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450.000-Euro-Projekt: ÜWAG-Kabel weichen Bau der A 66

Neuhof. Kabelkreuzungen der ÜWAG unter der B 40, der Bahnlinie und dem geplanten Tunnel für die Autobahn A 66 in Neuhof machen derzeit Platz für die anstehenden Bauarbeiten. Sie werden in einer neuen unterirdischen Trasse zusammengefasst. Ein Pressbohrverfahren ermöglichte die Verlegung der Kabelrohre in rund fünf Meter Tiefe über eine 60 Meter lange Strecke. 450.000 Euro investiert die ÜWAG in die Maßnahme, die zugleich der Vorbereitung der Kabelführung dient, wenn der Neuhofer Tunnel seinen Betrieb aufnimmt.

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Wie ein Schlüsselloch-Chirurg, der durch kleinste Schnitte seine Operationsinstrumente führt, arbeitet die ÜWAG derzeit in Neuhof. Nur zwei je sechs Meter tiefe Baugruben, eine rund zehn mal zehn Meter große Startgrube und eine etwa neun mal fünf Meter große Zielgrube, waren nötig, um drei jeweils 60 Meter lange Stahlrohre von 60 Zentimeter Durchmesser im Untergrund zu verlegen. Die Trasse führt vom Rand der Bahnstrecke auf Höhe der Schaltstation Vinzenzstraße unter den Gleisen, dem aktuellen Verlauf der Bundesstraße B 40 und dem für die künftige Straßenführung aufgeschütteten Damm hindurch bis vor die Marktstraße. Hier verlaufen künftig die Mittelspannungskabel, die die Stromversorgung von Neuhof, Flieden und Kalbach sicherstellen, sowie die örtlichen Niederspannungs- und Beleuchtungskabel.

Sorgfältige Planung und Abstimmung

Der Verlegung vorausgegangen waren zwei Jahre sorgfältige Planung und Abstimmung mit den anderen Bauarbeiten vor Ort. Zum Einsatz kam ein technisch aufwändiges Verfahren: eine gesteuerte horizontale Pressbohrung. „Eine offene Bauweise zur Verlegung der Leerrohre für die Kabel wäre an dieser Stelle nicht möglich gewesen“, erläutert Dipl.-Ing. Matthias Hahner, Abteilungsleiter Technische Dienste bei der ÜWAG, die Wahl des Verfahrens im Rahmen des 450.000 Euro teuren Projekts.

In der Startgrube auf Höhe Vinzenzstraße wurde zu Beginn der Arbeiten ein horizontales Pressbohrgerät aufgestellt. „Mit einer gesteuerten Pilotbohrung haben wir zunächst ein dünnes Rohr in Richtung Zielgrube gepresst“, beschreibt ÜWAG-Ingenieur Harald Kling den ersten Schritt der Arbeiten. Dabei half Spezialtechnik von Tiefbaufirmen aus der Region: Der Bohrkopf, der am vorderen Teil des Rohres angeschraubt wird, ist mit LED-Technik ausgestattet und so von dem Pressbohrgerät in der Startgrube aus zu steuern. „Da der Bohrkopf beweglich ist, kann man jederzeit nachjustieren und so sicherstellen, dass die Pressung schnurgerade verläuft“, erklärt der Diplom-Ingenieur das Verfahren.

Rohr wächst in den Untergrund

Nachdem die Pilotbohrung erfolgreich in der Zielgrube nahe der Marktstraße angekommen war, konnten in der zweiten Phase des Pressverfahrens die Arbeiten für die Durchpressung des Rohres mit 60 Zentimeter Durchmesser beginnen. An das Ende des Pilotrohres wurde dazu zunächst ein großer Aufweitungskopf angeschraubt, an diesen wiederum das erste sechs Meter lange Teil des großen Rohres angeschweißt.

Durch den Druck des Pressbohrgeräts schiebt sich der Aufweitungskopf in fünf Meter Tiefe durch den Untergrund Richtung Zielgrube. Im Rohr befindet sich ein weiteres Stahlteil mit Windungen wie an einem Bohrer. Diese sogenannte Förderschnecke sorgt dafür, dass das Erdreich, das durch den Bohrkopf in das Rohr eindringt, bis zu seinem Ende in die Baugrube abgefördert wird; rund 100 Tonnen des Materials holten die Arbeiter in den drei Wochen bis zum Abschluss der Bohrungen aus der Grube.

Sobald ein Rohrabschnitt fast ganz in den Untergrund gepresst ist, wird das nächste Rohr mit innenliegender Förderschnecke in das Pressbohrgerät eingelegt; die beiden Rohre werden miteinander verschweißt und dann weiter gepresst. So wächst das Rohr Stück für Stück auf sein Ziel zu.

Provisorien für die Bauzeit der A 66

In diese Leerrohre zieht die ÜWAG nun alle Kabel, die bisher an vier verschiedenen Stellen Straße und Schiene unterkreuzten. Hier werden sie in sicherer Entfernung von den Bauarbeiten liegen. „Das ist aber nur ein erstes Provisorium“, berichtet Harald Kling. Mit dem Bau des Tunnels müssen dann die drei Rohre im Bereich des Tunnels wieder etwas gekürzt und die Kabel über eine Behelfskabelbrücke über der Tunnelbaustelle verlegt werden. Endgültig abgeschlossen ist die Kabelverlegung erst, wenn auch der Tunnelbau fertiggestellt ist. Dann werden die Kabel in den jetzt verlegten Rohren durch ein Schachtbauwerk auf die Tunneldecke und von dort auf der anderen Seite wieder ins Erdreich führen.

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