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Vor 150 Jahren wurde Joseph Vonderau geboren: Ehrenbürger, Heimatforscher und Archäologe

Fulda (fv). Vor 150 Jahren am 2. April 1863 wurde der große Fuldaer Heimatforscher Prof. Dr. Joseph Vonderau als ältestes von 16 Kindern des Ehepaares Auguste und Damian Vonderau in Fulda geboren. Nach seinem Studium wurde er Lehrer. Nach ersten beruflichen Stationen in Langenschwarz und Stellberg trat er 1885 eine Stelle an der Domschule in Fulda an, wo er bis zu seiner Pensionierung 1928 blieb. Es spricht für sein fachliches Können und Engagement, dass er 1901 zum Direktor der Schule ernannt wurde.

Vorgeschichtsforschung

Trotz seiner beruflichen Verpflichtungen fand er Zeit, sich intensiv mit der Vorgeschichtsforschung zu beschäftigen. Seine erste eigenständige Ausgrabung führte er im Alter von 34 Jahren in der Langebrückenstraße durch und entdeckte dabei in zwei bis drei Metern Tiefe Holzpfähle und große Mengen an Tierknochen. Dies war der Auftakt zu zahlreichen Ausgrabungen in den folgenden Jahren, von denen nur wenige beispielhaft genannt werden können. In Fulda führte er an verschiedenen Stellen Untersuchungen durch, von denen diejenigen im Dombereich am bedeutendsten waren.
Darüber hinaus erforschte er zahlreiche vorgeschichtliche Gräberfelder, unter anderem  im Raum Großenlüder-Bimbach, bei Rothemann, Fulda „Schulzenberg“, Traisbach und Künzell „Lanneshof“. Außerdem führte er auf mehreren Höhenbefestigungen Ausgrabungen durch, darunter auf Milseburg, Haimberg, Sängersberg, Heidenküppel und Stallberg. Dabei versuchte er stets auf dem aktuellen Stand der Grabungstechnik und -dokumentation zu bleiben, wozu auch eine enge Zusammenarbeit mit dem Hessischen Landesmuseum Kassel beitrug. Es ist bezeichnend für den guten Ruf Vonderaus, dass er auch Ausgrabungen in der Abtei Bad Hersfeld (1921) und der Büraburg (1926-1931) durchführen konnte.

Museumsleiter

Neben seiner Ausgrabungstätigkeit leitete er ab 1897 50 Jahre lang das Städtische Museum Fuldas, das ihm zu Ehren 1938 in Vonderau Museum umbenannt wurde. Während seiner Tätigkeit hat er das Museum neu einrichten und seine Sammlungen deutlich erweitern können. Insbesondere die archäologische Sammlung basiert bis heute wesentlich auf den von ihm entdeckten Fundstücken.

In über 100 Publikationen hat er bedeutende Beiträge zur Geschichte Osthessens verfasst. Neben Aufsätzen zu seinen Grabungen und verschiedenen Museumsstücken, widmete er sich auch ausführlich der Altwegeforschung. Seine 1931 erschienene Veröffentlichung über „Denkmäler aus vor- und frühgeschichtlicher Zeit im Fuldaer Land“ fasste die bis dahin durchgeführten Forschungen zusammen. Noch heute bilden seine Erkenntnisse eine wichtige Grundlage für die fuldische Heimatforschung. Besonders die Ergebnisse seiner archäologischen Ausgrabungen sind aber noch immer auch von überregionalem Interesse.

Es war nur folgerichtig, dass Vonderau noch zu Lebzeiten mit zahlreichen Auszeichnungen bedacht wurde. Schon 1908 wurde ihm der Professorentitel verliehen und 1923 zeichnete ihn die Universität Marburg mit der Ehrendoktorwürde aus. 1924 erhielt er die Ehrenbürgerschaft der Stadt Fulda, 1925 den päpstlichen Orden „Für Kirche und Papst“ und 1943 die Goethemedaille für Kunst und Wissenschaft.

Trotz seiner zahlreichen Verdienste und Ehrungen wird er von allen die ihn kannten als bescheidener, fröhlicher und humorvoller Mensch beschrieben, dem seine Familie über alles ging. Einiges davon ist auch den erhalten gebliebenen Briefwechseln mit Freunden und Familienmitgliedern zu entnehmen.  Joseph Vonderau verstarb in Fulda am 21. April 1951 im Alter von 88 Jahren.

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