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Ausstellung „Mittelalterliches Skriptorium“ im Heuson-Museum

Büdingen. Im Büdinger Heuson-Museum wird vom 8. Juli bis zum 7. August 2011 die  Sonderausstellung „Mittelalterliches Skriptorium“ gezeigt. Die Ausstellung zeigt, wie die Mönche aus Mineralien und Pflanzen Farben, Bindemittel und Tinten herstellten, und wie aufwendig die Produktion von Pergament aus Tierhäuten war. Die Kenntnisse der mittelalterlichen Schreiber waren umfassend und die Ergebnisse beeindruckend – manche mittelalterlichen Handschriften sind auch nach einem Jahrtausend gut erhalten. Noch heute leuchten die Farben vieler mittelalterlicher Handschriften, nach tausend Jahren ist die Tinte nicht verblasst, manche Seiten sind mit Gold überzogen oder strahlen in Purpur – wie gelang es den Mönchen, mit den Mitteln, die sie zur Verfügung hatten, diese Bücher herzustellen?

Wollte man im Mittelalter ein Buch vervielfältigen, musste es von Hand abgeschrieben werden. Vor dem 13. Jahrhundert entstanden die meisten Bücher in Skriptorien (Schreibstuben) in den Klöstern, denn nur Mönche konnten damals lesen und schreiben, fast alle Laien waren Analphabeten. Nicht nur die Schriften des Christentums, auch das Wissen der Antike überlieferten die Schreiber des Mittelalters. Doch nur wohlhabende Klöster konnten sich die teuren Materialien zur Buchherstellung wie Pergament oder Goldtinte leisten. Ein Buch war sehr kostbar und das Ergebnis langer und mühseliger Arbeit. Vor allem in den Klöstern der Benediktiner und Zisterzienser gab es Skriptorien (Schreibstuben), denn nach den Regeln Benedikts waren die Mönche nicht nur zu Gebet und körperlicher Arbeit, sondern auch zu geistiger Tätigkeit verpflichtet.

Dazu gehörte das Abschreiben gelehrter Texte. Schreiben war Gottesdienst. Das Christentum war eine Religion des Buchs. Das Mittelalter war nicht nur eine Blütezeit der Hand geschriebenen Bücher, der Codices, sondern auch der Buchmalerei. Die Arbeitsschritte der mittelalterlichen Buchherstellung werden in der Ausstellung erläutert, die Ausgangsstoffe für Farben und Tinten präsentiert. Erstaunliches ist dabei zu entdecken: so wurden in den Skriptorien neben Ochsengalle, Grünspan und Eichengalläpfeln auch Sekrete von Schnecken und getrocknete Läuse verwendet. Während des Mittelalterfests am 9. und 10. Juli gibt es für Kinder im Museum eine besondere Attraktion. Dr. Alice Selinger, die die Ausstellung zusammengestellt hat, zeigt zwischen 14 und 18 Uhr, wie man im Mittelalter Farben gemischt hat und mit welchen „Werkzeugen“ geschrieben wurde. Die Kiddies können dabei selbst aktiv werden und sich beim Schreiben mit dem Gänsekiel in experimenteller Geschichte versuchen.

Der Eintritt ist frei, Spenden werden gerne angenommen.

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