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Corciano und Sighisoara teilen sich den Europapreis 2012

Hünfeld/Corciano/Sighisoara. Mit feierlichen Zeremonien wurde der Europapreis 2012 an die rumänische Stadt Sighisoara, das frühere Schäßburg in Siebenbürgen, und Corciano in der Region Umbrien in Italien verliehen. Die beiden Städte treten damit die Nachfolge von Hünfeld in der Rhön und Landerneau in der Bretagne an, die diesen Preis im vergangenen Jahr erhalten hatten. Der Tradition dieser höchsten europäischen Auszeichnung für eine Kommune folgend, wurde die Auszeichnung in Anwesenheit von Mitgliedern des Unterausschusses für den Europapreis der parlamentarischen Versammlung des Europarates von den jeweiligen Vorgängerstädten an die neuen Preisträger weitergegeben.

In Sighisoara tat dies Hünfelds Bürgermeister Dr. Eberhard Fennel in Begleitung seiner Ehefrau Rita, der die Auszeichnung gemeinsam mit Sir Alec Meal, dem Vorsitzenden des Unterausschusses an seinen rumänischen Amtskollegen Ioan Danesan überreichen konnte. In Corciano war auch Landerneaus Vizebürgermeister Michel Riou und dessen Ehefrau Jaqueline dabei. Dort wurde die Auszeichnung durch den Bundestagesabgeordneten Axel E. Fischer, den amtierenden Vizepräsidenten des zuständigen Unterausschusses, vorgenommen.

Bei der Zeremonie in Sighisoara war auch der stellvertretende Vorsitzende der Abgeordnetenkammer Rumäniens, Florin Iordache, anwesend. Hünfelds Bürgermeister Dr. Fennel betonte dabei die Notwendigkeit eines starken Europas, um die gegenwärtigen Probleme in der auf „internationaler Ebene eingetrübten Zeit“ zu überwinden. Die Freundschaft zwischen den mit dem Europapreis ausgezeichneten Städten sei eine besonders starke Verankerung der europäischen Idee im lokalen Leben. Mit Siebenbürgen verbinden den Hünfelder Bürgermeister auch persönliche Erinnerungen, wie er in seinem Grußwort sagte. Vor 39 Jahren unternahm er seine Verlobungsreise nach Siebenbürgen, eine Region, die ganz wesentlich durch den kulturellen, wirtschaftlichen und politischen Einfluss der deutschen Bevölkerung geprägt worden war.

Der Preisverleihung auf der Bühne am historischen Burgplatz von Schäßburg war eine feierliche Sitzung des Stadtrats vorangegangen. Dort sagte Bürgermeister Danesan, dass gerade Sighisoara durch seine Geschichte, Kultur und Tradition eine Stadt mit europäischer Berufung sei, die wie kaum eine andere die Geschichte Siebenbürgerns verkörpere. Auch seine italienische Amtskollegin Nadia Ginetti aus Corciano betonte die feste Verankerung der Gemeinde in der europäischen Familie bei der Feier in Corciano. Erst kürzlich war Corciano zu einem der schönsten Orte Italiens und herausragendem europäischen Reiseziel gewählt worden.

Sie sprach von einem Weg der europäischen Integration von unten, die von den Regionen ausgehe. Dabei erinnerte sie an die Sehnsucht nach einem föderalen Europa mit dauerhaftem Frieden, die ihre Anfänge in der föderalistischen Schrift des Manifestes von Ventotene genommen habe, welche 1941 von den verbannten Politikern Colori, Rossi und Spinelli verfasst worden sei, mitten im unheilvollen Zweiten Weltkrieg. Corciano gehört der AICCRE  an, die sich seit 60 Jahren für ein Europa der Regionen stark macht. Die Parlamentspräsidentin des Ortes, Violetta Capezzali stellte das breit gefächerte Engagement der italienischen Kommune für Europa vor, das weit über die Partnerschaft mit der deutschen Gemeinde Pendling südlich von München, Civrieux d’Azergues in Frankreich und Libiaz in Polen hinausreicht. Auch diese Partnerschaften werden wie zwischen Hünfeld und Landerneau besonders durch Schüler- und Jugendaustausch sowie kulturelle Begegnungen getragen. Axel Fischer würdigte Corciano für die vielen Jahre des Engagements zugunsten eines geeinten, friedlichen und florierenden Europas. Besonders hob er dabei das gemeinsame Engagement der Partnerstädte für soziale Projekte im Kosovo und Pinar del Rio in Kuba hervor.

Der Vizebürgermeister von Landerneau, Michel Riou, rief die Gemeinsamkeiten von Landerneau, Hünfeld, Corciano und Sighisoara in Erinnerung. Sie seien durch und durch europäisch, Europa sei im Erbgut jeder dieser Städte tief verwurzelt. Es gehe nicht um ein technokratisches, sondern ein sehr lebendiges Europa der Kultur, des Respektes und der Wertschätzung.

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