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Bischof Algermissen predigte im ARD-Fernsehgottesdienst in Kassel

Fulda/Kassel. Viele setzten heutzutage auf die „Kunst des Machens“, ohne Grenzen zu wahren, gab der Fuldaer Bischof Heinz Josef Algermissen am Pfingstmontag in Kassel zu bedenken. In dem von der ARD übertragenen Fernsehgottesdienst aus der Pfarrkirche St. Marien betonte der Oberhirte, daß es fatale Folgen habe, wenn „ein immer dichterer Vorhang vor den Himmel gezogen“ und die Emanzipation von Gott zum Programm erklärt werde.

„Da ist ein Menschentyp geworden, vor dem selbst der Geist Gottes, man möchte sagen, ratlos steht und keinen Eingang findet.“ Dieses Wort, von P. Alfred Delp vom Januar 1945 in einem Nazi-Gefängnis angesichts des Todes formuliert, gelte heutzutage noch viel mehr. „Die Blockade geht so weit, daß wir uns sogar auf grundsätzliche Werte nicht mehr einigen können und zum Beispiel menschliches Leben an seinem Beginn der sogenannten ‚Freiheit der Wissenschaft’ geopfert wird“, so Algermissen.

Es gehe um die personale Würde des Menschen vom Anfang seines Lebens bis zu seinem Tod, die in Frage stehe. „Die Abstimmung im Deutschen Bundestag am 11. April, wo es um eine weitere Freigabe der verbrauchenden Embryonenforschung ging, hat uns da schmerzlich aufgeklärt“, rief der Bischof in Erinnerung.

Die Bibel wolle mit der Geschichte vom Turmbau zu Babylon nicht die Linguistik ersetzen und die Entstehung der Sprachen erklären, hatte Bischof Algermissen zu Beginn seiner Predigt betont. Es geht vielmehr um die Frage, warum die Menschen einander nicht verstünden und woher ihre Zerrissenheit und Friedlosigkeit rührten. „Ursache ist die Überheblichkeit des Menschen, der sich an die Stelle Gottes setzen möchte.“ Der Turm zu Babel habe das Heiligtum einer Mondgöttin eingeschlossen und deshalb den Israeliten in der Babylonischen Gefangenschaft als Inbegriff des Götzendienstes und Symbol einer von Gott abgewandten Welt gegolten.

Die „Stätte des Ungeistes menschlicher Überheblichkeit“ habe ihr Gegenstück gefunden im pfingstlichen Jerusalem, betonte Algermissen; während in Babel der „Macher Mensch“ am Werk gewesen sei, habe in Jerusalem das Gebet des Vertrauens in Erwartung des Gottesgeistes, offen für Gott und dessen Führung, vorgeherrscht. „Während man in Babel nur noch eine Sprache für alle gelten lassen wollte, verstehen sich in Jerusalem Menschen verschiedener Sprachen.“

Die Apostelgeschichte zähle die damals bekannten Völker rund um das Mittelmeer auf. Sie hörten die Apostel in ihrer eigenen Sprache „Gottes große Taten verkünden“. Die Einheit des Geistes gebe gerade in der Vielfalt Verstehen. Babel stehe laut Bischof Algermissen für die Zerstreuung und Aufspaltung der Menschen, Jerusalem für die Heilung durch die Kraft des göttlichen Geistes.

„Pfingsten markiert den Anfang einer neuen Menschheit“, hob der Bischof hervor. Gottes Geist schenke dabei nicht nur den Anfang, sondern er werde auch die Vollendung bringen, das neue himmlische Jerusalem, in dem „eine große Schar aus allen Nationen, Völkern und Sprachen“ bekenne, daß die Rettung von Gott komme. Mittelalterliche Malermönche hätten das Pfingstgeschehen so dargestellt: die Apostel sitzen zusammen mit Maria dicht gedrängt in einem Kreis, wie züngelndes Feuer kommt der Gottesgeist auf sie herab.

Schon bald habe der Geist die Apostel aus dem engen Raum hinausgedrängt: dies sei die Geburtsstunde der Kirche gewesen. Seitdem lebe sie durch die „Mund-zu-Mund-Beatmung“ des Auferstandenen. Jesus Christus sei am Abend des Ostertages in die Mitte seiner verängstigten Jünger gekommen und habe sie angehaucht mit den Worten „Empfangt den Heiligen Geist!“. Man dürfe darauf vertrauen, daß dieser Atem als Lebensprinzip der Kirche den Christen zu Hilfe komme, so der Bischof am Schluß seiner Ansprache. (bpf)

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