Logo

ORGEL-MATINEE im Dom am 13. Juni mit Dr. Franz Hauk

Bistum FuldaFulda. In Ingolstadt steht ein besichtigenswertes Münster in einer reizvollen Altstadt. Von dort kommt Dr. Franz Hauk, der in seiner Orgelmatinee am 13. Juni von 12:05 Uhr bis 12:35 Uhr ganz konventionell mit Franz Liszt „Präludium und Fuge über den Namen Bach“ beginnt und weniger konventionell mit der I. Symphonie von Enjott Schneider schließt. Thema der Symphonie ist das „Pater Noster“. In dieser ist auch eine Hommage an César Francks h-Moll-Choral enthalten: der zweite Satz ist eine Passacaglia, die an diesen erinnert. Der Kostenbeitrag für die Orgelmatineen beträgt 3,50 € (ermäßigt 2,50 €).

Programm/Zu den Werken:

Franz Liszt: Präludium und Fuge über den Namen Bach

Franz Liszt’s bekanntestes Orgelwerk, Präludium und Fuge über B-A-C-H, ist ein Werk voll romantischen Überschwangs und eleganter Virtuosität, dabei sehr klar im Aufbau und durchsichtig im Satz. An das abwechslungsreiche, von dem berühmten 4-Ton-Motiv völlig beherrschten Präludium schließt sich eher eine Fugen-Fantasie als eine klassisch durchkomponierte Fuge mit einem 11-Ton-Thema(!) an, die sich nach und nach in phänomenal flutenden Passagen auflöst und in die Klimax des Werkes – der einstimmigen Vorstellung des Themas, jetzt mit der Hinzufügung eines weiteren Tones zur 12-Ton-Reihe – mündet. Diese 12-Ton-Reihe und die nachfolgenden, schon impressionistisch anmutenden Takte im Pianissimo zeigen wieder einmal mehr, wie Liszt wie kein anderer nachfolgende Komponistengenerationen beeinflusst hat.

Johann Sebastian Bach: Wachet auf, ruft uns die Stimme

Das Präludium in a-moll von Bach lässt deutlich eine Anlehnung an die norddeutsche Orgeltradition (Buxtehude) erkennen. Als typisches Charakteristikum dieses norddeutschen Barockpräludiums ist so z. B. schon die Idee eines auf einer weit gespannten Figur basierenden Anfangs-Solos in der rechten Hand zu nennen, sowie dessen später folgende Pedal-Version. Des Weiteren sind die Passagen bezeichnend, bei denen zum Laufwerk in den Manualen lange Orgelpunkte im Pedal dazukommen.  Die bekannte Choralbearbeitung „Wachet auf, ruft uns die Stimme“ stammt ursprünglich aus einer Kantate und wurde von Bach dann in der (nach dem Verleger benannten) Schübler-Choral-Sammlung zusammen mit fünf weiteren Choralbearbeitungen als Orgel-Version herausgegeben. Die Choralmelodie erscheint im Trio deutlich in der Tenorstimme der linken Hand. Das Thema der im 6/8-Takt stehenden, anspruchsvollen a-moll-Fuge umfasst ein Kopfmotiv und einen sequenzierenden Themenanhang. Durch diese bewegte Weiterspinnung des Themas, die in allen Stimmen beibehalten wird (auch im Pedal), erhält die Fuge eine auffallende Komplexität. Für Schwung sorgen immer die lebhaften Figuren in den Sequenzen des Themas. Interessant – wiederum im Hinblick auf die norddeutsche Orgeltradition – ist der Schluss der Fuge. Der letzten Themendurchführung schließt sich nach motivisch weitergeführten Sechzehntelpassagen im Pedal, wieder ein virtuoses Manualsolo mit Zweiund-dreißigstel-Läufen an, das bruchlos in eine kurze, akkordische Schlusskadenz mündet. Erläuterungen sind z. T. zitiert aus: Handbuch Orgelmusik – Komponisten, Werke, Interpretation, hrsg. von R. Faber und P. Hartmann, Bärenreiter-Verlag Kassel, 2002

Enjott Schneider: Orgelsymphonie Nr. 1 PATER NOSTER

Die Orgelsymphonie Nr. l reiht sich in die Traditionslinie der französischen Orgelsinfonik (mit Namen wie Franck, Widor, Vierne, Duruflé, Tournemire). Mit ihrer Grundrichtung vom verzweifelt Dunklen zum trostreich Hellen thematisiert die Sinfonie den Gestus des Betens und Bittens des in Not geratenen Menschen, der im PATER NOSTER als Archetyp des Gebets seine Erfüllung findet. Satz 3 greift den schattigen „Tenebroso“-Charakter des ersten Satzes auf, allerdings in einem dunklen Adagio, dessen Figurationen zunächst eine Hommage an César Francks Choral h-moll darstellen: harmonische Grundlage ist die Zwölftonreihe des Beginns, die als Passacaglia frei durchgeführt wird. Satz 4 lebt von virtuosem Spieltrieb. In klarem G-Dur findet sich das „Pater Noster“ in den Bässen und wird mit einem punktierten Seitenthema (von b-moll ausgehend modulatorisch angelegt) konfrontiert. Beide Themen werden in dieser großangelegten Toccata motivisch durchgeführt und führen zu einem existenzbejahenden Finale.

Vita

Franz Hauk wurde 1955 in Neuburg an der Donau geboren. Er studierte nach dem Abitur die Fächer Kirchen- und Schulmusik sowie Klavier und Orgel an den Musikhochschulen in München und Salzburg. Zu seinen Lehrern zählen Aldo Schoen, Gerhard Weinberger, Franz Lehrndorfer und Edgar Krapp. 1981 erhielt er das Meisterklassendiplom der Musikhochschule München. Mehrere Auszeichnungen folgten. Seit 1982 ist er als Organist, seit 1995 auch als Chorleiter am Ingolstädter Münster tätig. Schwerpunkte seines Repertoires liegen bei den Werken Johann Sebastian Bachs, Max Regers und bei der französischen Orgelmusik des 19. und 20. Jahrhunderts. Mit Vorliebe setzt sich Franz Hauk auch für die zeitgenössische Musik ein und regt immer wieder Kompositionsaufträge an. Er begründete in Ingolstadt zahlreiche Konzertreihen, wie beispielsweise die „Internationalen Ingolstädter Orgeltage“, die „Orgelmatinee um Zwölf“ in der Asamkirche Maria de Victoria oder die alljährlichen Musiknächte im Theater. 1988 promovierte er im Fach Musikwissenschaft mit einer Arbeit über die Münchener Kirchenmusik zu Beginn des 19. Jahrhunderts. Als Autor befasst er sich vor allem mit Fragen der Quellenforschung und der Aufführungspraxis. Er ist Vorstandsmitglied der Internationalen Simon-Mayr-Gesellschaft und Mitglied des Editorial Boards einer bei Ricordi erscheinenden Mayr-Werkausgabe. Franz Hauk wirkt als Juror bei  Musikwettbewerben und leitet Meisterklassen bei internationalen Musikfestivals, beispielsweise beim Internationalen Orgelfestival „Megaron“ in Athen zusammen mit Jane Parker-Smith, Daniel Roth und Johannes Geffert. Franz Hauk spielte viele Rundfunk- und CD-Aufnahmen und konzertiert in ganz Europa und den USA. Auch die Tätigkeit als Dirigent nimmt mittlerweile einen breiten Raum seiner künstlerischen Arbeit ein. Im Jahre 2003 gründete er den Simon-Mayr-Chor, ein Vokalensemble mit professionellem Anspruch. Seit Oktober 2002 lehrt er im Bereich Historische Aufführungspraxis an der Staatlichen Hochschule für Musik und Theater in München.

Weitere Informationen zu den Orgelkonzerten im Fuldaer Dom finden Sie unter www.orgelmusik.bistum-fulda.de

Categories:

Alle Nachrichten, Kirche, Kultur & Unterhaltung