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Neue „Solwodi“-Beratungsstelle nimmt im Zentrum Vital ihre Arbeit auf

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Fulda. Gewalt im Namen der Ehre und Zwangsheirat: Davon sind nicht nur Frauen und Mädchen irgendwo auf dieser Welt, sondern auch im Landkreis Frauen betroffen. Seit November gibt es für sie sowie für ihre Angehörigen und Freunde, die helfen wollen, fachlich-kompetente Unterstützung: die „Solwodi“-Beratungsstelle Fulda.

Dass diese Anlaufstelle ihre Arbeit aufnehmen konnte, ist dem gemeinsamen Engagement von politischen Entscheidern und Institutionen zu verdanken. „Die Initialzündung gab eine Fachtagung an der Hochschule Fulda 2011, die mit dem Netzwerk gegen Gewalt der Hessischen Landesregierung, dem Polizeipräsidium Osthessen, der Violeta gGmbH und der Hochschule veranstaltet wurde“, blickt Kerstin Krüger, Leiterin der neuen Beratungsstelle, zurück. Schnell wurde klar, dass es nicht bei einem einmaligen Fachtag bleiben sollte. Die Kooperationspartner schlossen sich mit Vertretern der Landkreise Fulda, Hersfeld-Rotenburg, und Vogelsberg sowie der Stadt Fulda zur Arbeitsgruppe „Ehre und Gewalt“ zusammen, aus der sich die „Osthessische Initiative gegen Gewalt im Namen der Ehre“‘ herausgebildet hat. Sie machten sich stark für eine Anlauf- und Beratungsstelle für Menschen, die von Gewalt im Namen der Ehre sowie Zwangsheirat bedroht oder betroffen sind. Man knüpfte Kontakt zur anerkannten Hilfsorganisation „Solwodi“ (Solidarity with women in distress/Solidarität mit Frauen in Not). Diese ist nun Träger der Beratungsstelle, deren Arbeit von den drei Landkreisen sowie der Stadt Fulda finanziert wird. Der Landkreis Fulda stellt auch die Räume im Zentrum Vital zur Verfügung.

„Man wollte auf die langjährigen Erfahrungen von Solwodi in diesem Bereich zurückgreifen“, erklärt Renate Hofmann. Sie leitet seit mehreren Jahren eine Beratungsstelle mit dem gleichen Schwerpunkt in Bad Kissingen. Gerade in der Anfangszeit der neuen Fuldaer Beratungsstelle unterstützt sie Kerstin Krüger intensiv. Krüger hospitiert zeitweise bei ihr, um so in die komplexe Arbeit hineinzufinden, und Hofmann kommt zu den ersten Beratungsgesprächen nach Fulda. „Jeder Anruf ist eine neue Situation – das ist spannend, herausfordernd, bedarf aber auch einer großen Flexibilität und Frustrationstoleranz“, weiß sie aus ihrer Arbeit in Bayern. Oft stünden am Anfang der Gespräche mit Betroffenen Schilderungen, die von unterschiedlichen Gefühlen, Fakten und persönlichen Einschätzungen der eigenen Situation bestimmt seien. Erst nach und nach ergebe sich ein klareres Bild über die tatsächlichen Lebensumstände. Und gerade dann, wenn die Betroffenen nicht in Deutschland aufgewachsen seien, kämen Sprachbarrieren hinzu, die sie dank eines Pools ehrenamtlicher Dolmetscher ausräumen könnten.

Nicht zufällig ist, dass die „Solwodi“-Beratungsstelle Tür an Tür mit der Schutzambulanz agiert, die Verletzungen von Gewaltopfern dokumentiert und Beweise sichert. Die Angebote beider Stellen sind zwar voneinander unabhängig, aber bereits in der Vergangenheit gab es Kooperationen zwischen ihr, weiteren Fuldaer Einrichtungen und der „Solwodi“- Beratungsstelle in Bad Kissingen. „Jetzt sind die Wege für alle Beteiligten noch kürzer“, freuen sich Hofmann und Krüger. Und sie hoffen, dass „durch das direkte Angebot in zentraler Lage“ weniger Fälle im Dunkeln bleiben und mehr Mädchen und Frauen, aber auch betroffene Männer, mit ihrer Unterstützung ein neues, gewaltfreies und selbstbestimmtes Leben beginnen können.

Info

Kontakt zur „Solwodi“ Beratungsstelle Fulda ist von Montag bis Freitag von 9 bis 17 Uhr telefonisch unter (0661)6006697 oder per Mail fulda@solwodi.de möglich. Adresse: Gerloser Weg 12, 36039 Fulda im Zentrum Vital

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