen ebenso anerkennt wie die Teilnahme an der Eucharistie an jedem Sonntag, den häufigen Empfang des Sakraments der Versöhnung, die regelmäßige Anbetung und die regelmäßige Betrachtung des Wortes Gottes“, sagte der Papst.

Aus dieser gelebten Christusbeziehung erwachse dann auch das Zeugnis. Benedikt XVI. fragte die Jugendlichen am Ende der Messfeier: „Eure Freunde werden wissen wollen, was sich in euch verändert hat, nachdem ihr in dieser großartigen Stadt mit dem Papst und mit Hunderttausenden von Jugendlichen aus aller Welt zusammen gewesen seid: Was werdet ihr ihnen sagen?“

Tessa Nophut (17) aus Arzell antwortet: „Für mich war das Schönste unser Besuch im Anbetungszelt im Retiro-Park. Als wir dort waren, kamen gerade das Weltjugendtagskreuz und die Ikone herein, und das war sehr bewegend. Auch die Anbetung vor dem Allerheiligsten war etwas ganz besonderes.“ In der gleichen Kleingruppe war auch Janik Wieczorek (14) aus Großentaft. Er antwortet auf die Frage: „Mich hat der Friedensgruß bei der Abschlussmesse auf Cuatro Vientos bewegt. Jeder wünschte ihn anders, in seiner Sprache, und das war beeindruckend.“

Franziska Kircher (18) aus Dittlofrod bewegte besonders die Eröffnungsmesse mit Erzbischof Kardinal Antonio Maria Rouco Varela auf der Plaza de Cibeles: „Die Messe war komplett in Spanisch. Wir und die Jugendlichen um uns herum haben nichts verstanden. Als dann aber das Halleluja angestimmt wurde, sang jeder, egal aus welchem Land, einfach mit. Das war toll.“ Hanna Gömpel aus Niederkalbach sagte: „Am beeindruckendsten fand ich die Beichtmeile im Retiro-Park. Ich dachte nicht, dass es möglich ist und funktioniert mit fremden Priestern und in allen Sprachen.“

Jugendpfarrer Sebastian Blümel zeigte sich von der Gemeinschaft auf dem Flugplatz tief beeindruckt: „Was für ein Friedenszeugnis der Teilnehmer aus 193 Nationen! Jugendliche aus Ländern, die zu Hause im Krieg miteinander stehen, versammeln sich hier zu einer Gebetsgemeinschaft.“ Die Gemeinschaft zeigte sich besonders im Umgang auf dem Platz, sei es beim Anstellen an Warteschlangen oder auch beim Belegen des Platzes in den verschiedenen Sektoren. „So viele Menschen, und jeder hat dem anderen geholfen“, sagte Viola Sinsel aus Gelnhausen-Höchst beeindruckt.

Andrea Koob, Referentin für religiöse Bildung im Bischöflichen Jugendamt, wünscht sich, dass die Erlebnisse von Madrid Früchte tragen: „Ich bin mir sicher, dass der Weltjugendtag für viele Teilnehmer ein Impuls war, den Glauben stärker zu leben und sich mit ihm auseinanderzusetzen. Dies wird auch die Jugendseelsorge im Bistum neu beleben“, so Koob. Alle Daheimgebliebenen, aber auch alle Teilnehmer sind herzlich zum Fest des Glaubens am 10. September nach Dietershausen eingeladen. Dort soll auch das offizielle Nachtreffen des Weltjugendtages stattfinden. Es wird auch eine Übernachtung von Samstag auf Sonntag angeboten, um eine richtige Weltjugendtagsstimmung zu gewährleisten.

Am Ende der Messfeier auf dem Flugplatz Cuatro Vientos in Madrid verkündete Papst Benedikt XVI. den Ort des nächsten großen Weltjugendtages. Er soll 2013 in Rio de Janeiro stattfinden. Laut Meldung der Katholischen Nachrichtenagentur (KNA) findet er vom 23. bis 28. Juli 2013 statt und steht unter dem Motto: „Geht zu allen Völkern, und macht alle Menschen zu meinen Jüngern (Mt 28,19).“

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