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Seit 10 Jahren: Ort der Trauer für „Unsere Ungeborenen“ auf dem Zentralfriedhof

Fulda. Nicht jede Schwangerschaft endet mit der großen Freude, ein gesundes Kind in den Armen halten zu können. Einige Schwangerschaften enden auch mit dem Sterben des ungeborenen bzw. gerade geborenen Kindes. Für diese Kinder wurde auf Initiative von Prof. Dr. Ludwig Spätling (Direktor der Frauenklinik) und Prof. Dr. Hartmut  Arps (Direktor der Pathologie) des Klinikums Fulda am 22. August 2001 ein Ort der Trauer auf dem Zentralfriedhof Fulda eingerichtet. Eine Basaltsäule mit der Inschrift „Unsere Ungeborenen“ kennzeichnet diesen Ort.

Nach dem Gesetz müssen totgeborene Kinder erst ab dem 7. Schwangerschaftsmonat beerdigt werden.  Kleinere Totgeborene bis hin zum frühen Abort werden daher vom Institut für Pathologie anonym an einem speziellen Ort auf dem Zentralfriedhof in Fulda, der mit einer Stele und der Aufschrift „Unsere Ungeborenen“ beschriftet ist, beerdigt. Unabhängig davon besteht in vielen Gemeinden die Möglichkeit, auf  Wunsch der Eltern eine Beisetzung z. B. im Familiengrab durchzuführen.

„So gut wir den Eltern meist die Ursache für den Tod erklären können, so groß bleibt sehr häufig die Trauer um den Verlust des so lange gewünschten Kindes“, erläutert Prof. Dr. Spätling. Häufig hat man selbst auch im Schoß der Familie nicht die Kraft, alleine mit dem Verlust fertig zu werden. Die Trauerarbeit ist für Mutter und Vater ganz besonders wichtig. Die oft erst viel später einsetzende Trauer kann im Laufe der Zeit zu einer großen psychischen Belastung der Betroffenen  führen. Manche Frauen können, besonders wenn keine Folgeschwangerschaft entsteht, nicht mit dem Verlust abschließen und leiden viele Jahre oder ein Leben lang. „Die Erfahrung der letzten Jahre und auch wissenschaftliche Untersuchungen zeigen, dass zur Loslösung vom verstorbenen Kind Trauer notwendig ist. Unterstützung in der Trauer erhalten die betroffenen Eltern oftmals auch im Glauben“, so Prof. Dr. Spätling weiter.

Die Fragen der Eltern „Warum darf unser Kind nicht leben, warum können wir unser Kind nicht aufwachsen sehen?“ kann niemand beantworten. Alle, die die Eltern in dieser schweren Zeit begleiten, versuchen, diese Last mitzutragen, das Leid und die Trauer mit den Eltern auszuhalten. „Vielleicht kann der Glaube an einen Gott, bei dem jedes Kind schon im Mutterleib einen Namen hat, trösten“, so Bruder Raphael Kaltenecker, Klinikseelsorger am Klinikum Fulda. Im Vertrauen, dass die ungeborenen und totgeborenen Kinder bei Gott sind und in seiner Liebe leben, treffen sich Eltern gemeinsam, um von ihren Kindern Abschied zu nehmen.

Zweimal im Jahr an jedem letzten Freitag im April und September findet um 16.30 Uhr in der Friedhofskapelle des Zentralfriedhofes ein ökumenischer Gottesdienst für Eltern statt, die den Verlust eines Kindes nach Fehl- oder Totgeburt zu verarbeiten haben. Die Trauerhilfe Fulda lädt jedes Jahr am 2. Adventssonntag zu einem ökumenischen Gottesdienst für alle, die um ein Kind trauern, ein.  Angebote zur Trauerbegleitung finden Betroffene beim christlichen Netzwerk für Trauerbegleitung.

Trauer braucht Orte der Erinnerung, im Herzen der Eltern und an einem konkreten Ort. Die Mütter und Väter, die ein ungeborenes Kind verloren haben, können im Klinikum Fulda dieses noch auf der Entbindungsstation  sehen. „Die Feten werden namenlos auf dem Feld um die Stele herum beigesetzt“, erläutert Prof. Dr. Hartmut Arps. Eine unüberschaubare Zahl von Figürchen, Stofftieren, Lampen etc. zeigt, wie wichtig dieser Platz für die trauernden Eltern ist.

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