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„Sozialer Wohnungsbau“ für den Schwarzstorch im Biosphärenreservat – Eintreffen der ersten Störche erwartet

Rhön. Noch rechtzeitig vor der Rückkehr der Schwarzstörche aus den afrikanischen Winterquartieren in das Biosphärenreservat Rhön haben drei Experten aus Niedersachsen zwei neue Horstplattformen installieren können. Nach Auswahl des geeigneten Horstbaumes erreichen die Kletterkünstler Indra Koch und Norbert Fiebach per Seiltechnik ihren Arbeitsplatz in etwa 15 Metern Höhe. Während Fiebach sicheren Stand in einer Astgabel findet, bleibt seine Kollegin im Seil hängen. Das Bodenpersonal zieht nun die mitgebrachten vorbereiteten Rundhölzer mit einem Seil nach oben, die dort geschickt zu einer Plattform zusammengenagelt werden. Darauf wird der Horst mit mehreren Lagen groben und dann feinem Reisig aufgebaut. Das Nest wird anschließend noch mit Moos und Laub weich ausgepolstert. Auf diese Weise hat Alfred Nottorf (73), der als Bodenpersonal fungiert, bereits mehr als 500 Horste in ganz Deutschland gebaut.

„Dieser „soziale Wohnungsbau“ für den Schwarzstorch hat sich bewährt, denn sehr oft fehlen in unseren Wirtschaftswäldern alte Eichen und Buchen mit starken ausladenden Ästen als Horstbäume“, so Ewald Sauer, Schwarzstorchbetreuer im hessischen Teil des Biosphärenreservats Rhön. Deswegen werden künstliche Horste angeboten, die bereits nach kurzer Zeit auch vom Waldstorch angenommen werden. So hatte in einem Falle der Storch einen nur provisorischen Horst auf einem ganz schwachen Ast gebaut. Bei größeren Windereignissen kann solch ein Horst jedoch leicht herunterstürzen.

In dem anderen Fall ist der Horst nach mehr als zwanzigjähriger Nutzung und jährlichem Ausbau so schwer geworden, dass die trockenen Eichenäste das geschätzte Gewicht von bis zu 10 Zentnern nicht mehr lange tragen können. Es besteht akute Absturzgefahr. Deswegen werden Ersatzhorste gebaut. „Wir können uns keine Gelege- und Jungvogelverluste leisten, denn die Zahl der erfolgreichen Brutpaare ist eher rückläufig“ so Sauer. „Hatten wir kurz nach der Wendezeit im hessischen Teil des Biosphärenreservats noch ca. 10 Brutpaare, so hat sich der Bestand aktuell auf 5 Brutpaare reduziert.“

Nun warten viele Schwarzstorchfreunde gespannt auf das Eintreffen der ersten Störche. Hoch über den Wäldern fliegend, suchen diese prachtvollen Großvögel nach den besten Horstplätzen. Im Ulstertal sind bereits 2 Störche gesichtet worden. „Es wird also Zeit, dass es ruhig wird in den Wäldern und die Holzeinschläge abgeschlossen werden. Denn der Schwarzstorch ist ein extrem scheuer Vogel. Er ist ein ganz heimlicher Geselle, ein echter Leisetreter, der den Menschen möglichst meidet,“ erläutert Sauer. Dieser prächtige Großvogel in „Schwarz-weiß-rot“ ist unter den heimischen Brutvögeln die Perle der Rhön. Schwarzstorch-Beobachtungen melden Sie bitte der Verwaltung des Biosphärenreservats auf der Wasserkuppe, Tel.: 06654-961221

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