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Heute ist Internationaler Tag zur Ächtung der Gewalt an Frauen

Wiesbaden. In Hessen werden so viele Fälle von häuslicher Gewalt aufgedeckt und Maßnahmen eingeleitet wie noch nie zuvor. „2010 hat sich die Fallzahl gegenüber 2009 von 7.541 auf 7.764 Straftaten um 2,9 Prozent erhöht. Seit 2002 wird in der Polizeistatistik häusliche Gewalt gezielt aufgeführt, seitdem hat die Zahl der Anzeigen kontinuierlich zugenommen“, erklärte Petra Müller-Klepper, Staatssekretärin im Hessischen Sozialministerium, anlässlich des Internationalen Tags zur Ächtung der Gewalt an Frauen, der am heutigen 25. November begangen wird. 2002 bis 2010 wurden insgesamt 61.175 Fälle häuslicher Gewalt in Hessen polizeilich registriert.
Die Staatssekretärin führte diese Entwicklung vor allem auf das geänderte Bewusstsein in der Bevölkerung zurück, das durch gesetzliche Maßnahmen wie das Gewaltschutzgesetz gefördert werde. „Das Thema wird zunehmend aus der Tabuzone herausgeholt. Hierdurch steigt die Sensibilität für diese Straftaten deutlich. Die Zahlen deuten auf eine gewachsene Anzeigebereitschaft hin. Das hilft den Opfern und schreckt Täter ab.“ Auch wenn mehr Mut aufgebracht werde, solche Vorfälle zur Anzeige zu bringen, müsse davon ausgegangen werden, dass die Dunkelziffer immer noch um ein Vielfaches höher liege.

Die Zahlen der Polizeistatistik vermitteln nach Ansicht von Petra Müller-Klepper einen Eindruck von der Gefährdung, die von diesem Bereich der Kriminalität ausgeht. 2010 wurden 9.922 schwere und gefährliche Körperverletzungen in Hessen registriert, hiervon waren 10,8 Prozent Fälle häuslicher Gewalt. 43 der 331 Tötungsdelikte waren auf häusliche Gewalt zurückzuführen.

Die Tatverdächtigen sind seit Beginn der gesonderten Polizeistatistik zu Fällen häuslicher Gewalt zu über 80 Prozent männlich, die mutmaßlichen Opfer zu knapp 90 Prozent weiblich. „Frauen sind deutlich höher als Männer von Gewalt in der Paarbeziehung belastet. Etwa jede vierte Frau in Deutschland ist mindestens einmal in ihrem Leben Opfer körperlicher oder sexueller Gewalt durch aktuelle oder frühere Partner geworden“, so die Staatssekretärin. Häusliche Gewalt sei die häufigste Ursache für Verletzungen bei Frauen, häufiger als Verkehrsunfälle, Überfälle oder Vergewaltigungen zusammen. Sie komme in allen sozialen Schichten vor.

Die Zahlen spiegeln nach Ansicht der Staatssekretärin auch das konsequente Vorgehen von Landesregierung, Polizei und Justiz wieder. „Das Gewaltschutzgesetz wird in Hessen engagiert im Interesse der betroffenen Frauen und Kinder umgesetzt. Wer prügelt, muss gehen. Wer geprügelt wird, muss neben der Gewalt, Verletzung und Scham nicht auch noch den Verlust der angestammten Umgebung und Wohnung verkraften.“ Auch die Arbeit der Landeskoordinierungsstelle gegen häusliche Gewalt zeige Erfolge. Dieses Engagement gelte es weiter auszubauen. „Das Kabinett hat daher kürzlich den zweiten Landesaktionsplan gegen häusliche Gewalt beschlossen, der die Maßnahmen des ersten Landesaktionsplanes von 2004 fortschreibt und insbesondere ein Augenmerk auf die Prävention und die Vernetzung der mit dem Thema betrauten Berufsgruppen legt.“

Petra Müller-Klepper betonte: „Gewalt ist vermeidbar, ihre Folgen können dank spezialisierter Unterstützung gemindert werden. Hessen verfügt über eine Vielfalt an Netzwerken und Unterstützungseinrichtungen sowohl für Gewaltbetroffene als auch für Menschen mit Gewaltproblemen.“ Mittlerweile seien 31 Männerberatungsstellen in Hessen in der Täterarbeit aktiv. Das Land fördere 30 Frauenhäuser. Darüber hinaus bieten 25 Beratungsstellen eine pro-aktive Beratung an. In Fulda sei die Arbeit der Schutzambulanz erfolgreich angelaufen.

„Seelische und körperliche Gewalt in der Partnerschaft ist kein Kavaliersdelikt, sondern eine Straftat. Es handelt sich um Gewalt, die geächtet und bekämpft werden muss“, unterstrich Petra Müller-Klepper. Sie forderte eine verstärkte Kultur des Hinschauens. Der „Internationale Tag zur Ächtung der Gewalt an Frauen“ sei ein guter Anlass, um für das Thema zu sensibilisieren. Das Sozialministerium folge dem Aufruf der Vereinten Nationen, am 25. November weltweit ein sichtbares Zeichen zur Ächtung der Gewalt an Frauen zu setzen. Es beteiligt sich an der 11. Fahnenaktion der Frauen- und Menschenrechtsorganisation Terre des Femmes e.V. „Nein zu Gewalt an Frauen“.

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