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Stadtpfarrkirche Fulda feiert Jubiläum

Fulda. Die Kirche, wurde von 1771 bis 1786 im spätbarocken Stil erbaut, der sich in seiner Schlichtheit deutlich vom süddeutschen Barock abhebt. An der gleichen Stelle wurde im 10. Jahrhundert die erste Kirche in dem Dorf errichtet, das in der Nachbarschaft des Klosters Fulda entstanden war. Dieses Dorf entwickelte sich im Lauf der Zeit zu einer Handwerker- und Kaufmannssiedlung an der Handels- und Heerstraße, die von der unteren Maingegend nach Thüringen führte. 1103 wurden Kirche und Ort von einer der im Mittelalter so häufigen Brandkatastrophen getroffen. In den folgenden Jahrzehnten entstand ein Um- oder Neubau der Kirche im romanischen Stil. 1447 wurde mit dem Bau einer neuen Stadtpfarrkirche im gotischen Stil begonnen, deren Westturm bis heute erhalten ist. So verdichten sich an dieser Stelle tausend Jahre christlicher Gotteserfahrung.

Auch die Orgel der Stadtpfarrkirche kann auf eine längere Geschichte zurückschauen. Das ursprüngliche,1837, erstellte Werk wurde im Lauf der Zeit mehrfach umgebaut, erweitert oder repariert. Im Zug der letzten Renovierung wurde sie zwischen 2003 und 2005 von Grund auf saniert und reorganisiert. Die Stadtpfarrkirche ist dem heiligen Blasius geweiht, einem armenischen Bischof und Martyrer aus dem 4, Jahrhundert. Seine übergroße Stuckfigur flankiert den Hauptaltar rechts, während links der heilige Bonifatius, der „Apostel der Deutschen“, zu sehen ist. Aber das eigentliche Grundthema der Kirche und deshalb auch Ihr Mittelpunkt ist: Christus, der Erlöser.

Zu diesem Thema wird der Besucher immer wieder hingeführt, Wenn man durch das Hauptportal eintritt, wird der Blick von dem großen gotischen Kruzifixangezogen, der über dem Hauptaltar die Stelle des in einer Barockkirche üblichen Altarbildes einnimmt. Der Pelikan unter dem Kreuz greift das Grundthema in symbolischer Form auf. Dahinter steht die alte Vorstellung dass der Pelikan die eigene Brust aufreißt, um seine Jungen zu ernähren. Im hinteren Teil der Kirche wird ihr Grundthema weiter entfaltet: durch eine ausdrucksvolle Pieta, um 1780 entstanden: Maria betrauert ihren Sohn; und in der Sakramentskapelle mit einem Altarblatt, das Jesus Petrus, Johannes und einen weiteren Apostel beim letzten Abendmahl zeigt. Es ist die Kopie eines Gemäldes von Andreas Herrlein (1723-1796, fürstlich-fuldischer Hofmaler aus Münnerstadt), gemalt 1967 von Hermann Wirth.

Dieser Zuwendung Gottes zum Menschen in Christus korrespondiert das zweite Thema, das in der Stadtpfarrkirche bildnerisch gestaltet wird: Die Hinwendung des Menschen zu Gott im Gebet. Nicht nur, dass die Kirche als Ganze ein Raum des Gebetes ist, die Decken-Fresken von Andreas Herrlein entfalten dieses Thema in dreifacher Weise. Die Gewölbe über dem Mittelschiff zeigen eine Darstellung der Vertreibung der Händler aus dem Tempel durch Jesus mit der Unterschrift:

„Domus mea domus orationis vocabitur.“
„Mein Haus wird Haus des Gebetes genannt,“
und die Bergpredigt mit der Unterschrift:
„Sic ergo vos orabitis: Pater noster. “
„So also sollt ihr beten: Vater unser.“

Das Deckenfresko des Chorraumes zeigt König David mit Harfe und Inschrift:

„Cantate Domino canticum novum: “
„Singt dem Herrn ein neues Lied, “

So sind die Fresken eine malerische Umsetzung des Pauluswortes aus dem Brief an die Philipper: „Der Herr ist nahe! Macht euch keine Sorge, sondern bringt allezeit in Gebet und Flehen eure Anliegen mit Danksagung vor Gott!“ Dabei ist der einzelne Beter in der Gemeinschaft aller Gläubigen aufgehoben, Daran erinnert der spätgotische Taufstein von 1483 mit modernem Bronzedeckel, der unter der Verzierung aufgestellt ist. Denn im Sakrament der Taufe wird dem Einzelnen die Gemeinschaft mit Gott geschenkt und die Verbundenheit mit allen übrigen Getauften.

Das findet seinen Ausdruck auch in den vielen plastischen und malerischen Gestaltungen von Heiligenfiguren, die das Innere der Kirche schmücken: All diese Menschen haben zu ihrer Zeit und auf ihre Weise mit ihrem Leben und in ihrem Beten auf die Zuwendung Gottes zum Menschen in Liebe und Dankbarkeit geantwortet. So hat der einzelne Beter „eine Wolke von Zeugen vor Augen“, wie es im Hebräerbrief heißt, die mit ihm gemeinsam den Blick auf Jesus richten, „der das Kreuz auf sich nahm“ und „nun zur Rechten des Vaters sitzt“.

Und damit wird der Blick des Kirchenbesuchers noch einmal zum Hauptaltar gelenkt. Wenn er von unten nach oben schaut, begegnet er zuerst dem Gekreuzigten und dann, über dem baldachinartigen Aufbau einem Kreuz, das den Erdball überragt:

Zeichen der
Erhöhung Christi
in die Herrlichkeit
Gottes und Brücke
zwischen Zeit und
Ewigkeit.

Die Stadtpfarrkirche in Fulda ist beides zugleich: Zeugnis des Kunstschaffens vergangener Epochen und zeitübergreifendes Bekenntnis des Glaubens.

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