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Mehr Stellen als Bewerber – Ausbildungsmarktkonferenz zog Bilanz

Fulda. Die gute Wirtschaftskonjunktur und die absehbare demografische Entwicklung beleben den Ausbildungsmarkt in der Region Fulda. Dieses Fazit zogen die Teilnehmer der Ausbildungsmarktkonferenz, die heute in der Agentur für Arbeit Fulda tagte. Die Zahl der gemeldeten Ausbildungsstellen übertrifft erstmals seit 1995 die Zahl der gemeldeten Bewerberinnen und Bewerber. Im Ausbildungsjahr 2010/2011 waren bei der Agentur für Arbeit Fulda 2.030 Ausbildungsstellen gemeldet, was ein Plus von 299 (+17,3 Prozent) gegenüber dem Vorjahr bedeutet. Daher wird ein Anstieg bei den neu abgeschlossen Ausbildungsverträgen um rund 100 auf über 2.000 erwartet. Leicht zurück ging die Zahl der Bewerberinnen und Bewerber. Bei der Arbeitsagentur Fulda waren 1.832 junge Menschen gemeldet, die einen Ausbildungsplatz suchen. Dies waren 88 weniger als im Vorjahr (-4,6 Prozent). Jedoch ist dies hauptsächlich auf den Rückgang von sogenannten „Altbewerbern“ zurückzuführen, also von jungen Menschen, die bereits in den Vorjahren auf Lehrstellensuche waren. 22 Jugendliche blieben ohne Ausbildungsstelle.

Die Zahl der unbesetzten Ausbildungsstellen ist mit 45 etwa doppelt so hoch wie die der unversorgten Bewerberinnen und Bewerber. Unbesetzt blieben u. a. Ausbildungsstellen in der Gastronomie (Restaurantfachmann/frau, Koch/Köchin, Hotelfachmann/frau). Bewerbungen auf die aktuell offenen Ausbildungsstellen (s. beigefügte Liste) sind noch kurzfristig möglich. Wer sich als Bewerber bei der Berufsberatung meldet, erhält hierfür einen bevorzugten Termin unter 01801 – 555 111 (Festnetzpreis 3,9 ct./min/Mobilfunkpreis höchstens 42 ct./min). Auf dem hessischen Ausbildungsmarkt hat sich die Situation für die Bewerberinnen und Bewerber gegenüber den Vorjahren erwartungsgemäß ebenfalls verbessert.

Die Zahl der unversorgten jungen Frauen und Männer ist zum Stichtag 30.September 2011 weiter gesunken. Im Berichtsjahr 2010/2011 waren somit 684 junge Frauen und Männer ohne Ausbildungsplatz oder Alternative; 2009/2010 waren es noch 740, 2008/2009 1.960. Die hessischen Betriebe haben in diesem Jahr nochmals mehr Lehrstellen gemeldet, als in den Jahren zuvor. Mit 37.490 liegt der Anstieg zum Vorjahr bei rund 11,0 Prozent. Bereits 2009/2010 wurden die Vorjahreszahlen gesteigert von 32.233 auf 33.807.Insgesamt 42.089 Bewerberinnen kamen zu den Agenturen für Arbeit in Hessen, 916 weniger als im Vorjahr.

Statements der Netzwerkpartner zur Situation auf dem Ausbildungsmarkt:

Waldemar Dombrowski

Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Fulda: „Es ist das eingetreten, was sich bereits im letzten Jahr abgezeichnet hat. Die Verhältnisse auf dem Ausbildungsmarkt haben sich „gedreht“. Erstmals seit 1995 waren bei der Arbeitsagentur deutlich mehr Ausbildungsstellen als Bewerberinnen und Bewerber um einen Ausbildungsplatz gemeldet. Obwohl verschiedene Betriebe bereits im Verlauf des Ausbildungsjahres ihre Ausbildungsstellen wegen Bewerbermangels reduziert oder sogar storniert haben, war zum 30. September die Zahl der Lehrstellen etwa doppelt so hoch wie die der unversorgten Jugendlichen.

Wir registrieren, dass nicht wenige Betriebe bei der Einstellung Kompromissbereitschaft zeigen, aber hier gibt es faktische Grenzen. Folglich ist es weiterhin notwendig, noch nicht ausbildungsreife junge Menschen zum Beispiel über den Weg von berufsvorbereitenden Maßnahmen oder ausbildungsbegleitenden Hilfen zu qualifizieren und in Ausbildung zu vermitteln. In der gegenwärtigen Situation wird die Schnittmenge zwischen gesellschaftlich-sozialer Aufgabe und den Bedürfnissen unseres Wirtschaftssystems  besonders deutlich. Es sind zwei Seiten einer Medaille.“

Landrat Bernd Woide

„Zum wiederholten Mal dürften die Teilnehmer an der Ausbildungsmarktkonferenz feststellen, dass fast eine Punktlandung geglückt ist. Bis auf einzelne Ausnahmen haben alle Bewerber um einen Ausbildungsplatz eine Stelle gefunden. Die jahrelangen Bemühungen um die Schaffung von zusätzlichen Ausbildungsplätzen in der Region Fulda waren erfolgreich, wofür ich mich bei allen Beteiligten im Namen des Landkreises, aber auch unserer jungen Menschen bedanken möchte. Hinzu kommt die allgemeine Bevölkerungsentwicklung, die ebenfalls zur Entspannung auf dem Ausbildungsmarkt beiträgt. Heute sind es weniger die ausbildenden Betriebe, die eine Auswahl treffen müssen, sondern eher die Ausbildungsplatzsuchenden, die sich zwischen unterschiedlichen Angeboten entscheiden können. Das Ringen um die Fachkräfte von morgen hat begonnen.“

Oberbürgermeister Gerhard Möller

„Wichtig ist, dass wir für die Region frühzeitig die Weichen richtig gestellt haben. Doch während es in den zurückliegenden Jahren im Wesentlichen um Ausbildungsplätze ging, die gesucht wurden, müssen wir dem demographischen Trend Rechnung tragen, indem wir künftig um Auszubildende für unsere Betriebe werben. Nach dem Erfolg unserer gemeinsamen Initiative in zurückliegender Zeit bin ich zuversichtlich, dass wir auch in Zukunft durch gemeinsame Anstrengungen an diese Erfolge anknüpfen. Die Bildungsmesse beispielsweise ist eines der Module, von dem ich mir in doppelter Hinsicht viel verspreche.“

Bernhard Juchheim

Präsident der Industrie- und Handelskammer Fulda: Mit Blick auf den sich abzeichnenden Fachkräftemangel scheint es uns zunehmend zu gelingen, die Unternehmen aus Industrie, Handel und Dienstleistung für die Themen Fachkräftesicherung und Fachkräfterekrutierung zu sensibilisieren. Ein Beleg dafür ist die Anzahl der Ausbildungsverträge, die unsere IHK für den Stichtag im Oktober ermittelt hat. Leider gab es auch in diesem Jahr nicht wenige Ausbildungsverhältnisse, die zum Ausbildungsbeginn nicht angetreten wurden und auch Ausbildungsverträge, die im Rahmen der Probezeit ohne Grund gekündigt wurden.

Wir müssen uns hier Gedanken machen, denn unsere Gesellschaft und unsere heimischen Betriebe können eine Steigerung der Abbrecherquoten – aus welchen Gründen auch immer – nicht reaktionslos hinnehmen. Wir müssen daher den Matchingprozess – also das Berufswahlverfahren – weiter optimieren und die heimischen Schulen – über die OloV-Initiativen hinaus – noch stärker in eine strategische Partnerschaft einbinden. Es muss uns einfach gelingen, sozusagen für jeden Topf den passenden Deckel zu finden. Dies gilt umso mehr, wenn wir auch in Zukunft die besten Ausbildungs- und Arbeitsmarktzahlen in Hessen für unsere Region beanspruchen wollen.“

IHK-Hauptgeschäftsführer Stefan Schunck

„Bei der Industrie und Handelskammer Fulda sind bis zum 31. Oktober 2011 1208 neu abgeschlossene Ausbildungsverhältnisse registriert worden. Dies ist beachtlich und lässt uns vermuten, dass wir in diesem Jahr in unserem Verantwortungsbereich so viele Auszubildende zählen dürfen, wie seit Anfang der siebziger Jahre noch nicht. Damit konnten unsere Unternehmen insgesamt 10 Prozent mehr Ausbildungsverträge abschließen als im bereits sehr guten Vorjahr. Beachtlich ist leider aber auch die Anzahl der Ausbildungsverträge, die den Betrieben noch vor Ausbildungsbeginn zurückgegeben wurden. Das sind 44 nicht angetretene Ausbildungsverhältnisse mit allen Konsequenzen, die hieraus für die Ausbildungsbetriebe resultieren. Auch die Vertragsauflösungen in der Probezeit haben mit 60 Löschungen zugenommen. Hier müssen unsere Unternehmen gegensteuern. In diesem Zusammenhang wollen wir die Ausbildungsbetriebe nicht aus ihrer Pflicht entlassen. Ganz im Gegenteil. Die Unternehmen müssen gerade im Vorfeld der Ausbildung Instrumente für eine stärkere Bindung der künftigen Auszubildenden entwickeln und in den ersten Wochen der Ausbildung klare Kommunikationsstrukturen schaffen.“

Manfred Schüler

Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Fulda: „Die zum jetzigen Zeitpunkt im Bereich der Kreishandwerkerschaft Fulda eingetragenen Ausbildungsverhältnisse lassen den Schluss zu, dass die Zahlen des vergangenen Jahres wieder erreicht werden können. Damit können deutlich mehr als 500 Auszubildende in den Handwerksbetrieben des Kreises Fulda als Berufsanfänger begrüßt werden. Mit dieser erfreulichen Feststellung werden zwei Ziele erreicht: Die Handwerksbetriebe nutzen die gute konjunkturelle Situation, um Vorsorge beim Berufsnachwuchs zu betreiben. Die Unternehmen sind sich ganz offensichtlich bewusst, dass gute Arbeitskräfte zuerst über das eigene Unternehmen zu gewinnen sind. Das zweite Ziel, trotz sinkender Bewerberzahlen die Einstellungsquote zu halten, scheint möglich. Endgültige Zahlen stehen aber erst zum Jahresende zur Verfügung. Damit machen sich die intensive Aufklärungsarbeit der Kreishandwerkerschaft Fulda und der angeschlossenen Innungen über Berufschancen im Handwerk deutlich bemerkbar. Auch die bundesweit gestartete Imagekampagne wird zu dem Ergebnis positiv beigetragen haben.“

Im Rahmen der Ausbildungskonferenz wurden drei Unternehmen aus der Region für Ihre besonderen Verdienste im Bereich der Ausbildung geehrt:

Elementbau Osthessen wurde für die hohe Ausbildungsquote gewürdigt. Ende 2010 beschäftigte die in Eichenzell ansässige ELO bei 58 Mitarbeitern insgesamt 11 Auszubildende, die zum Beton- und zum Stahlbetonbauer ausgebildet wurden. Die Firma ELO ist bnekannt dafür, dass die jungen Menschen auch in kritischen Situationen aktiv unterstützt werden.

SCA Packaging Fulda erhielt die Auszeichnung ebenfalls für die hohe Ausbildungsquote. Das Unternehmen, das im Dezember vergangenen Jahres 24 Auszubildende bei insgesamt 284 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern beschäftigte, bildet in den Berufen Elektoniker Betriebstechnik, Industriemechaniker, Industriekaufmann, Packmitteltechnologe, Medientechnologe, technischer Produktdesigner aus – sowie BA-Student/innen.

Die Kreuz GmbH AG in Fulda hat seit 2008 drei Rehabilitanden in Ausbildung im Gastgewerbe eingestellt und den jungen Menschen trotz ihrer Behinderung berufliche Möglichkeiten erschlossen. Dieses Beispiel zeigt, dass soziales Engagement und unternehmerische Ziele in Übereinstimmung gebracht werden können.

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