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Die Bekassine – Vogel des Jahres 2013 – Bestände des Wiesenvogels sind dramatisch zurückgegangen

Landkreis Fulda. Die Bekassine (Gallinago gallinago) ist stellvertretend für alle Wiesenvögel zum Vogel des Jahres 2013 gekürt worden. Noch bis Mitte des 20. Jahrhunderts war sie allgemein verbreitet und wurde umgangssprachlich als „Gemeine Sumpfschnepfe“ bezeichnet.

Die Bekassine wird so groß wie eine Amsel und wiegt etwa 100 Gramm. Ihre bräunliche Tarnfärbung mit markanten Längsstreifen auf Kopf und Rücken lässt sie – im dürren Gras sitzend – mit der Umgebung verschmelzen. Ein beim Balzflug von abgespreizten, in der Luft vibrierenden Schwanzfedern erzeugter unverwechselbarer Instrumentallaut hat ihr den Namen „Himmelsziege“ eingebracht. Zusätzlich ruft sie „tücke-tücke“.

Das Verbreitungsgebiet der Bekassine umfasst große Teile des gemäßigten Europas und Asiens. Sie lebte in der bewaldeten Urlandschaft in Nieder- und Hochmooren, die in Deutschland früher vor allem im küstennahen Tiefland und im Voralpenland großflächig vorhanden waren. Außerdem ist sie eine Art des Feuchtgrünlandes der Flussauen, wo sie auch heute noch vorkommt. In den Mittelgebirgen wie der Rhön fand sie in den wenigen Mooren und später durch die großflächig gehölzarmen, extensiv genutzten Wiesen und Weiden Lebensräume. Nach der großflächigen Entwässerung und Nutzungsintensivierung konnte sich die Bekassine nur im spät gemähten Feuchtgrünland bis heute behaupten.

Aus ihren Überwinterungsgebieten im Mittelmeerraum und den tropischen Gebieten Afrikas kehrt sie ab Mitte März in ihre Brutreviere zurück, die durch Entwässerung, Grünlandumbruch, frühe Silagemahd, Zersiedelung und Verbrachung bzw. Verbuschung immer weniger werden. Hohe Nest- oder Jungenverluste durch Waschbär, Fuchs und Wildschwein, feuchtkalte Witterung zur Aufzuchtzeit und vor allem der trotz EU-Gesetze immer noch sehr hohe Abschuss in den Mittelmeerländern lassen die Bestände weiter dramatisch sinken.

Mit ihrem speziell gebauten Sondierschnabel, der als unterirdisches Tastwerkzeug und Greifzange dient, stochert sie vor allem Regenwürmer aus feuchten Böden. Bei Gefahr drückt sie sich am Boden und vertraut auf ihre Tarnfärbung. Erst im letzten Augenblick fliegt sie mit einem heiseren „ätsch“ in raschem Zickzackflug davon.

Noch etwa 30.000 Tiere leben im Tiefland Osteuropas, Russlands, Skandinaviens und des Baltikums, auf den Britischen Inseln sowie in den küstennahen Niederungen der Niederlande und Norddeutschlands. Der Brutbestand in Deutschland ist überall stark rückläufig und bereits auf deutlich unter 600 Paare bei gleichzeitigem Arealverlust und unzureichendem Reproduktionserfolg gesunken.

In Hessen lassen sich vielleicht noch 100 Paare nachweisen. Die Schwerpunkte der Verbreitung befinden sich heute im Auenverbund Wetterau, in der Schwalmaue bei Schwalmstadt, im Ohmbecken bei Kirchhain und in der Lahnaue bei Gießen. Weitere nennenswerte Kleinstvorkommen gibt es noch im Vogelsbergkreis, in den Landkreisen Groß Gerau, Westerwald, Main-Kinzig und in der Rhön (in allen drei Bundesländern).

Im Landkreis Fulda sind von rund 35 Brutpaaren in den 1970er Jahren heute nur noch zwei bis vier Brutpaare übrig. Beobachtungen gibt es fast nur noch von durchziehenden Vögeln. Diesem dramatischen Rückgang in der hessischen Rhön steht eine relativ stabile Population in der Langen Rhön (40 Brutpaare) sowie im Grabfeld und den Saalewiesen (15 Brutpaare) gegenüber, die durch einen hohen Aufwand in der Landschaftspflege und im Vertragsnaturschutz erhalten wird.

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