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Bienensachverständige helfen Imkern bei der Bekämpfung von Bienenkrankheiten

Fulda/Neuhof. Der Verdacht, dass Bienenstände in Neuhof von der Amerikanischen Faulbrut befallen waren, hat sich durch den in Gießen durchgeführten Labortest bestätigt: Von den fünf ins Visier genommenen Imkern im eingerichteten Sperrbezirk hat sich bei zweien eine Betroffenheit herausgestellt. Ihre befallenen Völker mussten gemäß dem Tierseuchengesetz getötet und rückstandslos beseitigt werden, die Bienenwohnung sowie sämtliche Imker-Gerätschaften sind gründlich gereinigt und desinfiziert worden, um eine Ausbreitung der Seuche zu verhindern.
Foto: Max Colin Heydenreich

Dabei standen den Imkern die Bienensachverständigen (BSV) des Landkreises Fulda unterstützend und beratend zur Seite. Außer Thomas Sondergeld, Ludwig Stark und Martina Seuberling sowie der Amtstierärztin Dr. Carina Urban, die alle im Fachdienst Veterinärwesen und Verbraucherschutz der Kreisverwaltung beschäftigt sind, gibt es vier nebenamtliche Bienensachverständige: Gustav Hahn (Poppenhausen), Thomas Richter (Eiterfeld), André Knez und Martina Kirchner (beide Großenlüder). Deren Einsatz war im aktuellen Fall nicht erforderlich, weil es sich bei der Verdachtszone innerhalb der als bienenstark zu bezeichnenden Rhön um ein Gebiet mit relativ wenigen Imkern handelt.

Bis zum kommenden Frühjahr, wenn die Bienen wieder eine Brut aufziehen und neue Untersuchungen vorgenommen werden können, bleibt der Sperrbezirk bestehen. Dies bedeutet, dass dort, die Bienen betreffend, nichts ein- oder ausgeführt werden darf und die Bienenstände nur von Befugten aufgesucht werden dürfen. „Auf andere Tierarten und Menschen ist der Erreger nicht übertragbar. Auch der Honig kann völlig bedenkenlos verzehrt werden“, beruhigen die Experten. Drei Jahre ist es her, dass im Landkreis Fulda zuletzt, ebenfalls im Raum Neuhof, die amerikanische Faulbrut aufgetreten war. „In den 80er und 90er Jahren kam sie häufiger vor“, berichtet Sondergeld. Dem rigorosen Einsatz des damaligen Amtstierarztes (und Imkers) Dr. Georg Hünermund sei es zu verdanken, dass die Seuche weitgehend eingedämmt werden konnte.

Lautete die Bezeichnung früher „Bienenseuchensachverständige“, so heißt es mittlerweile kürzer „Bienensachverständige“. „Wir bekämpfen ja nicht nur Seuchen, sondern beraten auch“, erklärt der Veterinäramtsmitarbeiter. Die anderen Bienenkrankheiten, die laut der Bienenseuchen-Verordnung des Bundes anzeigepflichtig sind, „gab es im Landkreis Fulda bislang nicht – und die wollen wir auch nicht!“, betont Thomas Sondergeld. Es handelt sich um die sehr aggressiven Parasiten Kleiner Beutenkäfer und Tropilaelaps-Milbe. Ein anderer Parasit dagegen bereitet auch den heimischen Imkern große Sorge: die Varroa-Milbe. Früher war diese anzeigepflichtig und die für Tierseuchen zuständige Behörde stellte die Behandlungsmittel zur Verfügung. Inzwischen müssen die Imker eigenständig für deren Bekämpfung sorgen.

Der Grund, weshalb für ein so kleines Wesen wie die Biene eigene tierseuchenrechtliche Vorschriften gelten, liegt an deren wirtschaftlicher Bedeutung. Dabei ist weniger an die Honigproduktion als an die Bestäubungsleistung gedacht. Denn 85 Prozent der Blütenpflanzen weltweit werden hauptsächlich durch Bienen bestäubt. Thomas Sondergeld ist selbst Hobby-Imker und fasziniert von den fleißigen Insekten. Ebenso ergeht es seinem Kollegen Harald Eckstein: Der 50-jährige Sachbearbeiter absolviert derzeit die Ausbildung zum Bienensachverständigen. Beim Einsatz in Neuhof konnte er in der Praxis erfahren, was er bislang in mehreren Seminaren am Bieneninstitut in Kirchheim theoretisch gelernt hatte.

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