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Wieder mehr Arbeitskräfte gesucht – Fachkräftebedarf wird zunehmend zum Personalproblem

Frankfurt. Die Betriebe in Hessen benötigen nach der Krise wieder verstärkt Personal. Das belegen die Daten des IAB-Betriebspanels, eine repräsentative Befragung von knapp 1.000 hessischen Betrieben vom Sommer 2010. Nachdem zur Mitte des Krisenjahres 2009 der Bedarf an Arbeitskräften stark zurückging, stieg ein Jahr später die Nachfrage bereits wieder deutlich an. Anhand der Befragung suchten die hessischen Betriebe Mitte 2010 zur sofortigen Einstellung hochgerechnet rund 45.500 Arbeitskräfte – ein Plus von fast 30 Prozent gegenüber dem Vorjahr.

Nachfrage nach an- und ungelernten Arbeitnehmern steigt

Jede vierte zu besetzende Stelle betraf einfache Tätigkeiten. Dies bedeutet im Vergleich zum Jahr 2009 eine deutliche Steigerung an Stellen für An- und Ungelernte. Vor allem aus den Bereichen Handel und Verarbeitendes Gewerbe kam die Nachfrage nach den gering Qualifizierten. Akademiker wurden dagegen im wirtschaftlichen und wissenschaftlichen Dienstleistungssektor gesucht. Ebenfalls haben Großbetriebe eine hohe Nachfrage nach Akademikern, ihr Bedarf liegt fast fünfmal so hoch wie in Kleinstbetrieben. Umgekehrt besteht in kleineren Betrieben eine hohe Nachfrage nach Arbeitskräften für einfache Tätigkeiten.

Wenig Neueinstellungen – Betriebe nutzen Befristungen und Leiharbeit

Im ersten Halbjahr 2010 lag der Umfang der Neueinstellungen mit rund 121.400 auf Vorjahresniveau und ist somit fast unverändert. Besonders viele Neueinstellungen entfielen mit jeweils einem Drittel auf Klein- und Mittelbetriebe. Über die Hälfte der Arbeitskräfte fand eine Stelle in den dienstleistungsorientierten Branchen.

Allerdings sind laut Befragung immer mehr neueingestellte Mitarbeiter von befristeten Verträgen betroffen. Fast jeder zweite Beschäftigte erhielt 2010 zunächst einen befristeten Arbeitsvertrag. Damit haben sich Befristungen auch nach der Krise auf einem hohen Niveau eingependelt. Gleichzeitig machen immer mehr Betriebe von dieser Möglichkeit Gebrauch: Fast 45 Prozent der Betriebe schlossen befristete Verträge ab. Gegenüber dem Vorjahr bedeutet dies eine Zunahme von 13 Prozent.

Auch die Leiharbeit hat sich in Hessen etabliert, wenn auch auf einem niedrigeren Niveau als die Befristungen: Nur in sieben Prozent der hessischen Betriebe finden sich Leiharbeitskräfte, diese machen derzeit rund zwei Prozent aller Beschäftigten aus. Vor allem in der Produktion (Verarbeitendes und Baugewerbe) ist Leiharbeit verbreitet, wobei die schnelle Verfügbarkeit der Beschäftigten und der zeitlich begrenzte Bedarf die Hauptgründe für deren Einsatz sind.

Fachkräftebedarf wird zunehmend zum Personalproblem

Im ersten Halbjahr 2010 konnten rund sieben Prozent der Betriebe Stellen für qualifizierte Tätigkeiten nicht besetzen. Etwa 23.500 Stellen blieben somit frei, mehrheitlich im Dienstleistungsbereich und insbesondere bei den wirtschaftlichen und wissenschaftlichen Dienstleistungen. Ein Zeichen dafür, dass sich vor allem in den wissensintensiven Branchen Schwierigkeiten bei der Rekrutierung von qualifizierten Beschäftigten abzeichnen. Trotz einer Zunahme von 8.000 unbesetzten Stellen im Vergleich zum Vorjahr lag der Umfang frei gebliebener Stellen noch unter dem Niveau der Vorkrisenjahre 2007 und 2008.

Wenn sich die Frage zukünftiger Personalprobleme stellt, stehen die Schwierigkeiten benötigte Fachkräfte auf dem Arbeitsmarkt zu finden bei den Betrieben an erster Stelle. 2004 wurde noch die hohe Belastung der Betriebe durch die Lohnkosten genannt. Ein erhöhter Fachkräftebedarf war im Jahr 2004 nur für jeden achten Betrieb ein Thema, 2010 für fast jeden vierten. Der erwartete Fachkräftebedarf wird somit zunehmend als Problemstellung  wahrgenommen. Besonders Großbetriebe sehen bei fehlenden Fachkräften Schwierigkeiten auf sich zukommen. Differenziert nach Wirtschaftszweigen ist das Produzierende Gewerbe besonders für dieses Thema sensibilisiert.

Dennoch: Über die Hälfte der befragten Betriebe (57 Prozent) rechnen nicht damit, in den nächsten beiden Jahren Personalprobleme zu bekommen.

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