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Ist regional wirklich die erste Wahl?

Vielfältig, speziell und absolut regional: die Produkte der neuen Regionalmarke der Dachmarke Rhön „Rhönwiese“.         Foto: Dachmarke Rhön

Vielfältig, speziell und absolut regional: die Produkte der neuen Regionalmarke der Dachmarke Rhön „Rhönwiese“. Foto: Dachmarke Rhön

Fulda/Rhön. Unter dem Titel „Regional ist erste Wahl“ hatten jetzt die Dachmarke Rhön und das Biosphärenreservat Rhön zu einem Vortrag und einer Diskussionsrunde ins Fuldaer Antonius-Café eingeladen. Im Kern ging es dabei um die Chancen, die regionale Produkte den einheimischen Betrieben eröffnen, aber auch um die Fragestellung, warum es gerade im Bereich Gastronomie noch immer eine gewisse Zurückhaltung gegenüber regional erzeugten Lebensmitteln gibt. Auch die neue Regionalmarke der Dachmarke Rhön „Rhönwiese“ wurde den anwesenden Bürgern und Vertretern von Unternehmen präsentiert.

Eingestimmt auf die vielfältigen Möglichkeiten, regionale Produkte herzustellen und zu vermarkten, wurden die Teilnehmer der Diskussionsrunde mit einem Kurzfilm „Anders ist jeder“ über das Antoniusheim Fulda, seine Menschen mit Handicap und die verschiedenen Beschäftigungsgebiete. „Das Antoniusheim ist fest in der Region verankert und  daher auch seit einigen Jahren Partnerbetrieb der Dachmarke Rhön“, berichtete Vermarktungsleiter Martin Ruhnke. „Viele der selbst hergestellten und verarbeiteten Produkte tragen das Bio-Siegel Rhön,  und auch die Antonius-Küche mit dem Antonius-Café ist mit drei Silberdisteln für den besonders großen regionalen Wareneinsatz ausgezeichnet.“ Diese nachhaltige Umsetzung der Regionalität finde sich auch in den Fuldaer Schulmensen wieder, welche von der Antonius-Küche bekocht werden.

In ihrem Vortrag stellte die Geschäftsführerin der Dachmarke Rhön, Barbara Landgraf, zunächst die Rhöner Regionalmarke, ihre Siegel und ihre Idee vor. Dabei machte sie deutlich, dass es in erster Linie um den regionalen Rohstoffbezug und die handwerkliche Verarbeitung sowie um Produkttransparenz und Lebensmittelsicherheit geht. All dies mache die besondere Qualität des Biosphärenreservats Rhön aus. Die Bemühungen der Dachmarke Rhön um regionale Wirtschaftskreisläufe sowie eine enge Zusammenarbeit mit den Landwirten trügen letztlich auch dazu bei, die von der UNESCO ausgezeichnete Kulturlandschaft des Biosphärenreservats Rhön zu erhalten. „Wir wollen mit unseren Initiativen die Identität mit der Rhön fördern, Arbeitsplätze und Beschäftigung sichern und nachhaltige Wirtschaftsformen sichern“, hob Barbara Landgraf hervor.

Die Branche Hotellerie und Gastronomie stellt innerhalb der Dachmarke Rhön die meisten Partnerbetriebe. Dieser Branche komme auch eine Schlüsselrolle zu: mit ihr komme der Gast von außerhalb in aller Regel als erstes in Kontakt. Hier wolle er aber auch die Landschaft, die er sieht, auf dem Teller kulinarisch erleben. Deshalb biete die RhönSprudel Genussakademie, eine Gemeinschaftsinitiative der Dachmarke Rhön und des MineralBrunnens RhönSprudel, auch vielfältige Seminare an, bei denen es in erster Linie um eine authentische Rhöner Küche und um regionale Produkte geht.

Um den Anforderungen des Handels besser Rechnung zu tragen, der sich sehr für regionale Produkte aus der Rhön interessiert, sei im vergangenen Jahr die neue Regionalmarke „Rhönwiese“ an den Start gegangen. Bis Ende 2014 sollen unter dem einheitlichen Schriftzug insgesamt rund 20 verschiedene Produkte vermarktet werden. Hinzu solle die Rindfleischvermarktung verstärkt in Ballungsgebieten kommen – dort können höhere Preise als in der Rhön erzielt werden, die Landwirte und Verarbeiter ganz einfach brauchen, wenn sie eine gewisse Größe haben und ihre Existenz auch für die nächste Generation sichern wollen. Die größte Herausforderung sei nach wie vor eine gemeinsame Distribution und Logistik, sagte Landgraf. Diese kosten zwar Geld, eröffnen jedoch auf der anderen Seite auch Vermarktungswege, die vor allem kleinere Betriebe bislang nicht hatten.

Seitens einiger anwesender Landwirte kam auch die Frage auf, warum immer noch zu wenig Fleisch, auch Bio-Fleisch, aus der Rhön eingekauft werde, wenn es doch überall heiße, dass regional und Bio die erste Wahl beim Verbraucher sind. Ein oft verwendetes Argument der Gastwirte und Verbraucher laute hier, es sei zu teuer. Auf der anderen Seite sehen die Gäste der Rhön die Preise in der Rhöner Gastronomie als äußerst günstig an. Sie wären also durchaus bereit, für regionale und qualitativ hochwertige Produkte mehr Geld auszugeben. „Das zeigt uns, dass sich die Rhön noch immer unter Wert verkauft und oftmals Argumente herangezogen werden, die an den Trends der heutigen Zeit völlig vorbeigehen“, betonte Barbara Landgraf.

„Das Thema regionale Produkte beschäftigt die Menschen – das hat die Diskussionsrunde in Fulda gezeigt. Aber das gewünschte Ergebnis ist noch nicht da, nämlich die enge Vernetzung zwischen Landwirten, Gastronomen und Verarbeitern im großen Stil“, schätzt der Leiter der Hessischen Verwaltungsstelle des Biosphärenreservats Rhön, Torsten Raab, ein. Die Begriffe Regionalität und Qualität seien in aller Munde – an der Kasse im Supermarkt oder beim Besuch in der Gaststätte stelle sich das dann aber oft anders dar. „Uns als Biosphärenreservat Rhön und Dachmarke Rhön fehlt es hinsichtlich der Chancen, die regionale Produkte im Bereich Gastronomie und Tourismus bieten, noch an öffentlicher Wahrnehmung innerhalb der Region.“

Dem Biosphärenreservat Rhön gehe es seit Jahren darum, dass gerade in der Gastronomie wirklich regionale Produkte verwendet werden – also solche vom Produzenten und Landwirt aus der Rhön. „Ein industriell erzeugtes Stück Fleisch wird nicht regional, nur weil ich es beim Händler um die Ecke kaufe“, nennt Raab ein Beispiel. Es gehe vielmehr um den Aufbau regionaler Wirtschaftskreisläufe, so dass das Geld, was innerhalb der Region generiert wird, auch tatsächlich in der Region bleibt. Und noch auf eines macht Raab aufmerksam: Wenn der Kunde nicht beim Gastwirt, Metzger oder Bäcker nach regionalen Lebensmitteln frage, dann sei es schwer, diesen  für das Thema Regionalität zu sensibilisieren. „Letztlich hat es der Kunde in der Hand, wie er auch beim Einkaufen entscheidet. Es gibt keine Qualität und Regionalität zum Schleuderpreis, das muss er wissen.“

 

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