Anette Kramer – Kunst als ständige Herausforderung
Hünfeld. Es sind die räumlichen Wahrnehmungen, deren künstlerische Umsetzung und Ausdrucksmöglichkeit Anette Kramer reizen: Bewegung und Stille, Zeit und Zeitlosigkeit. „Das sind zwar Gegensätze, aber sie bedingen einander“, sagt die 52-Jährige, die in Hünfeld zuhause ist. Als gelernte Bankkauffrau ist sie über Umwege zur Kunst gelangt und verdankt besonders Professor Milivoje Unkovic viel: „Er hat mich sehr dabei unterstützt, meinen eigenen künstlerischen Ausdruck, meinen Stil, zu finden.“ „Zur Malerei bin ich Mitte der 80er Jahre über meinen Sohn Dominik gekommen. Dieser hatte damals in der früheren Außenstelle Hünfeld der Vhs des Landkreises, im heutigen Jugendgästehaus der Stadt, einen Kinderradierkurs bei Bernd Baldus belegt. Parallel dazu gab es einen Zeichenkurs bei Peter Blum, für den ich mich anmeldete.“
Ihre ersten Werke waren Stilleben oder Landschaftsmalereien, die entweder in der vhs am Gallasiniring oder in der Kunststation Kleinsassen entstanden. Anette Kramer bildete sich auch autodidaktisch weiter oder arbeitete bei Peter Blum und Jürgen Blum. Die entscheidende künstlerische Wegmarke wurde vor gut 14 Jahren gesetzt, als sie bei einer Ausstellung in der Burghauner Galerie Günter Liebau den anfangs erwähnten Milivoje Unkovic kennenlernte. Dieser war bis 1990 Professor an der Kunstakademie in Sarajewo gewesen und lehrte später akademisches Zeichnen und Malen an der Kunststation Kleinsassen. „Ich habe mich angemeldet und gleich gewusst: Da bin ich am richtigen Fleck“, so Anette Kramer, die ein Kunststudium bei Unkovic begann und zwei Mal wöchentlich nach Kleinsassen fuhr. Der Professor verfüge über ein „genialisches Wissen und ist in allen künstlerischen Techniken bewandert“. Auch sie arbeitete mit Öl, Acryl, Pastell und Grafiken und skizziert diese Zeit rückblickend als „Geschenk, weil ich alles lernen durfte“.
Weil damals viele der Kursteilnehmerinnen und -teilnehmer aus der Hünfelder Gegend kamen, sei der Gedanke eines gemeinsamen Ateliers geboren worden. „Wir haben verschiedene räumliche Alternativen im Landkreis unter die Lupe genommen, sind dann aber im so genannten ’Puszta-Center’ in Hünfeld fündig geworden und zum 1. Januar 2002 in unser ART-Atelier eingezogen.“ Dort gibt sie unter anderem seit sechs Jahren als Dozentin der Kreis-Volkshochschule Kunstkurse, so auch für Kinder in den Schulferien. Dann werden unterschiedliche Themen auf verschiedene Art und Weise künstlerisch umgesetzt wie beispielsweise die vier Jahreszeiten, die Farbspiele der Natur oder die Innenansichten einer Ritterburg. Durch Malen, Zeichnen, Kleben und kleine plastische Arbeiten soll die Fantasie der Kinder angeregt und weiterentwickelt werden.
Anette Kramer nennt als ihre Vorbilder beispielsweise Francis Bacon, Pablo Picasso oder Henri Matisse – „aber eigentlich die ganze Kunstgeschichte, da man aus jeder Epoche das mitnehmen sollte, was einen berührt“. Dies wird auch an dem breiten künstlerischen Spektrum deutlich, das die 52-Jährige bislang unter anderem bei gemeinschaftlichen Ausstellungen in der Kunststation Kleinsassen, beim Jungen Kunstkreis Hünfeld, im Vonderau Museum Fulda während der Frauenwoche oder auch in Einzelausstellungen wie im Rathaus Flieden, im Gemeindezentrum Neuhof, im Polizeipräsidium Osthessen oder 2009 in der Burghauner Haune-Halle demonstrierte. Dort gestaltete sie ein Kunstwerk für das Foyer, wobei ihr die räumlichen Bedingungen im ART-Atelier sehr zu Gute kamen.
Eine ganz neue Herausforderung sei für sie gewesen, zwei Bücher des Petersberger Via Nova-Verlags zu illustrieren. „Zum einen galt es, sich ganz auf den Inhalt einzulassen, zum anderen ging es um die Frage, welche Zeichentechnik ich anwenden sollte. Bei dieser Herangehensweise und Umsetzung habe ich zwar Neuland betreten, was aber sehr interessant und spannend für mich gewesen ist.“ Eine neue Ausstellung sei derzeit übrigens nicht angedacht: „Das entspannte Arbeiten ohne zeitlichen Druck ist mir wichtig. Dann 1wird sich daraus vielleicht auch wieder eine Präsentation ergeben.“