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Vom Schreibtisch weggeholt und in Fußballschuhe gesteckt

Fulda. Der Landkreis Fulda hält einen Rekord, den man mit Blick auf die eher unterdurchschnittliche Präsenz von heimischen Mannschaften in den höheren Fußball-Klassen nicht unbedingt erwartet hätte. Insgesamt elf Mal war das Team der Kreisverwaltung Hessenmeister beim Turnier der Landratsämter, das seit 1981 ausgetragen wird und seit vielen Jahren fester Bestandteil des Hessentags ist. Bereits bei der Premiere in Friedberg und auch im Jahr darauf in der Johannisau konnten die ersten Turniersiege errungen werden. Letztmalig ging der Titel im Jahr 2010 nach Fulda, als die Veranstaltung in Stadtallendorf ausgetragen wurde.

Nicht ganz so erfolgreich war man in diesem Jahr in Oberursel. Im Viertelfinale scheiterte man am späteren Turniersieger aus dem Landkreis Offenbach. Aber auch in der diesjährigen Hessentagsstadt überzeugte die Mannschaft durch spielstarke Begegnungen und einen hervorragenden Zusammenhalt. Gemeinsam mit den mitgereisten Fans zeigte man sich als verschworene Einheit. In gewisser Weise fungierte die heute nicht mehr bestehende Betriebssportgruppe der Kreisverwaltung, die sich jeden Montag nach Dienstschluss unter Leitung von Gerhard Krönung in der Petersberger Kreissporthalle traf, als Geburtshelfer.

Aus ihr rekrutierte sich nicht nur so mancher aktiver und passiver Mitstreiter, sondern die Betriebssportgruppe richtete auch dreimal das Turnier der hessischen Landratsämter (1982 und 1990 in Fulda sowie 2000 in Hünfeld-Mackenzell) aus. Zusätzlich wurde regelmäßig im Wechsel mit anderen Betriebssportgemeinschaften aus der Region ein Hallenfußballturnier veranstaltet.

Rainer Diederich, Reinhold Hahling, Jürgen Hohmann und Arno Riemenschneider waren seit den Anfängen immer dabei, ob als Spieler, Betreuer oder Fan. Auf die meisten Einsätze – teilweise noch unter dem langjährigen Trainer Willi Schrimpf – kommen Bernhard Brähler, Rainer Diederich, Gerald Ebert, Peter Malolepszy, Rüdiger Seifert, Peter Thiele und Bernd Wagner. Die Altersspanne der Akteure schwankt zwischen 17 Jahren und Ende 50, Spieler aus der B-Klasse befinden sich ebenso darunter wie aus der Landesliga. Um die Organisation kümmern sich heute Christoph Erb, Michael Weiß und Christian Thonius.

Zahlreiche Anekdoten ranken sich um die Betriebsfußballer des Landratsamtes. So gewann man das Turnier 1996 in Gelnhausen mit der dünnsten Personaldecke aller teilnehmenden Mannschaften, jeweils nach Elfmeterschießen im Viertel- und Halbfinale sowie im Endspiel. Kurzfristig war ein Kollege, der eigentlich arbeiten wollte, quasi vom Schreibtisch weg und mit geliehenen Fußballschuhen verpflichtet worden. Nach dem Finale hatte besagter Kollege seinen großen Auftritt, als er den Ehrengast und damaligen rumänischen Nationalspieler Marcel Raducanu als „Harry Valerien vom Aktuellen Sportstudio“ interviewte.

Schon häufiger ist es vorgekommen, dass sich die Spieler bei Staus im Bus umziehen und aufwärmen mussten. Legendär sind auch die Ausflüge und Feiern der Betriebssportler. Dabei war die Unterstützung durch die Verwaltungsleitung stets gegeben: Der damalige Erste Kreisbeigeordnete Karl Staubach spendierte die ersten Trainingsanzüge, der frühere Landrat Fritz Kramer lud zum Empfang in eine besonderen Anlässen vorbehaltene Räumlichkeit des Kreishauses und sein Nachfolger Bernd Woide stehe als „Notreserve“ bereit, wenn einmal ein Vorstopper fehlen sollte, wie Peter Malolepszy schmunzelnd bemerkt.

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