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Désirée Nick brillierte im Fuldaer Schlosstheater

Schönes aus Fulda. Anders sein zu wollen. Anders zu sein. Die Berliner Schauspielerin und Erfolgsautorin Désirée Nick ist anders in dem Sinn, wie sie selbst als Protagonistin in dem dramatischen Bühnenstück des Österreichers Thomas Bernhard „Am Ziel“ die Besonderheit des Künstlers beschreibt. In ihr mischt sich einerseits die preußische Strenge mit kühler Weiblichkeit, analytischer Geist mit ungeschönter, manchmal verletzender Schärfe. Michael Schwab sprach mit der Künstlerin, die im Fuldaer Schlosstheater ihrem Publikum einen fulminanten Auftritt mit großartiger Rezitationsfähigkeit bot.

Fotos: Michael Schwab

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Frau Nick: Was wollen Sie Ihrem Fuldaer Publikum im Schlosstheater mit Ihrer Rolle in Thomas Bernhards Stück vermitteln?

Nick: Thomas Bernhard ist ein Klassiker. Dieser österreichische Geniale hat sich der Verlogenheit der Bourgoisie gewidmet. Ich finde es wunderbar, in diesem Stück eine 72-jährige zu spielen. So wie die Protagonistin bin ich nicht. Es ist aber für eine Schauspielerin eine großartige Charakterrolle, an der ich große Freude habe. Außerdem kann ich in dieser Rolle mein ganzes Können unter Beweis stellen, denn ich habe Texte lernen müssen, die für mehrere Stunden reichen. Die meisten anderen Schauspieler können nicht mehr als drei Sätze vollständig sagen und sind auf Hilfe angewiesen.

Wie wirkt Fulda auf Sie?

Nick: Ich bin schon mit der Tourneeproduktion Landgraf in Fulda gewesen. Fulda ist eine wunderschöne alte, deutsche Stadt. Wenn Amerikaner oder Asiaten nach Fulda kommen, dann sieht die Stadt ganz so aus, wie sie sich deutsche Städte von Spitzweggemälden her vorstellen.

Die Frankfurter Rundschau urteilt hart über Sie und nennt Sie zynisch und schamlos. Wie empfinden Sie sich wirklich?

Nick: Leider wird in den Medien nur abgedruckt, was auf Sensationsheischerei aus ist. Mit Banalität kann man allerdings das Publikum auch nicht bei der Stange halten. Wie ich mich empfinde? Auf mich trifft vieles zu.

Das heißt auch, wie in einem Interview über Sie geschrieben worden ist, dass Sie in diesem Leben das Wahre, das Gute, das Schöne suchen und aufzeigen, was Sie als platt und billig empfinden. Wie ist dieser Satz zu deuten?

Nick: Für mich ist das Wahre, was als Kunst Bestand hat. Allerdings spielen etwa in Shakespeares Königsdramen nicht nur das Schöne, sondern auch Mord, Intrigen, Inzest eine Rolle. Das ist es, was die Menschheit bewegt und trotzdem ist es schön, wenn der Künstler diesen Stoff auf die Bühne bringt. Selbst wenn Gretchen im Faust erwürgt wird heißt es dann: O Gott, wie sie das gespielt hat!

Mir kommt es so vor, als wenn Désirée Nick in Schubladen gezwängt wird?

Nick: In Deutschland will man Schubladen haben. Vielleicht braucht man auch eine Schublade. Aber ich bin vielseitig und wenn man nicht vielseitig ist und nur in eine Schublade gezwängt wird, bleibt man immer auch nur für eine Nummer zuständig.

Sie waren Religionslehrerin, Ballett-Tänzerin und sind inzwischen ein bekannter Unterhaltungsstar. Ein ungewöhnlicher Berufsweg. Oder?

Nick: Die Säulen des deutschen TV-Geschäfts, die Giganten wie Günther Jauch, Thomas Gottschalk oder Beckmann haben Theologie studiert. Nur weil ich eine Frau bin, werde ich immer danach gefragt. Als Religionslehrerin war ich meiner Zeit um 20 Jahre voraus. Damals war es ein Skandal, dass ich mit meinen Schülern ins Museum gegangen oder Filme zum Thema angesehen habe. Da hieß es schnell: Die macht ja keinen Unterricht. Zwischen meiner Zeit als katholische Religionslehrerin und dem Unterhaltungsgeschäft lagen 10 bewegte Jahre und viele tausend kleine Zufälle und Hürden, die ich nehmen musste.

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