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Bescherungstour 2011 in Rumänien des Vereins „Das kunterbunte Kinderzelt“ – Tagebuch Teil 2

Schlüchtern. Tagebuch Teil 2 von Daniela Möller:

Tag 4:

Das gespannte Warten der Kinder von Balan hat ein Ende. Seit drei Tagen kamen immer wieder Kinder und haben versucht einen neugierigen Blick in die Turnhalle zu werfen, wo wir die Päckchen zu einer großen Wand aufgesetzt haben. Man konnte ihre Vorfreude spüren und auch wir wollten nun endlich loslegen, schreibt Daniela Möller, die Projektleiterin „Weihnachtspäckchen“. „Uns ist schon bewusst, dass wir hier einen wunderschönen Auftrag erfüllen, um den uns viele der fleißigen Päckchenpacker in Deutschland beneiden. Wie oft habe ich schon gehört: „Ich würde so gerne sehen, wer mein Päckchen bekommt und wie sich das Kind freut.“ So dürfen wir das stellvertretend tun und ich kann euch versichern, wir haben es mit Freude im Herzen getan! Vereinsvorsitzender Bernd Druschel hat die Kinder herzlich begrüßt und ihnen in einer kleinen Andacht die Weihnachtsbotschaft auf sehr kindgerechte Weise nahe gebracht.

Natürlich verschenken wir mit den Päckchen auch die Freude über die Geburt Jesu Christi. Zuerst waren die Kindergartenkinder von Balan dran.“ Es gibt hier zwei städtische Kindergärten und das ‚Kindernestchen‘ des kunterbunten Kinderzeltes. „Ich finde es immer besonders süß, wie schüchtern die Allerkleinsten in die Turnhalle kommen, meist Hand in Hand und wie die Augen immer leuchtender werden, wenn sie vor den Päckchen stehen. Natürlich gab es in der großen Halle Unruhe und ein paar Kinder haben geweint. Doch als die vier Mädchen aus Balan zu singen begannen, wurde es andächtig still. Sie sangen rumänische Weihnachtslieder für uns, die eine wunderschöne, leicht melancholische Melodie haben. Später, bei den beiden Feiern für die Schulkinder von Balan, stimmten alle beim Refrain mit ein und alle Kinder wurden zu einem großen Chor – Gänsehaut pur! Ordentlich aufgereiht standen die Kleinen da und jedes Kind bekam einen kurzen Moment der Aufmerksamkeit, ein Lächeln, ein herzliches ‚Craicun Fericit‘ (Frohe Weihnachten) und natürlich das Päckchen.

Die Reaktionen waren so unterschiedlich wie die Kinder selbst: schüchtern, aufgekratzt, freudig oder einfach nur happy! Doch nicht nur kleine Kinder können sich freuen – selbst die halbstarken Jungs nehmen ihr Päckchen mit einem breiten Grinsen entgegen und bedanken sich meist artig mit „Thank you!“. Solltet ihr euch wundern, wie gut gekleidet ein Großteil der Kinder ist, dann liegt das daran, dass es wie ein Feiertag für viele ist und die Kinder besonders herausgeputzt werden. Etwas klarer wird es, wenn ihr euch die beiden Fotos von Claudia und Andrea Otvos anschaut – hübsche liebenswerte Mädels, die in einer winzigen verdreckten Wohnung gemeinsam mit vier kleineren Geschwistern und ihren Eltern leben (das siebte Kind ist unterwegs). So, muss los – wir fahren jetzt nach Gheorgheni, um unseren Patenkindern die Päckchen zu bringen!

Tag 5:

Ich glaube es sind jetzt schon zwei Jahre her, seit wir bei unserem ersten Kinderzelt-Teamwochenende unser Motto ‚Freude bereiten – Not begegnen‘ gemeinsam entwickelt haben. Wenn ich nun den gestrigen Tag beschreiben sollte, so würden mir diese vier Worte schon ausreichen und alles wäre gesagt. Aber ich will noch ein paar Kleinigkeiten herauspicken: Mechthild und Cleo haben sich gestern morgen erstmal um Schüler aus Balan gekümmert. Dank einer großzügigen Spende der Fa. Döll (u.a. Dolli Mützen) konnten sie vielen Kindern eine Mütze, Stirnband oder Schal schenken! Die relativ milden Temperaturen, die hier herrschen, dürfen uns nicht vergessen lassen, dass die Winter in dieser Region sehr hart und lang sind. Mit einem voll bepackten Bus machten wir uns dann auf nach Gheorgheni. Die Stadt liegt cirka 30 km entfernt. Hier betreuen wir drei Roma-Siedlungen und unterstützen sie mit Hilfsgütern wie Kleidung, Geschirr und Matratzen.

Darüber hinaus sind etwa 40 Kinder an Paten in Deutschland vermittelt und erhalten dadurch jeden Monat in großes Essenspaket, das der gesamten Familie zu Gute kommt. Viele Paten lassen es sich nicht nehmen und schicken an Weihnachten zusätzlich ein Paket mit dem Weihnachtspäckchentransport nach Rumänien. Diese Patenpakete haben wir gestern verteilt. Das sind die Momente, wo wir einen Eindruck von den Lebensumständen der Familien hier bekommen. Und es gibt so einiges, was uns noch lange beschäftigen wird. Die kleine / große Elsa zum Beispiel. Sie wohnt mit ihren fünf Geschwistern, ihren Eltern und einer Verwandten mit einem ca. 2 Wochen alten Baby in einem winzigen Schuppen neben den Bahngleisen. Als wir sie angetroffen haben, hat sie mal wieder auf ihren kleinen Bruder aufgepasst.

 

Sie kümmert sich rührend, um ihre Geschwister und wirkt wie eine kleine Erwachsene – von erlebter Kindheit keine Spur. Endlich konnte Bernd die ersten Wolldecken verteilen. Das Projekt ‚Warme Decken für eiskalte Nächte‘ war seine Idee und ist ein voller Erfolg geworden. Binnen 5 Monaten haben wir über 1.500 Decken (Koltern) gespendet bekommen. Das ermöglicht es uns, sehr viele Familien mit dieser ‚Lebensversicherung‘ auszustatten. Wie gesagt, der Winter wird sicher noch kommen und damit strenger wochenlanger Frost. Können da die Kindern nicht ausreichend vor der Kälte geschützt werden, ist ihr Leben in Gefahr. Lungenentzündung oder Unterkühlung haben schon viele Kinder den Winter nicht überleben lassen.

Tag 6:

In der Nacht haben wir Verstärkung aus Deutschland bekommen: Peter Schmitt (mit Tochter Maura) und Matthias Donath von der Metzgerei Robert Müller, Flieden, sowie Lena Krah sind zu unserem Team dazu gestoßen, um uns die letzten beiden Tage bei der Päckchenverteilung tatkräftig zu unterstützen. Zum Tagebuch schreiben blieb leider keine Zeit bzw. es sind keine ‚Konzentrationsreserven‘ mehr übrig – irgendwann muss man ja mal schlafen. Daher nur eine Kurzfassung bekräftigt durch Bilder (mehr auf www.daskunterbuntekinderzelt.de).

Auf die Frage, wie man die letzten Tagen beschreiben sollte, haben Maura, Lena und Matthias einstimmig geantwortet: ‚Prägend‘. Natürlich kann man sagen: ‚es hat Spaß gemacht‘, ‚wir haben Freude bereitet‘, ‚wir haben Kinderaugen zum Strahlen gebracht‘ – aber wir haben natürlich auch viel Elend gesehen: total verdreckte verrotzte Kinder, verwahrloste Wohnungen, Bretterhütten, die als Wohnung für 10köpfige Familien dienen. Doch wir sehen auch die Veränderungen/Verbesserungen in den Lebensumständen, besonders bei den Familien, die wir im Patenschaftsprogramm betreuen können. So, ich muss los – wie immer mit dem Gefühl, nicht alles geschafft zu haben, was wir uns vorgenahmen! Aber wir kommen wieder…

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