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Caritas-Partnerprojekt mit Iwano-Frankiwsk: Elternbeirat gegründet und Hilfstransport geplant

Fulda, Iwano-Frankiwsk (cif). Erneut war kürzlich eine Delegation der Caritas Fulda im westukrainischen Iwano-Frankiwsk, um beim dortigen Schwester-Verband das gemeinsame Projekt zu besuchen. Fulda hilft der ukrainischen Caritas beim Aufbau eines Rehabilitationszentrums für Menschen mit Behinderung. Die Partnerschaft beinhaltet neben der finanziellen Unterstützung  den fachlichen Austausch. Dazu wurden während der gemeinsamen Tage in Iwano-Frankiwsk weitere Arbeitsschritte vereinbart.

Der Besuch begann nach der rund 1500 Kilometer langen Anfahrt mit einer herzlichen Begrüßung, und mit überwältigender Gastfreundschaft wurden die Vertreter der Caritas aus Fulda, Gesamtwerkstättenleiter Bernd Wystrach, Holger Schwan als Leiter der Tagesbetreuung von schwerstbehinderten Menschen, Peter Sauer als Vertreter der Elternschaft von behinderten Werkstattangehörigen, Altenhilfe-Referentin Kristin Klinzing und als Projektkoordinator Pressereferent Dr. Christian Scharf, wieder 200.000 Einwohner-Stadt am Fuße der Karpaten aufgenommen.

Dabei waren das deutsch-ukrainische Verhältnis sowie die dortige innenpolitische Gesamtsituation im Vorfeld des Besuches eher angespannt. Die Caritas in Iwano-Frankiwsk hat zurzeit erhebliche Schwierigkeiten, für ihr Klientel wie den behinderten Menschen bei in Kiew Erleichterungen durch Gesetzesanpassungen oder gar finanzielle Unterstützung zu erzielen. Die kirchliche Sozialarbeit wird vielmehr von der Zentralregierung als politisches Opponieren wahrgenommen und dementsprechend abgewehrt. So geriet die ukrainische Caritas im vergangenen Winterhalbjahr verstärkt in eine prekäre Lage und ist mehr denn je auf finanzielle und sonstige Hilfe durch Partner wie der Caritas Fulda angewiesen.

Umso wichtiger war der Erfolg, den das Caritas-Team von Iwano-Frankiwsk gemeinsam mit der Fuldaer Delegation feiern konnte: Um eine das Betreuungsteam entlastende Eltern- und  Angehörigen-Arbeit analog dem Konzept aus Fulda zu entwickeln, gründeten die Eltern der behinderten Menschen im Zuge einer Gesprächsrunde mit den Fuldaer Delegationsmitgliedern kurzerhand einen Elternbeirat, der sich vor allem um gegenseitige Unterstützung der Familien und um  Freizeitgestaltung außerhalb der Caritas-Betreuungszeiten kümmern will. Dazu beigetragen hatte sicher auch der lebendige Bericht von Delegationsmitglied Peter Sauer, selbst Vater eines behinderten Sohnes und zugleich Manager der Elterninitiative „Freizeitclub“ in Fulda.

Neben den Diensten der ambulanten Pflege und der Arbeit mit Kindern ohne ordentliche familiäre Strukturen – sogenannten Wirtschaftswaisen, deren Eltern oft jahrelang im westlichen Ausland leben, um Geld zu verdienen – lernten die Fuldaer im Zuge des umfangreichen Aufenthaltsprogrammes noch eine Caritas-Suppenküche mit angeschlossener Wäschekammer sowie ein Altenheim unter Caritas-Leitung kennen. Dabei wurde deutlich, dass die Caritas Iwano-Frankiwsk  im Rahmen der durch materielle Mängel vorgegebenen Grenzen konzeptionell hervorragende Arbeit leisten, um den bedürftigen Menschen  optimal zu helfen.

Um diesem materiellen Mangel in den Caritas-Einrichtungen entgegenzuwirken, soll nun ein Hilfstransport mit Rollstühlen, Rollatoren, Wäscheartikeln, Kleinmöbeln wir Nachtschränken, Stühlen, Tischen, Betten, Matratzen etc.  vorbereitet und auf den Weg geschickt  werden. Der Transport soll weitestgehend über Spendengelder finanziert werden. „Die Hilfsgüter sind nicht das Problem, uns wurden schon viele nützliche Gegenstände offeriert“, betont Pressereferent Christian Scharf, „die Kosten eines solchen Transports belaufen sich jedoch auf gut zweieinhalb tausend Euro, und da wären wir natürlich über Unterstützung sehr froh“.

Ein weiterer Plan ist es, zwei ukrainische Caritas-Mitarbeiter aus der Behindertenhilfe im Herbst im Rahmen von dreimonatigen Hospitationen zur Weiterbildung in die Werkstätten nach Fulda einzuladen. „Es geht nicht darum, dass wir meinen, den Kolleginnen und Kollegen unbedingt etwas beibringen zu können, dann fachlich sind sie absolut fit“, betont Gesamtwerkstättenleiter Bernd Wystrach. „Hier in Fulda können die Ukrainer jedoch sehen, wohin sich das Werkstättenwesen auch bei ihnen hin entwickeln könnte, wenn es gelingt, sich mit den Wirtschaftunternehmen der Region zu vernetzten und diese als Kunden zu gewinnen. Und wie sich Menschen mit Behinderung entwickeln, wenn sie von der Gesellschaft als vollwertige Mitglieder akzeptiert werden.“

Hilfstransport und Hospitanzen sollen bis Ende des Jahres realisiert werden. Theoretisch könnte zudem auch ein junger Mensch für bis zu ein Jahr als Volontär nach Iwano-Frankiwsk zur Mitarbeit in den Projekten vermittelt werden. „Hier weiß ich jedoch im Moment noch nicht genau, wie wir die Rahmenbedingungen für dieses Volontariat gestalten und wo wir es ansiedeln können“, äußert sich Pressereferent Scharf etwas zurückhaltend, „es soll ja dann auch für den Volontär oder die Volontärin alles bestens geregelt und abgesichert sein.“

Spenden für den Hilfstransport und das Behindertenhilfe-Partnerprojekt der Caritas in Iwano-Frankiwsk sind möglich unter dem Stichwort Ukraine auf  das Spendenkonto der Caritas Fulda Nr. 220 bei der Sparkasse Fulda, BLZ 530 501 80. Auch Online-Spenden ist möglich unter www.caritas-fulda.de (bitte unter „Engagement“ Spenden anklicken).

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