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Gisela Rieck hat künstlerische Entwicklungsprozesse mit viel Gespür begleitet

Künzell/Kleinsassen. Sie fehlt vielen als Mensch und als Künstlerin: Der Tod von Gisela Rieck im Frühsommer bedeutet einen herben Verlust für die Druckwerkstatt der Volkshochschule des Landkreises Fulda, und die Kunststation Kleinsassen ist ebenfalls um einen „guten Geist“ ärmer. Seit 1990 hat die gebürtige Dessauerin die Druckgrafiker-Gruppe geleitet – zunächst  in der Konrad-Adenauer-Schule, dann in ihrem Künzeller Privathaus. Diese unaufdringliche, aber tiefsinnige Kunstsparte auf der Basis soliden Könnens passte zu Gisela Rieck und ihrem Wesen. Sie interessierte sich sehr für den Menschen – im Miteinander wie in der künstlerischen Darstellung. Ihr Ausdrucksvermögen und ihr Erfahrungsschatz waren groß, doch damit gab sie sich nicht zufrieden.

„Sie hat auch für sich weiter experimentiert und ist neuen Drucktechniken gegenüber offen gewesen“, schildert Werkstatt-Mitglied Margarete Schönherr. Dass Gisela Rieck eine vertrauensvolle Arbeitsatmosphäre geschaffen hat, hebt auch ein anderer Druck-Aktiver hervor: „Unter anderem besaß sie die Gabe, Talente zu fördern. Auf ihre zurückhaltende, subtile Art hat sie unsere künstlerischen Entwicklungsprozesse mit viel Gespür begleitet“, sagt Matthias Schütz.

Die Gruppe kam bislang mittwochs zusammen, wobei Rieck sich viel Zeit für das gemeinsame Arbeiten nahm. Sie hat maßgeblich dazu beigetragen, dass dort ein freundschaftliches Klima der Hilfsbereitschaft und Toleranz herrscht. Heidi Rosenboom betonte vor einigen Jahren bei einer Präsentation der „Drucker“ in Flieden: „Ich möchte unser wöchentliches Zusammentreffen fast als eine Oase im Alltagsleben bezeichnen.“ Inzwischen haben etliche Ausstellungen die Produktivität in dieser Gruppe unterstrichen, die für Vielfalt und Pfiffigkeit der Grafik steht. Michael Friedrich sorgte als Leiter der Kreis-Volkshochschule dafür, dass die Werkstatt mit derzeit 16 Teilnehmern weitergeführt wird. Deren neuer Leiter, der ab 30. August übernimmt, ist wieder der alte: Künstler Bernd Baldus war schon Riecks Vorgänger.

Friedrichs Vorgänger Peter Ballmaier leitet die Kunststation Kleinsassen und hat während der Trauerfeier für die verstorbene Weggefährtin in einer Rede hervorgehoben, dass Gisela Rieck bei der Erneuerung der Malerdorf-Tradition von Anfang an aktiv gewesen war: „Sie wollte die Utopie eines Künstlerdorfs mitgestalten.“ Ballmaier beschreibt, wie sie zu einem wichtigen Teil der Kunststation geworden sei. Er würdigt ihre aufgeschlossene, verständnisvolle Präsenz und betont: „Eines zeichnete Gisela Rieck besonders aus, das war ihre nie nachlassende Bereitschaft zu helfen.“

Während einer Vernissage der vhs-Druckwerkstatt in der Kunststation habe der damalige Erste Kreisbeigeordnete Gerhard Möller hervorgehoben: „Bei aller internationalen Ausrichtung der Kunststation…wäre sie doch wie ein Raumschiff im All, wenn sie keine Erdung in die Region hinein hätte.“ Ballmaier: „Und Gisela Rieck war Erdung für die Kunststation – als Künstlerin, Gast, Freundin und Beraterin der dort Wohnenden, als Helferin und Mitarbeiterin.“ Zudem formuliert er: „Gisela war eine der Stillen, der gebenden, handelnden Stillen, die leicht vergessen machen, welch wichtige Rolle sie für die Menschen in ihrer Umgebung spielen. Eine der Stillen, die erst durch ihren Weggang schmerzhaft laut werden.“

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