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Jeder dritte Ritt ein Sieg – Gersfelderin Anne von Rosen macht in USA seit zehn Jahren als Jockey Karriere

Gersfeld. Das Hobby zum Beruf zu machen, ist für viele ein Traum. Die Gersfelderin Anne von Rosen hat es geschafft. Seit über zehn Jahren ist sie in USA als Jockey bei Pferderennen erfolgreich. Der 25. Januar 2012 ist für die deutsche Pferdesportlerin ein besonderes Datum. Erstmalig in ihrer Laufbahn konnte sie bei den 100 erfolgreichsten Jockeys in den USA (bei insgesamt 798 registrierten Jockeys) den ersten Platz in der Sieg-Quote erreichen. Sie hatte bei 49 Rennen im Jahre 2012 genau 19mal gewonnen und somit eine Sieg-Quote von fast 39 Prozent erreicht, also weit mehr als ein Drittel. Der Zweiterfolgreichste kam auf 33 Prozent Siege. Natürlich wechselt diese Quote von Tag zu Tag, weil auch andere Jockeys gewinnen und man nicht jeden Tag in jedem dritten Rennen gewinnt. Trotzdem ist diese Quote sehr bemerkenswert, zumal bei einer Frau in einer absoluten Männerdomäne.

Auf vielen Rennbahnen der Vereinigten Staaten (z.B. Florida, Louisiana, Texas, Nord- und Süd-Dakota, Neu Mexiko, Washington, Minnesota, Kalifornien und aktuell Arizona) war „The German Baroness“, wie sie in der amerikanischen Presse gern genannt wird, bislang erfolgreich. Die Legende „Vom Tellerwäscher zum Millionär“ erfüllt sich bei Anne aber wohl kaum. Sie erhält 65 Dollar pro Start. Dazu kommen sechs Prozent Siegprämie. Bei einem Rennen mit einem Wert von 9.000 Dollar beispielsweise erhält der Sieger 60 Prozent, also 5.400 Dollar. Der Jockey erhält davon sechs Prozent, also 324 Dollar. Davon erhalten Pferdebetreuer sowie ein Agent 35 Prozent, also ca. 116 Dollar. Von dem Rest müssen Unterhalt, Kranken- und Rentenversicherung und Steuern bezahlt werden. Es bleibt also nicht viel zum Sparen übrig. Die meisten Rennen in Arizona, wo Anne von Rosen gegenwärtig reitet, haben einen Wert von ca. 5.000 bis 9.000 Dollar. Rennen über 20.000 Dollar sind nicht häufig.

Doch die Aussicht auf schnelles Geld war es sicher nicht, was Anne dazu getrieben hat, Jockey zu werden. Die Liebe zu den Pferden ist ihr angeboren. Bereits mit drei Jahren sammelte sie Pferdehaare, weil sie ihrer Meinung nach „so gut rochen“. Aber auch ihr Großvater hatte bereits Pferde gezüchtet; dann fiel das Gestüt den Kriegswirren zum Opfer. Nach der Schulausbildung in der Waldorfschule Loheland bei Fulda und Abitur in Forrest Row/England absolvierte sie eine Pferdezuchtausbildung in Bad Homburg. Danach arbeitete Anne von Rosen als Bereiterin für Rennpferde in Epsom/England, Chantilly/Frankreich, Mailand, Rom, Newmarket/England und Warendorf, bevor sie in die USA ging.

Auch der Tagesablauf eines Jockeys zeigt wie viel Liebe man zu Beruf und Tier mitbringen muss: 5 Uhr Aufstehen, ab 6 Uhr Arbeit mit den Pferden (bes. Training), ca. 10 Pferde pro Tag. Nachmittags an fünf Tagen/Wo Rennen (bis zu sieben Rennen pro Nachmittag). Sieben Tage pro Woche, 30 Tage im Monat. Selten ein freier Tag. Spätestens ab 21 Uhr wird geschlafen, weil ein Jockey nicht müde sein darf, da der Beruf viel zu gefährlich ist. Und dennoch passieren Unfälle. Bei Anne von Rosen waren es eine Kniefraktur, Wirbeltrümmerfraktur mit Teilversteifung der Wirbelsäule, Brustbeinfraktur, Rippenfrakturen, sowie eine schwere Gehirnerschütterung mit langwierigem Verlust von Geruch und Geschmack.

Doch weder der harte Alltag noch der unsichere Verdienst und die hohe Gefahr können die Gersfelderin davon abhalten, ihr Leben auf der Rennbahn zu verbringen. Für Familienplanung  ist keine Zeit. Und auch eine Rückkehr nach Europa oder gar in die Heimat nach Gersfeld ist bei diesem Beruf so gut wie ausgeschlossen.

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