Fuldaer Nachrichten

Termin. Der Fuldaer Geschichtsverein lädt am Donnerstag, dem 14. Juni, zu einem Vortrag ein. Die Referentin, Dr. Margret Lemberg aus Marburg, die vor kurzem ein Buch über das Stift Wallenstein veröffentlich hat, verfolgt in ihrem Vortrag den spannenden Weg des Stifts und erläutert seine kulturgeschichtliche Bedeutung durch zahlreiche Bilder. Beginn ist um 19.30 Uhr im Vortragssaal des Vonderau Museums. Im Anschluss an den Vortrag schließt sich eine kleine Exkursion zum Stift Wallenstein an, um den Kapitelsaal zu besichtigen.

Unter den Barockpalästen in Fulda zeichnet sich einer durch seine Lage neben dem Dom und durch seine Vergangenheit besonders aus. Hier wohnte nicht nur der letzte Fürstbischof, nachdem er das Stadtschloss verlassen musste, sondern das von einer hohen Mauer umgebene Haus war auch von 1832 bis in unsere Tage der Sitz des „Freiadligen Damenstifts Wallenstein“. Das 1759 in Homberg/Efze gegründete evangelische Stift war nicht nur der Treffpunkt des Adels und des evangelischen Bürgertums am Ort und aus der Umgebung, sondern wurde in Fulda auch zur Quelle der evangelischen Sozialarbeit am Ende des 19. Jahrhunderts.

Bedeutende Stiftsdamen, Marianne vom Stein und Wilhelmine von Gilsa, waren über Jahrzehnte hin in Homberg als Dechantin und Äbtissin die bestimmenden Personen, denen das Wohlergeben des Stifts zu verdanken ist, aber auch dessen Beteiligung am Aufstand gegen König Jérộme Napoléon im Jahre 1809. Beide wurden verhaftet, erst nach Kassel dann nach Mainz verschleppt und Marianne vom Stein weiter nach Paris; das Stift und sein reicher Besitz wurden beschlagnahmt. Nach 1814 betrieb Marianne vom Stein energisch den Wiederaufbau.

1832 verlegte das Stift seinen Sitz nach Fulda und wandelte sich hier von einer Wohn- und Versorgungsstätte adliger Damen unter der umsichtigen Äbtissin Caroline von Gilsa zu einem Musenhof. Nach dem Kulturkampf übernahm das Stift unter der energischen Äbtissin Ida von Hammerstein-Equord soziale Aufgaben und wurde zu einer Bastion des evangelischen Glaubens in einer weitgehend katholischen Umgebung.