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Familienhebammen betreuen Eltern auch im psychosozialen Bereich

Nüsttal/Fulda. Die Geburt ist glücklich überstanden und zunächst ist die Freude überwältigend. Doch das Elternsein kann zuweilen schnell Erschöpfung, Überanstrengung und manchmal schierer Hilflosigkeit weichen. Wenn dann noch das soziale Gefüge instabil ist – jugendliche Mütter, Drogenkonsum oder auch psychische Belastungen – kann der Weg in eine Krise drohen. Damit Mütter wie Väter in einer solchen Situation Unterstützung bekommen, gibt es beim Landkreis Fulda das Projekt „Babi – Begleitung am Beginn“, bei dem Hilfesuchende einen Antrag auf Unterstützung durch eine Familienhebamme stellen können.

 17 sind es insgesamt, zumeist Freiberuflerinnen und allesamt mit einer soliden Ausbildung als Hebamme sowie Erfahrung im Kreißsaal und in der Begleitung von Familien. Yvonne Bauer (49) arbeitet seit 25 Jahren als Hebamme und ist – nach einer weiteren zusätzlichen Ausbildung – nunmehr seit drei Jahren als Familienhebamme tätig. Die Nüsttalerin wurde speziell für psychosoziale Aufgabenstellungen geschult,  Kenntnisse über medizinische und gesundheitliche Themen kamen hinzu. Zwar ist das Hauptthema ihrer Arbeit die Gesundheit und die Entwicklung des Kindes in den ersten zwölf Monaten, doch in Krisenzeiten helfen Yvonne Bauer und ihre Kolleginnen auch in anderen Belangen. Bei den oftmals täglichen Besuchen geht die Betreuung meist weit über die normale Fürsorge einer Hebamme hinaus, beispielsweise beim Ausfüllen von Anträgen auf finanzielle Unterstützung oder bei der Weitervermittlung an ehrenamtliche Begleitung, die der Sozialdienst katholischer Frauen (SKF) organisiert und betreut.

Yvonne Bauer kennt eine häufige Ursache für das vordergründige „Versagen“ von Eltern, denen sie beisteht: “Die meisten Eltern sind willig, wollen es gut machen, wissen aber oftmals gar nicht, wie das geht. Und wir helfen ihnen dann dabei, dieses Ziel doch zu erreichen.“ Sie betreut derzeit etwa fünf Familien. 36 Familien in der Stadt Fulda und weitere 55 im Landkreis nahmen die Hilfe der Familienhebammen im zurückliegenden Jahr in Anspruch.

Oft kommen in solchen Familien gleich mehrere problematische Voraussetzungen zusammen: Da stimmen oft weder die körperliche noch die soziale Verfassung der Mutter. Kommen dann noch psychische Belastungen hinzu, sprechen die Fachleute oft von sogenannten „Multiproblemfamilien“. Die reine Sorge um das Kind reicht dann nicht mehr, oft benötigt die Mutter weitgreifende Hilfe, und die Familienhebamme agiert als eine Art „Lotsin“ durch die momentan schwierige Lebenslage, kümmert sich um unterschiedliche Belange. Laut des Landesverbandes der Hessischen Hebammen e.V. gelten etwa ein Prozent der betreuten Kinder als massiv gefährdet, benötigen Hilfe, Kontrolle und Eingriff in das elterliche Verhalten. Weitere zehn Prozent sind Kinder benachteiligter oder unterstützungsbedürftiger Eltern. Hier reichen Förderung, Hilfe und Anleitung in der familiären Situation.

Kirstin Bennewitz ist Ansprechpartnerin und fachliche Begleitung in der Fachstelle Frühe Hilfen beim Landkreis Fulda. Sie kennt das gemeinsame Projekt von Stadt und Landkreis Fulda, das beim Gesundheitsamt angesiedelt ist, sehr gut. „Entstanden ist das Projekt ’Babi’ durch den erhöhten Betreuungsbedarf bei jugendlichen Müttern auf Initiative des Netzwerks ’EvA-Erziehung von Anfang’ an“, sagt Benewitz, die unter anderem die Familienhebammen koordiniert und in engem Kontakt zu ihnen steht. Sie empfiehlt allen Familien, so früh wie möglich Unterstützung anzufordern, falls notwendig auch schon vor der Geburt des Kindes. „Unser Ziel ist die präventive Stärkung der Eltern. Wir wollen die betreuten Familien damit auf einen guten Weg bringen.“

Info

Weitere Infos und die Bedarfsmeldung gibt es im Internet unter www.eva-fulda.de in der Rubrik Inhalte und Projekte.

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