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TÜV Hessen wertet Aufzugsprüfungen aus: 42 Prozent nicht einwandfrei

Hessen. Wie der Verband der TÜV e.V. (VdTÜV) heute mitteilt, wurden 2010 in Deutschland fast 470.000 Aufzugsanlagen von den Zugelassenen Überwachungsstellen (ZÜS) überprüft. Mindestens jeder zweite Aufzug (51,3 Prozent) hatte Mängel. Das ist das Ergebnis des Anlagensicherheits-Reports, den der VdTÜV gemeinsam mit den ZÜS, darunter die des TÜV Hessen in Darmstadt, heute vorstellt. Ähnlich wie beim jährlichen TÜV-Report für Autos sind darin Mängelstatistiken der VdTÜV-Mitglieder zusammengefasst. Demnach funktionierten nur 48,7 Prozent völlig fehlerfrei – das waren 6,7 Prozentpunkte weniger als ein Jahr zuvor. Vor der Prüfung waren es noch weniger, denn viele Mängel wurden gleich vor Ort behoben.

Anlagen in Hessen mit weniger Mängeln als der Bundesschnitt

Die Mängelquote ist seit Jahren ansteigend, obwohl die Technik der Aufzugsanlagen permanent verbessert wird. Als Grund dafür vermutet der VdTÜV einen Zusammenhang mit der Wirtschafts- und Finanzkrise der vergangenen Jahre. Die scheint in Hessen allerdings weniger deutlich durchzuschlagen als im restlichen Bundesgebiet: „Der Trend, dass Mängel an Aufzugsanlagen zunehmen, ist in Hessen derzeit nicht ganz so groß, was wahrscheinlich an der guten wirtschaftlichen Situation in Hessen liegt“, sagt Hans-Peter Zimmermann, als Bereichsleiter Industrie Service im TÜV Hessen verantwortlich für das Geschäftsfeld Fördertechnik. Als Grund sieht Zimmermann aber auch, „dass die Experten des TÜV Hessen mit vielen Betreibern der Aufzugsanlagen und Wartungsfirmen seit vielen Jahren im Dialog stehen“. So könne man frühzeitig etwa auf entstehende Mängel durch Verschleiß hinweisen.

Häufig versagt der Notruf-Knopf

In Zahlen: Der TÜV Hessen hat im vergangenen Jahr in Hessen fast 35.000 Aufzüge überprüft. Immerhin 14.750 Anlagen wiesen Mängel auf. Richtig alarmierend sind die festgestellten Fehler selten: 56 Aufzüge mussten wegen „gefährlicher Mängel“ sofort abgeschaltet, bzw. durch die Überwachungsbehörden stillgelegt werden. Bei 1700 Aufzugsanlagen traten „sicherheitserhebliche Mängel“ auf. Doch auch kleinere Schäden können für die Betroffenen unangenehm sein. „Besonders häufig sind die vorhandenen Notrufsysteme ohne ausreichende Funktion“, weiß Zimmermann. Bleibt der Aufzug hängen, komme daher oft erst spät Hilfe – für viele Menschen ein Alptraumgedanke.

Jährlicher Wechsel von Zwischenprüfung und umfangreicher Wiederkehrender Prüfung

Ein vorschriftsmäßig betriebener Aufzug wird in Deutschland jährlich geprüft. Es findet im jährlichen Wechsel eine Zwischenprüfung und eine umfangreiche Wiederkehrende Prüfung durch speziell ausgebildete Sachverständige einer ZÜS statt. Dabei werden unter anderem Fahrverhalten, Sicherheits- und Nothaltvorrichtungen und die Funktion der Fahrkorbtüren einer intensiven Prüfung unterzogen.

„Die Gefahren werden häufig unterschätzt“

Die Mängelbeseitigung nach der Prüfung wird teilweise nachlässig gehandhabt. Dies mussten die unabhängigen Prüfingenieure von TÜV Hessen feststellen: „Bei der Nachprüfung fielen leider immer noch über 400 Aufzüge durch, die wir wegen nicht behobener gravierender Mängel den Überwachungsbehörden melden mussten. Die Gefahren werden häufig unterschätzt“, erklärt Zimmermann. Wenn gefährliche Mängel festgestellt werden, müssen die Defekte umgehend behoben werden. Der Betreiber trägt die Verantwortung für die Veranlassung von Reparatur und Wartungsarbeiten sowie Prüfungen. „Wer hier versucht, Kosten um jeden Preis einzusparen, geht ein hohes Risiko ein“, sagt Zimmermann.

Regelmäßige Prüfungen weiterhin wichtig

Den ZÜS fehlt es an Kontrollbefugnissen, seit 2008 die Aufzugsprüfungen im Zuge der EU-Gesetzgebung liberalisiert wurden. Die TÜV-Experten schätzen deshalb, dass es eine hohe Dunkelziffer an defekten Aufzügen gibt. Etwa 200.000 bis 250.000 Aufzüge in Deutschland werden gar nicht von einer ZÜS überprüft. Ob ein Aufzug geprüft ist, erkennt man an der Prüfplakette der prüfenden ZÜS – es ist allerdings dem Betreiber freigestellt, sie am Aufzug anbringen zu lassen.
Damit technische Mängel weiterhin rechtzeitig entdeckt und Unfälle verhindert werden, sollten Aufzüge wie bislang durch Sachverständige von unabhängigen Organisationen wie dem TÜV Hessen regelmäßig geprüft werden, fordert Zimmermann.

Weitere Informationen erhalten Sie unter www.tuev-hessen.de.

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