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Bildungs- und Erziehungsplan auf gutem Weg

070711_bildung.jpgFulda. Nach Abschluss der Erprobungsphase des Hessischen Bildungs- und Erziehungsplanes (BEP) haben die Beteiligten in der Region eine kritische Bilanz gezogen. Die Kindertagesstätte Fuldaaue hatte gemeinsam mit der Domschule Fulda, den Kindertagesstätten Haberswiesen und Abenteuerland in Großenlüder sowie der Grundschule St. Georg, Großenlüder, an der Modellphase teilgenommen, die nun nach eineinhalb Jahren im Frühjahr 2007 endete.

Beide „Tandems“ haben an der Abschlussveranstaltung der Probephase in Wetzlar teilgenommen. Das „Tandem Großenlüder“ stellte dabei in einer Präsentation das gemeinsame Projekt vor. Die Landesregierung stellte die gesamte Auswertung des BEP vor, die leider bislang schriftlich noch nicht vorliegt.

Sichtbare Erfolge

Ausgangspunkt für die Probephase war der Entwurf eines Bildungs- und Erziehungsplanes des Landes Hessen im Frühsommer 2005, der wegweisend für alle Kinder von 0 bis 10 Jahren Aufgaben und Ziele formuliert. Bürgermeister Dr. Dippel unterstützt ausdrücklich das Bemühen um eine weitere Verbesserung der Bildungs- und Erziehungsarbeit in den Kindertageseinrichtungen: „Die Erzieherinnen leisten nicht nur eine sehr wichtige Aufgabe, sondern sie tun dies mit großem Engagement und mit sichtbaren Erfolgen“, ist Dippel überzeugt.

Insofern sieht er in dem Bildungs- und Erziehungsplan ein wichtiges Instrument zur Qualitätssicherung und Qualitätsverbesserung. Die umfassende Beschreibung von Bildung und Erziehung in dem Plan stellt nach Dippels Worten das Kind in den Mittelpunkt. „Und das ist richtig so“, unterstreicht der Fuldaer Bügermeister.

Selbstbewusstsein und Selbstvertrauen fördern

Seine Kollegin aus Großenlüder, Silvia Hillenbrand, ergänzt, dass der Bildungs- und Erziehungsplan vor allem die Förderung des Selbstbewusstseins, des Selbstvertrauens und der sprachlichen Ausdrucksfähigkeit akzentuiere. Gerade diesen letzten Aspekt habe sich das Tandem aus Großenlüder zum Schwerpunkt gewählt und dabei erstaunliche Projekte entwickelt. „Wir sind stolz auf das, was die Mitarbeiterinnen aus Kindergarten und Schule gemeinsam bewegt haben“, resümiert Hillenbrand.

Im Zentrum des Tandems in der Stadt Fulda stand die institutionsübergreifende Zusammenarbeit von Schule und Kindertageseinrichtung. Beide Einrichtungen haben diesen Prozess als mühsam, aber sinnvoll und erfolgreich erlebt. Die Begleitung der Eltern beim Übergang vom Kindergarten in die Grundschule konnte unter anderem durch die Erstellung einer gemeinsamen Elterninformation verbessert werden.

Unzureichende Rahmenbedingungen

Daher sind sich alle Beteiligten zwar sicher, dass in der Erprobungsphase Gutes geleistet wurde, dass aber die vollständige Umsetzung des Bildungs- und Erziehungsplanes in der Praxis an den unzureichenden Rahmenbedingungen scheitert. „Da das Land an dieser Stelle nur Erwartungen formuliert, aber die Realisierung im Alltag der Kindertageseinrichtungen finanziell nicht fördert, geht der Bildungs- und Erziehungsplan einseitig und allein zu Lasten der Kommunen und Träger, die die Einrichtungen betreiben“, formulieren Dr. Dippel und Hillenbrand deutlich kritisch gegenüber dem Sozialministerium.

Die kommunalen Spitzenverbände sowie die Kirchen und die Liga der freien Wohlfahrtspflege hätten dies schon vor der Erprobungsphase kritisiert und vom Land eine entsprechende Unterstützung eingefordert. Die Praxis zeige nun, dass die Qualität der Arbeit gesteigert werden könne, dies aber neben dem großen Engagement der Fachkräfte auch eine Personalausstattung erfordere, die derzeit allein aus kommunalen Mitteln nicht zu tragen sei.

Landesregierug will BEP implementieren

Die Landesregierung hat sich zur Implementierung des BEP in Hessen entschlossen. Die entsprechenden Aussagen zur Umsetzung sowie des rechtlichen Rahmens fehlen allerdings noch, so die Bürgermeister. Es soll eine Geschäftsstelle zur Implementierung des BEP eingerichtet werden, die in fünf Jahren für eine Umsetzung hessenweit sorgen soll. Dazu will man 100 Multiplikatoren ausbilden, die dann innerhalb der fünf Jahre die Fachkräfte (Lehrer und Erzieherinnen) ausbilden.

Die Ministerinnen setzten auf ein Freiwilligen-Modell der Multiplikatoren. Dippel und Hillenbrand haben aus ihrem Bereich der beiden Tandems keine Betroffenen zur Verfügung gestellt. „Eine Ausbildung in 25 Modulen bis Juli 2008 plus danach 5 Jahre die hessenweite Qualifizierung von Lehrer und Erzieher, wer will dafür die Kosten tragen?“

„Gewinner sind unsere Kinder“

Trotzdem und das ist das eigentliche Fazit, das Dippel und Hillenbrand ziehen: „Wir machen weiter!“Den Vorteil sehen die beiden darin, dass es gelungen sei, eine verbesserte Verzahnung von Kindergarten und Schule „auf gleicher Augenhöhe“ zu bewerkstelligen. Für die Kinder ist die konsequente Verständigung auf gemeinsame Ziele in der vorschulischen und schulischen Bildung die Voraussetzung dafür, dass der Übergang zwischen den Bildungsabschnitten fließend gestaltet werden kann. „Gewinner sind unsere Kinder“, darin sind sich Dippel und Hillenbrand einig.

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