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Biosphärenreservat warnt vor Windgrabbing

Rhön. Ein neues Unwort macht die Runde: Windgrabbing, doch was versteckt sich hinter diesem Begriff? Martin Kremer, Geschäftsführer des Verein Natur- und Lebensraum Rhön e.V. erläutert, dass hiermit das Gebaren von Windkraftinvestoren gemeint ist, welche versuchen, Eigentümer von windhöfigen Flächen mit fragwürdigen Vorverträgen zu ködern.

„Uns ist bekannt, dass eine Reihe von Investoren derzeit in der Rhön bei Eigentümern, aber auch bei den Kommunen, vorstellig werden, um sich über Vorverträge potentiell geeignete Windkraftstandorte zu sichern. Nicht selten werden dabei Mieterlöse von bis zu 35.000 € pro Jahr versprochen“. Goldgräberstimmung hat sich breit gemacht und Investoren versuchen, sich ihre „Claims“ zu sichern. Bekannt ist allerdings auch, dass es längst nicht immer seriös zugeht und mitunter versucht wird, benachbarte Flächeneigentümer gegeneinander auszuspielen, um die Preise zu drücken.

Vorschnelle Vertragsabschlüsse führen aber auch dazu, dass den evtl. geplanten genossenschaftlichen und regionalen bürgerschaftlichen Lösungen der Weg verstellt wird. Letztlich müssen sich Flächeneigentümer auch darüber im Klaren sein, dass sie selbst nur dann Einnahmen haben werden, wenn tatsächlich eine Windkraftanlage auf ihren Flächen entsteht. Doch das kann dauern.

Insgesamt sieht man beim Biosphärenreservat den aktuellen Windkraft-hipe kritisch. Insbesondere durch die letzten drei extrem windarmen Jahre arbeiten viele Inland-Anlagen derzeit nicht kostendeckend. Auch befürchtet man massive Auswirkungen auf die Artenvielfalt. Hauptsächlich die Leitarten wie Rotmilan und Schwarzstorch reagieren überaus sensibel auf Windkraftanlagen.

Der Verein Natur- und Lebensraum Rhön e.V. und die Hessische Verwaltungsstelle Biosphärenreservat Rhön appellieren daher, mit Augenmaß den Ausbau der Windkraft zu betreiben und nicht die Grundlagen des Biosphärenreservats zu gefährden. Besonders kritisch sieht man auch die Diskussion um Windkraftanlagen im Wald. Für jedes einzelne Windrad sind Rodungen von 1 ½ bis 2 Hektar erforderlich, hinzukommen Zuwegung und Stromtrasse. Kremer mahnt: „Bei aller Euphorie für Windkraftstrom, die Auswirkungen auf Mensch und Natur müssen berücksichtigt und abgewogen werden“.

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