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Große Wald-Maikäfer-Schwärme im Raum Hanau unterwegs

Hanau. Wenn es richtig warm wird, fliegen sie abends in Schwärmen – die Wald-Maikäfer. So jedenfalls aktuell in der Region um Hanau, wo in diesem Jahr ein sehr starker Maikäferflug zu verzeichnen ist. „Die Käfer haben sich vor ihrem Paarungsflug vier Jahre lang als Engerlinge im Waldboden entwickelt und schlüpfen jetzt im Mai, um gemeinsam zu schwärmen“, erläuterte Christian Schaefer, Leiter des Forstamtes Hanau-Wolfgang, am Montagabend während eines abendlichen Ortstermins im Wald.
Faszinierend, welch spannendes Leben der populäre Wald-Maikäfer hat! Er lebt als Käfer maximal sechs Wochen am Tageslicht – mehr nicht. Vorher müssen die Tiere jedoch ganze vier Jahre unter der Erde verbringen: Stecknadelkopf-groß schlüpfen sie als kleine Engerlinge aus den im Boden liegenden Eiern. Wenn die Tiere unterirdisch zu stattlichen Engerlingen herangewachsen sind, verpuppen sie sich dort und schlüpfen dann erst als Käfer erstmalig ans Tageslicht.

Der Paarungsflug der Wald-Maikäfer erfolgt in Schwärmen, die bei hoher Dichte ein Verkehrshindernis für Autofahrer werden können. Der Flug ereignet sich abends, dauert etwa eine Stunde und endet abrupt nach Sonnenuntergang.

Biologie und Massenvermehrung
Der Wald-Maikäfer ist ein Insekt, das zur Massenvermehrung neigt. Er kann sich unter günstigen Bedingungen enorm vermehren. Dabei kommt es in Zyklen von 30 bis 40 Jahren zu starken Populations-Anstiegen. Die jüngste Massenvermehrung in der Rhein-Main-Ebene entwickelt sich dort seit ca. 1980. Ein natürlicher Zusammenbruch der Population ist noch nicht erkennbar.

Fraßschäden der Käfer und Engerlinge
Der Blattfraß der Käfer an gesunden Waldbäumen spielt normalerweise nur eine untergeordnete Rolle. Selbst Kahlfraß können einige Baumarten – zum Beispiel die Eichenarten – überstehen, weil sie im Juni ein zweites Mal austreiben können (Johannistrieb). Viel gefährlicher ist der Wurzelfraß der Engerlinge: Die jungen Engerlinge ernähren sich zunächst von Graswurzelfasern – später fressen sie Wurzeln aller Art. Feinwurzeln werden dabei vollständig aufgefressen, von stärkeren Wurzeln wird die Rinde abgenagt. Bei hohem Engerlingsvorkommen im Boden wird die Wurzelrinde so stark befressen, dass die Bäume nicht mehr in der Lage sind, Wasser und die darin gelösten Nährstoffe aufzunehmen. In der Folge können sie auf großer Fläche absterben.

Petra Westphal, Pressesprecherin von Hessen-Forst, wies darauf hin, dass regelmäßig intensive Probegrabungen von der Nordwestdeutschen Forstlichen Versuchsanstalt in den betroffenen Wald-Gebieten durchgeführt werden. „Die Anzahl der ausgegrabenen Engerlinge zeigt, wie intensiv die Waldböden vom Wald-Maikäfer besiedelt sind“, so Westphal. Starke Schäden am Wald werden erwartet, wenn ein bis drei ausgewachsene Engerling/e je Quadratmeter im Boden leben. Im Wald des Forstamtes Hanau-Wolfgang wurden 2011 bis zu 72 ausgewachsene Engerlinge je Quadratmeter gefunden.

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