Logo

„Sternenreiche Rhön“ ist durchaus ein realistisches Ziel – Region gut geeignet für Anerkennung als „Sternenpark“

Rhön. Ein Naturpark und Biosphärenreservat ist die Rhön schon lange, jetzt könnte sie auch ein „Sternenpark“ werden. Dies ist jedenfalls das Ziel der „Initiative zum Schutz der Nacht“. Sabine Frank aus Tann wirbt seit einiger Zeit auf vielen Veranstaltungen für eine „sternenreiche Rhön“.

Ein Sternenpark ist ein Gebiet, in dem künstliche Lichtquellen eingeschränkt werden, damit der Mensch wieder einen ungestörten Blick auf den Sternenhimmel genießen kann. Für eine Hobbyastronomin wie Sabine Frank ist dies natürlich eine Herzensangelegenheit. Aber nicht nur Sternengucker werden nach ihren Darstellungen etwas von einer weniger hellen Beleuchtung der Landschaft haben. Denn die so genannte „Lichtverschmutzung“ beeinträchtigt auch das Wohlbefinden der Menschen: So sorgt direkte Blendung nachts für Unsicherheit bei Verkehrsteilnehmern, und schlecht ausgerichtete Straßenbeleuchtungen leuchten oft auch in die benachbarten Häuser.

Sabine Frank empfiehlt, bei hochgezogenen Rollläden zu schlafen, da bei einem gleitenden Lichtwechsel auch das im Schlaf produzierte lebenswichtige Hormon Melatonin effektiver wirkt. Außerdem werde durch falsche Ausrichtung der Beleuchtung viel Energie verschwendet – nach Franks Darstellungen 1,7 Milliarden Kilowattstunden jährlich, die für unnützes Licht ausgegeben würden.

Traurige Berühmtheit in Nachtschützerkreisen der Rhön habe die Beleuchtung der Kirche in Brüchs (Stadtteil von Fladungen), die ein besonders extremes Beispiel von Lichtverschwendung und -verschmutzung sei. Darüber hinaus leide auch die Umwelt. Insekte n auf der Langen Rhön legten oft mehrere Kilometer zurück, um sich im Schein heller Lampen zu tummeln. Profitieren davon würden lediglich die Fledermäuse, die an diesen Orten die Insekten leicht abfangen könnten und so dafür sorgten, dass es immer weniger Kerbtiere in der Rhön gebe. Zudem würden Millionen von Insekten an Straßenlaternen und anderen Beleuchtungen sterben.

Durch Skybeamer würden zudem Vögel gestört, die durch die ungewohnten Lichtquellen die Orientierung verlören. Hier setzt Frank an, die ihre Erkenntnisse im Rahmen einer Arbeit an der Hochschule Fulda erlangt hat. „Anscheinend war das Biosphärenreservat Rhön nur für den Schutz des Tages zuständig, über den Schutz der Nacht fand man keine Aussagen”, erklärt sie. Dies soll sich jetzt ändern. Die ARGE Rhön, die Arbeitsgemeinschaft der fünf Rhöner Landkreise, hat sich dieses Themas angenommen. Teilweise, so Frank, herrschten in der Rhön schon fast ideale Bedingungen für einen Sternepark. Solche Sternenparks gibt es bisher vor allem in dünn besiedelten Gebieten wie den US-amerikanischen Wüsten.

Da Teile des Biosphärenreservats Rhön über eine ungestörte und natürliche Nachtlandschaft verfügen und diese erhalten und verbessert werden sollen, hatten die fünf Landräte der ARGE Rhön im Vorfeld bereits die Antragstellung zu einer internationalen Anerkennung als Sternenpark beschlossen. Dafür ist es notwendig, dass eine energieeffiziente künstliche Beleuchtung eingesetzt wird, die möglichst wenig Licht an den Himmel abstrahlt. Um den aktuellen Zustand zu dokumentieren, wurden bereits zahlreiche Leuchten in den besonders sternreichen Gebieten kartiert und klassifiziert. Aber auch in Zukunft soll Beleuchtung eingesetzt werden, die möglichst umweltfreundlich ist. Um dies zu gewährleisten, wurden die regionalen Energieversorger jetzt zu einer Informations- und Diskussionsveranstaltung in die Hessische Verwaltungsstelle des Biosphärenreservates Rhön auf der Wasserkuppe eingeladen.

Das große Interesse an dieser Veranstaltung zeigte sich darin, dass Vertreter vom Überlandwerk Rhön, der SynEnergie Fulda und EON Bayern der Einladung gefolgt waren und sich erstmalig in diesem Rahmen trafen. Bei einer kurzen Vorstellung des Projektes wurde der Schutz der Nacht durch eine Zonierung des Sternenparks vorgeschlagen. In den noch nahezu natürlich dunklen Gebieten der Rhön, die ohnehin bereits geschützte Gebiete sind, sollte möglichst kein künstliches Licht installiert werden. Die daran angrenzenden Kommunen sollten dann die Beleuchtung so einsetzen, dass der Himmel und die Umwelt möglichst wenig beeinträchtigt werden. Dies wird beispielsweise durch den Einsatz gut abgeschirmter Leuchten und von Leuchtmitteln mit möglichst geringen Blauanteilen erreicht.

In der sich anschließenden Diskussion zeigte sich, dass die Anforderungen zum Schutz der Nacht und einer modernen Beleuchtung gut vereinbar und realisierbar sind. Ebenso wurde deutlich, dass nicht den Beleuchtungsplanern, sondern gerade den Kommunen als Entscheidern eine hohe Verantwortung für eine nachhaltige Lichtplanung zukommt. Hierbei dürfte vor allem das Argument, dass optimierte moderne Beleuchtung ein großes Einsparpotenzial besitzt, von Bedeutung sein.

Im September und Oktober soll im Groenhoff-Haus eine Ausstellung zum Thema „Sternenpark Rhön und Lichtverschmutzung“ stattfinden, zu der auch die regionalen Energieversorger mit einbezogen werden sollen.

Categories:

Alle Nachrichten, Topthema