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Rücken-OPs: Immer mehr Patienten legen sich unters Messer – 85 Prozent der Eingriffe unnötig

Frankfurt. Immer mehr Patienten mit Rückenbeschwerden werden operiert. Eine aktuelle Auswertung der Techniker Krankenkasse (TK) zeigt: Im Jahr 2006 wurden bei den TK-Versicherten über 10.600 Wirbelsäulenoperationen durchgeführt. Im Jahr 2011 waren es schon rund 19.000 Eingriffe. In Hessen waren es 2006 schätzungsweise 800 Operationen, der Anstieg bis 2011 mit rund 1400 Operationen folgt dem bundesweiten Trend.

Die Tendenz zur Operation bestätigt auch eine aktuelle Forsa-Umfrage im Auftrag der TK. Demnach wurde 14 Prozent der hessischen Rückenschmerzpatienten von ihrem Arzt empfohlen, sich unters Messer zu legen. Aber: „Bei den meisten Wirbelsäulenproblemen sind die Zusammenhänge viel komplexer und die Bandscheibe wird zu oft als Ursache beschuldigt“, sagt Dr. Thomas Nolte vom Schmerz- und Palliativzentrum Wiesbaden. Für ihn sei deshalb der ganzheitliche Ansatz wichtig, der den Menschen mit Problemen wie Bewegungsmangel, Fehlhaltung, Übergewicht, Stress am Arbeitsplatz und in der Familie in den Mittelpunkt stelle.

Erste Auswertungen des TK-Angebots „Zweitmeinung vor Wirbelsäulen-Operationen“ haben zudem ergeben, dass 85 Prozent der verordneten Eingriffe unnötig sind. Im Rahmen dieses Projektes können sich TK-Versicherte vor einer Rückenoperation kostenlos eine professionelle Zweitmeinung holen. Die TK kooperiert hierfür mit bundesweit über 30 Schmerzzentren, zwei davon in Hessen (Frankfurt und Wiesbaden). Ein Expertenteam aus Physio-, Schmerz- und Psychotherapeuten
untersucht die Patienten dort erneut und empfiehlt gegebenenfalls eine Alternativtherapie. Bereits vorliegende Krankenunterlagen, wie zum Beispiel Befunde oder Röntgenbilder, bringen die Betroffenen dann am besten mit. „Gerade im Rückenbereich gibt es häufig die Möglichkeit einer schonenderen Behandlung als Alternative zur Operation“, sagt Dr. Nolte, „denn eine Operation birgt auch immer Risiken. So können zum Beispiel Nerven und Gefäße geschädigt werden oder Narbenprobleme und Verwachsungen auftreten.“

In knapp zwei Jahren haben bereits mehr als 500 Patienten in den bundesweiten Schmerzzentren dieses Angebot genutzt. Bei über 420 von ihnen konnten die Experten Alternativen zur Operation wie zum Beispiel Physio- oder Schmerztherapie empfehlen.

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