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Senioren helfen auf dem Weg ins Internet

Rasdorf/Fulda. Laptop und iPad: Brigitte Mihm aus Großenlüder und Bruno Müller aus Pilgerzell gehen vollkommen selbstverständlich mit diesen Begriffen um. Dabei sind die beiden keine jungen Leute mehr, sondern im eher gesetzteren Alter. Und über den „Treffpunkt Aktiv“ des Landkreises Fulda zu so genannten „Senior Guides“ geworden. Gemeinsam mit Brigitte Kirchner aus Ebersburg und Ferdinand Betz aus Fulda wollen sie Ende Oktober zunächst in Rasdorf „M-SIC!“ starten: das „Mobile Senioren Internet Café“. Vor über einem Jahr waren die Vier auf eine Anzeige aufmerksam geworden, mit welcher der Landkreis Frauen und Männer suchte, die ein Interesse daran hatten, auf ehrenamtlicher Basis andere Senioren in ihrem Lebensumfeld als Berater oder Orientierungshilfe vor Ort zu unterstützen. Diese Ausbildung zum „Senior Guide“ bietet der Landkreis Fulda gemeinsam mit Kooperationspartnern an, wobei der Kurs von der Europäischen Union finanziert wird.

Bruno Müller: „Für mich lag der Reiz darin, ehrenamtlich etwas zu tun, und zwar weg von den klassischen Trägern wie Kirche, Caritas oder AWO.“ In vier Modulen erarbeiteten die letztlich acht Kursteilnehmer (zwei Gruppen á vier Personen) Strategien, wie sie zielgruppenorientierte Angebote entwickeln und Senioren dazu motivieren können, bereits bestehende Angebote zu nutzen. „Mit Älteren für Ältere“ lautete und lautet die Devise, und so kam eine Gruppe auf die Idee, einen mit EDV-Kapazität ausgestatteten Bus zu betreiben, um damit Senioren „an der Peripherie des Landkreises, beispielsweise in Rasdorf und Kalbach, internetmäßig zu schulen und ihnen bei technischen Problemen zu helfen“. Zum Vorbild hatte man sich das – stationäre – Internetcafé genommen, das ein Seniorenteam mit Brigitte Mihm seit rund zwei Jahren in Großenlüder zwei Mal wöchentlich betreibt, und das sich großer Beliebtheit erfreut.

Weil aber während der Modulausbildung auch über Finanzen und Marketing gesprochen worden sei, habe man schnell gemerkt, „dass unser Projekt Geld kostet, und daher auch andere Konzepte der Mobilität entwickelt“. Darunter das der transportablen IT-Einrichtung, bestehend aus Laptops und iPads. Mihm: „Parallel dazu haben wir 35 heimische Firmen angeschrieben und um Spenden gebeten, um das Café-Projekt zu finanzieren.“ Das Ergebnis waren rund 100 Euro, „und wir voller Enttäuschung am Boden“.

Die Rettung kam in Gestalt der beiden Projektbegleiterinnen des Landkreises Fulda, Jessica Borschel und  Sabine Haid, die Kontakt knüpften zum Ersten Kreisbeigeordneten Dr. Heiko Wingenfeld, der dem Seniorteam die Zusage gab, dass der Landkreis die Grundausstattung (vier Laptops und ein mobiler Transportkoffer) übernehmen werde.  Müller: „Ergänzend dazu liefen unsere Überlegungen, in welchen Gemeinden wir beginnen könnten. Diese sollten zunächst einmal wenig Ortsteile haben.“ Schnell engte man den Kreis auf Rasdorf und Kalbach ein und stellte bei Treffen mit den Bürgermeistern Berthold Körbel und Dag Wehner das Konzept vor.

„Bei beiden sind wir auf großes Interesse gestoßen“, erinnert sich Mihm. Dass die Premiere nun in Rasdorf über die Bühne gehen soll, hat auch den Hintergrund, dass in den Räumen des katholischen Pfarrheims eine Seniorenbegegnungsstätte realisiert wurde. Diese wiederum ist Teil des Projekts „Generationentreff“ der Interkommunalen Arbeitsgemeinschaft Hessisches Kegelspiel (Hünfeld, Burghaun, Nüsttal und Rasdorf). Zudem kam die Zusicherung, für einen Internetanschluss zu sorgen, und Verwaltungschef Körbel will per Rundbrief die Senioren seiner Gemeinde über das Projekt informieren.

Um das ganze Unternehmen auf eine rechtliche Basis zu stellen, gingen die Vier eine Kooperation mit der Volkshochschule des Landkreises Fulda ein und bekamen die Zusage von Studienleiter Stefan Will über zwei Apple iPads. „Und nun hoffen wir, Ende Oktober oder Anfang November in Rasdorf endlich starten zu können“, so Mihm und Müller. Ziel ist, den interessierten Senioren „in individueller Einzelbetreuung Grundlagen des Internets und der Arbeit mit Rechnern zu vermitteln oder auch bei Problemen zu helfen“. Einen Frontalunterricht wie in der Schule werde es nicht geben, dafür aber – falls erwünscht – einen Fahrdienst. Anstatt mit einem Bus kommt das IT-begeisterte Quartett nun per privatem Pkw nach Rasdorf.

Langfristiges Ziel ist es, in Rasdorf beziehungsweise Kalbach und später in anderen Gemeinden interessierte Bürgerinnen und Bürger zu finden, die Spaß an dem Projekt haben und ebenfalls auf ehrenamtlicher Basis einsteigen, um vor Ort die Arbeit der Vier weiterzuführen. Aber auch das Kernteam kann Verstärkung gut gebrauchen, weil vier Mitglieder für das Gesamtprojekt zu wenig sind. Interessierte Seniorinnen und Senioren können sich bei Bruno Müller, eMail: Bruno.Mueller@vr-web.de, informieren.

Foto: Lenz

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