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Am „Meteoriten von Dermbach“ wird heute noch geforscht

Dermbach. Aus den Weiten des Weltalls stürzte vor unbekannten Zeiten ein Meteorit über dem Baier ab. Eine Infotafel nahe der Emberghütte erinnert jetzt an dieses Naturereignis. „Wir wollen darüber informieren, welche Schätze wir in der Rhön haben“, erläuterte der Leiter der Thüringer Verwaltungsstelle des Biosphärenreservats Rhön, Karl-Friedrich Abe. Die Tafel sei ein weiterer kleiner Baustein im touristischen Gesamtkonzept bei der Entwicklung der Rhön. Die Infotafel wurde auf dem Emberg aufgestellt, weil dort mit der Emberghütte ohnehin schon ein Anziehungspunkt für Besucher besteht. 20 Meteoritensammler aus ganz Deutschland waren jetzt zu einem Symposium nach Dermbach gekommen, um die neuesten Erkenntnisse über den „Meteoriten von Dermbach“ auszutauschen. Dem Hauptorganisator des Symposiums, Rainer Bartoschewitz, schwebte beim Aufstellen der Infotafel ein  „Meteoritenwanderweg“ quer durch Deutschland vor.

1924 wurde ein auffälliger, stark metallhaltiger Brocken  bei Wegebauarbeiten gefunden. Der Dermbacher Apotheker Keller erkannte den Stein als Eisenmeteoriten. Ein kleiners Stückchen ist heute noch im Dermbacher Museum zu sehen, der größere Teil wurde 1970 an die Humboldt-Universität nach Berlin geschickt, wo auch heute noch an ihm geforscht wird. Er enthält nämlich, wie Rainer Bartoschewitz berichtete, einen sehr hohen Nickelanteil von 42 Prozent, wie man ihn sonst noch bei keinem in Europa gefundenen Meteoriten nachgewiesen habe. Auch sei der Nickelgehalt bei dem Stück, welches im Dermbacher Museum zu sehen ist, ungewöhnlich verteilt, wie es die Wissenschaft bisher für nicht möglich gehalten habe. So schreibt der Dermbacher Meteorit also nach wie vor Forschungsgeschichte. Viele Untersuchungen wurden bisher am Dermbacher Meteoriten schon vorgenommen, so vom Max-Planck-Institut in Mainz, vom Naturkundemuseum in Berlin, im Meteoritenlaboratorium in Gifhorn, in Freiburg und in Tokio.

Die Teilnehmer am Symposium kamen aus dem gesamten Bundesgebiet, hatten aber keine Strecken zurückzulegen, die sich mit der des Dermbacher Meteoriten vergleichen lässt. Der fand seinen Weg vom Asteroidengürtel zwischen Mars und Jupiter auf die Erde und ist nach neuesten Erkenntnissen ca. 4,6 Milliarden Jahre alt. Wenn zwei Meteoriten dort zusammenstoßen, können sie auch in eine neue Bahn geraden, die manchmal auch bis in die Rhön führt. „Meteoriten sind die Puzzleteile unseres Sonnensystems“, so Bartoschewitz. Nach solchen Puzzleteilen suchten die Meteoritensammler dann auch während ihres Symposiums am Baier – vergeblich. Dafür fanden sie eine ganze Reihe anderer Metallgegenstände, von einer Bleikugel über diverse Hufeisen zu einem DDR-Markstück bis hin zu leeren Konservendosen. Trotzdem sollten heimische Meteoriteninteressierte nicht den Mut verlieren. „Wer etwas Seltsames gefunden hat, der kann dies gerne bei der Biosphärenreservatsverwaltung oder beim Museum in Dermbach abgeben“, sagt  Karl-Friedrich Abe. Denn immerhin gehen im Jahr in Deutschland durchschnittlich 40 Meteoriten nieder.

Um die Aufmerksamkeit auch der heimischen Bevölkerung auf den Meteoriten zu lenken, enthüllten am Emberg Abe, Bartoschewitz, der Leiter des Umweltamtes des Wartburgkreises, Dr. Ulrich Feder, sowie die Dermbacher Museumsleiterin eine Informationstafel. Der Emberg ist eine gute Wahl:  Von dort kann man sowohl den Baier als auch den Inselsberg sehen, wo ebenfalls ein Meteorit gefunden wurde. Und wie Karl-Friedrich Abe erklärte, ist der Emberg wohl der einzige Ort Deutschlands, von dem aus man gleich zwei Meteoritenfundorte im Blick hat.

Foto: Bernd Götte

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