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Scharfe Teile, günstige Zimmer, Kugeln und schöne Herren: Gründerabend im ITZ-Fulda

(von links) Bastian und Christopher Nitschke, Matthias Richter, Gabriele Leipold (Handwerkskammer Kassel), Jens Kubesch, Bruno Günkel (Landkreis Fulda), Eva Schönherr und Christoph Burkard. Foto: Christine Görlich

(von links) Bastian und Christopher Nitschke, Matthias Richter, Gabriele Leipold (Handwerkskammer Kassel), Jens Kubesch, Bruno Günkel (Landkreis Fulda), Eva Schönherr und Christoph Burkard.
Foto: Christine Görlich

Fulda. Da waren sich alle Gäste einig. Der Gründerabend des Regionalen Standortmarketings bot eine gute Mischung aus erfahrenen Unternehmern und erfolgreichen Gründern. Gut 50 Gründer, Jungunternehmer und Berater lauschten aufmerksam den Ausführungen auf der Suche nach dem Erfolgsrezept für eine Existenzgründung.

KGM-Kugelfabrik: Zwei Chefs in 100 Jahren

„Wir sind wohl eines von nur wenigen Unternehmen in Deutschland, die im Laufe von 100 Jahren Firmengeschichte nur zwei Geschäftsführer hatten“, sagte Matthias Richter, geschäftsführender Gesellschafter der Fuldaer KGM Kugelfabrik. Anhand der wechselvollen Firmengeschichte zeigte der das breite Spektrum an Höhen und Tiefen auf, mit dem Unternehmer zu kämpfen hätten, angefangen von den Weltkriegen über Wirtschaftskrisen bis hin zur Nachfolgeproblematik. Mehrfach stand das Unternehmen scheinbar vor dem Aus und hat sich nicht zuletzt aufgrund des bedingungslosen Einsatzes seiner Inhaber immer selbst gerettet und weiterentwickelt. So habe sein Vater Johannes im Alter von 64 Jahren den Schritt in die Selbständigkeit gewagt und alles auf eine Karte gesetzt. Die Fuldaer stellen heute mit 200 Mitarbeitern jährlich mehr als drei Milliarden Präzisionskugeln für die Automobil-, Luftfahrt- und Schienenverkehrsindustrie sowie Anwendungen in der Medizintechnik her und verfügen über einen zweiten Produktionsstandort in China. www.kgm-kugeln.de.

Mein-Monteurzimmer: Hessischer Gründerpreisträger

Die rasante Erfolgsgeschichte ihres Internetportals www.mein-monteurzimmer.de stellten die Brüder Christopher und Bastian Nitschke aus Künzell vor. Sie wurden vor wenigen Tagen vom Hessischen Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir mit dem Hessischen Gründerpreis in der Kategorie „Geschaffene Arbeitsplätze“ ausgezeichnet. Die 26 und 29 Jahre alten Brüder machten aus der Not eine Tugend und entwickelten quasi aus der Praxis für die Praxis ihre Vermittlungsplattform für Monteurzimmer. Mittlerweile arbeiten 16 Mitarbeiter in dem im September 2013 gegründeten und schnell wachsenden Unternehmen. Im Segment der Vermittlung von Monteurzimmern sind die Künzeller in Deutschland mittlerweile Marktführer. Für die Aufnahme in die Plattform zahlen die Unterkunftsanbieter eine jährliche Gebühr, für die Monteure oder auch jeden, der eine günstige Unterkunft sucht, ist die Nutzung kostenfrei. Im kommenden Jahr stehen die Einführung eines Qualitätssicherungssystems und der Sprung nach Österreich und in die Schweiz an.

Von der Klosterschneiderei zum schönen Herrn

Quasi ein Management-buy-out aus dem Fulda Franziskanerkloster hat die 34jährige Damen- und Herrenschneidermeisterin Eva Schönherr vorgenommen. Als die Klosterschneiderei, in der sie 17 Jahre arbeitete, beschloss keine externen Kunden mehr zu bedienen, machte sie sich „aus der Not heraus“ selbständig. Der externe Kundenstamm hielt ihr die Treue und zog mit in das neue Domizil in der Ellerstraße 13 in Fulda. Mit viel Liebe zum Detail und edlen Stoffen und Accessoires hat sie sich hier auf die Fertigung von hochwertigen und langlebigen Maßanzügen spezialisiert. Nomen est omen hat Eva Schönherr ihren Nachnamen auch gleich zum Firmennamen gemacht: Der Schöne Herr – www.der-schoene-herr.de. Mit ihrer Unternehmensvorstellung verband die Meisterin auch gleich eine Einführung in die Kunstfertigkeit des Maßschneiderhandwerks und die Lebendigkeit der von ihr gewählten Stoffe. Auf dem 53. Bundeskongress des Deutschen Maßschneiderhandwerks 2014 in Dortmund wurde Eva Schönherr für die von ihr eingereichte dreiteilige Kombination in Beige- und Rottönen mit der Goldmedaille im Atelierswettbewerb ausgezeichnet. Besonders gewürdigt wurden die perfekte Passform und die qualitativ hochwertige Verarbeitung des Anzugs.

Messerschmiede Kubesch: Alles was scharf macht

Schon als kleines Kind drückte sich Jens Kubesch die Nase am Schaufenster des Fuldaer Messerfachgeschäfts Schuhmann platt. Er war einfach fasziniert von den hochwertigen handwerklich gefertigten Exemplaren. Als der 15jährige schließlich seine Berufsausbildung begann war sein Meister Josef Schuhmann bereits 90 Jahre alt. Der Meister verstarb noch während der Ausbildungszeit. Jens Kubsch legte nur zwei Jahre nach der Gesellenprüfung auch seine Meisterprüfung ab und übernahm den Betrieb. Heute ist Jens Kubesch ein bei Meisterköchen aus aller Welt gefragter Messerschmied. Und dazu noch einer der letzten seiner Art. Er gibt seine Erfahrung als Lehrer an der Berufsschule an die angehenden Schneidwerkzeugmacher weiter.

Bundesweit sind das zur Zeit nur noch ganze Neun. Jens Kubesch ist ein echtes Fuldaer Original und mittlerweile überregional bekannt in Funk und Fernsehen. Das sechsköpfige Unternehmen in der Rangstraße ruht heute auf drei Säulen, der Schleiferei für Industriekunden, der klassischen Messerschmiede, die individuelle Messer anfertigt und dem Seminarbetrieb, der Wochenendkurse für die Fertigung eines eigenen Messers anbietet. Darüber hinaus hält Kubesch nach der Devise „Wir machen es Ihnen so richtig scharf“ in seinem 80 Quadratmeter großen Ladengeschäft eine riesige Auswahl an Messern, Scheren und anderen Haushaltswaren bereit. Für die Zukunft plant der Messerschmied ein weiteres Wachstum mit dem Ziel seinen Standort zu einem überregional bedeutenden Messerzentrum zu entwickeln. www.messerschmiede-kubesch.de.

Gründernetzwerk: Erfahrungsaustausch ist top

Regionalmanager Christoph Burkard führte durch den Gründerabend und betonte, dass das Konzept des Lernens von den Besten hervorragend aufgehe. Die Gäste des Gründerabends profitierten von den dargestellten Erfahrungen. Das anschließende Get-Together dauerte noch bis in den späten Abend. Burkard: „Es wurden Erfahrungen ausgetauscht vom Berater zum Gründer, vom etablierten Unternehmer zum Jungunternehmer, Kontakte geknüpft und sicherlich auch das eine oder andere Geschäft angebahnt.“ Die Gründerabende finden regelmäßig zweimal jährlich statt und sind Teil des Veranstaltungsangebots des Regionalen Standortmarketings im Rahmen des Gründernetzwerks. Dazu zählen auch Gründerfrühstücke und Innovationsabende. Weitere Informationen unter www.region-fulda.de.

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