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Leidenschaftliche Kunstpädagogin hilft verborgene Talente zu entdecken

Grossenlüder-Müs. Die „Kaffeetrinkerin“ widmet sich fast hingebungsvoll dem anregenden Getränk. Diese bedächtige Genießerin ist ein Meisterwerk von Margarete Schönherr, geschaffen als Drei-Platten-Farbradierung.  So unterstreicht die dargestellte Dame mit Hut und Tasse, wie gut sich die in Müs lebende Künstlerin auf das druckgrafische „Handwerk“ versteht. Apropos Handwerkliches: Dass es bei Radierung, Holzschnitt und Co. nicht zuletzt um manuelle Fertigkeiten geht, ist für Schönherr von besonderem Reiz. „Mein Urgroßvater war Kupferschmied, vielleicht hat er mir ja etwas vererbt“, schmunzelt sie.

Wie beschwingt-präzise sie mit Farben und Formen komponiert, zeigt beispielsweise auch ihre Arbeit „Der Weg über die Brücke“. Zum Verfahren erläutert die pensionierte Lehrerin: „Bei dieser Art von Radierung werden mehrere behandelte Platten als Farbträger übereinander gedruckt, wobei die Grundtöne Blau, Gelb und Rot eine wichtige Rolle spielen.“ Sie mag die große Bandbreite der Druckgrafik und schätzt es sehr, verschiedene Techniken ausprobieren und kombinieren zu können. Ihre Lieblingsmotive sind Menschen – speziell auch Mutter und Kind – sowie Wege in der Landschaft. Zum Spektrum der praktizierenden Christin zählen zudem religiöse Werke. So ist im Gotteshaus von Müs während der Passionszeit eine Collage Schönherrs mit dem Titel „Veronika“ zu sehen, die eindrucksvoll den Kreuzweg Jesu thematisiert.

Die Künstlerin nimmt seit 1987 (mit kleiner Pause) an der Druckwerkstatt der Volkshochschule des Landkreises Fulda teil und spricht von einem inspirierenden, freundschaftlichen Miteinander, das sie auch künftig nicht missen möchte. Außerdem gehört sie dem Kunstverein Fulda an und ist organisatorisch für die Druckgrafiker unter den Mitgliedern aktiv. Von Schönherrs quirlig-schöpferischem Naturell profitiert auch Großenlüder: Als Initiatorin von „Kunst im Café Prüfer“ organisiert sie dort regelmäßige Ausstellungen, die unter dem Motto „Lebendiger Ortsmittelpunkt Großenlüder“ ganz im Sinne der Gemeinde sind. „Wichtig ist, dass dadurch auch diejenigen der Kunst begegnen, die das sonst nicht tun“, betont Schönherr. Wechselnde Künstler zeigen ihre Werke, derzeit stellt sie selbst in diesem Café aus. Teil der Präsentation „Neues in alten Rahmen“ (bis 1. Mai) ist auch die „Kaffeetrinkerin“, die sich in diesem Ambiente sicher wohlfühlt.

Wer Schönherr ausschließlich als Künstlerin sieht, lässt Wesentliches außer Acht, denn sie versteht sich noch stärker als „leidenschaftliche Kunstpädagogin“. Während ihrer 31 Jahre als Grundschullehrerin hat sie die Kreativität von Mädchen und Jungen gefördert; seit zwei Jahrzehnten hilft sie Erwachsenen, mehr oder weniger verborgene Talente in sich zu entdecken: Ehrenamtlich leitet sie eine Malgruppe im Caritas-Altenheim St. Josef und bietet für Häftlinge der Fuldaer Justizvollzugsanstalt (JVA) „Kunst im Knast“ an.

Das 20-jährige Bestehen der Senioren-Malgruppe wird in diesem Jahr gefeiert; das zahlenmäßig identische  Jubiläum des JVA-Angebots mit einer Würdigung durch Hessens Justizminister Jörg-Uwe Hahn (FDP) fand 2011 statt. Die unermüdlich Engagierte ist bereits mit dem Landesehrenbrief sowie dem Ehrenamtspreis der hessischen CDU ausgezeichnet worden. Schönherrs Überzeugung als Kunstpädagogin lautet: „Jeder ist in der Lage, etwas zu gestalten. ,Kann ich nicht’ – das gibt es nicht.“ Während Kinder schnell zu begeistern seien, brauchten Erwachsene für kreative Arbeiten Motivation: „Doch dann sind alle mit Freude dabei.“

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