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UNESCO-Biosphärenreservat Rhön wird beträchtlich wachsen

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Rhön. Es ist schon eines der größten deutschen Biosphären-reservate, und es wird noch größer: Bis zum Sommer wird die Regierung von Unterfranken einen entsprechenden Antrag für die Erweiterung des bayerischen Teils des Biosphärenreservats Rhön erarbeiten, über den 2014 dann die Weltkulturorganisation UNESCO entscheidet.

Wohl nicht aus Zufall hatte sich das deutsche Nationalkomitee für das Programm der UNESCO „Der Mensch und die Biosphäre“, kurz MaB genannt, jetzt dazu entschieden, seine Frühjahrstagung in Oberelsbach abzuhalten. Denn erst vor kurzem hatte das Bayerische Staatsministerium für Umwelt und Gesundheit der Regierung von Unterfranken den Auftrag erteilt, den Erweiterungsantrag für den bayerischen Teil des Biosphärenreservats Rhön zu erarbeiten. Dass es bis dahin kein leichter Weg gewesen ist, wurde anlässlich eines „Regionalen Abends“ in der Umweltbildungsstätte Oberelsbach deutlich. Vor allem musste die Kernzonenproblematik gelöst werden – nicht nur für das bereits von der UNESCO anerkannte Gebiet des Biosphärenreservats Rhön, sondern auch für die 22 Kommunen, die neu hinzukommen. Der Landrat des Rhön-Grabfeld-Kreises, Thomas Habermann, räumte ein, er sei in den vielen Gesprächen teilweise „rauflustig“ gewesen – aber nur deshalb, um die Sache zu einem guten Ende zu führen.

Erweiterungen von Biosphärenreservaten seien im Grunde nichts Ungewöhnliches, meinte der Vorsitzende des deutschen MaB-Komitees, Martin Waldhausen. „Allerdings geschehen diese meist deshalb, weil das jeweilige Biosphärenreservat dies tun muss, wenn beispielsweise die notwendige Entwicklungsfläche nicht aufgebracht werden kann. Hier in der Rhön gab es kein Muss zum Erweitern, sondern es war Wille der Kommunen und damit letztlich der Bürger. Das ist insoweit schon eine Seltenheit“, betonte Waldhausen.

Der Regierungspräsident von Unterfranken nannte die geplante Erweiterung im bayerischen Teil des Biosphärenreservats Rhön ein „ambitioniertes Ansinnen“. Bislang hätten die Schwerpunkte auf den Bereichen Naturschutz, Forstwirtschaft und regionale Produkte gelegen. Nun kämen das nachhaltige Wirtschaften und der Gesundheitsaspekt im Bäderland Bayerische Rhön hinzu. Der Begriff Biosphärenreservat sei in den letzten Jahren zu einem positiv besetzten Begriff geworden, erklärte der Regierungspräsident. Die Erweiterung sei daher ein Ausdruck der Identifikation der Rhöner Bevölkerung mit ihrem Biosphärenreservat.

Die Staatssekretärin im Bayerischen Staatsministerium für Umwelt und Gesundheit, Melanie Huml, richtete ihren Dank an das deutsche MaB-Nationalkomitee, das die Entwicklungen in der Rhön stets begleitet und beobachtet habe. „Ich freue mich, dass das Nationalkomitee nicht vom grünen Tisch aus entscheidet, sondern den Austausch pflegt. Es ist immer wichtig, vor Ort zu sein“, sagte Huml. Letztlich gehe es darum, die lebendige Kulturlandschaft der Rhön zu erhalten, und das sei eine Gemeinschaftsaufgabe. „Wir vom Freistaat Bayern lassen uns das etwas kosten, aber wir erachten es als notwendig“, unterstrich die Staatssekretärin.

Größte Anerkennung verdiene der Beitrag der bayerischen Kommunen zur Beseitigung des Kernzonendefizits. Diese hätten rund 730 Hektar Kernzonenfläche bereit gestellt – für die Sicherung des bestehenden Biosphärenreservats und für dessen geplante Erweiterung. Der Bund stelle im Truppenübungsplatz Wildflecken in Bayern und Hessen mit fast 1 000 Hektar die größte zusammenhängende Kernzone bereit. Der Freistaat Bayern selbst beteilige sich mit 2 595 Hektar und liefere damit den größten Anteil. Insgesamt stünden damit 3 915 Hektar Kernzone auf bayerischer Seite zur Verfügung. „Das ist der größte Zugewinn an Prozessschutzflächen in Bayern seit der Erweiterung des Nationalparks Bayerischer Wald im Jahr 1997. Erstmals gewinnen wir große Prozessschutzflächen durch Waldumbau; erstmals kommen große Flächen aus kommunalem Eigentum. Das kann durchaus Vorbildcharakter haben.“

Gerade in Zeiten zunehmender Globalisierung, sagte Huml, gewinnen die Regionen für die Menschen zunehmend an Bedeutung. „Sie stehen für Heimat und Lebensgrundlage gleichermaßen.“ Das erweiterte Biosphärenreservat Rhön verwirkliche die Idealvorstellung „Aus der Region – für die Region“ in mehrfacher Hinsicht – beispielsweise in den Bereichen Arbeit und Bildung, der Verknüpfung von Natur und Gesundheit, den Anstrengungen im Kampf gegen den Klimawandel oder bei Projekten, um den Auswirkungen des demografischen Wandels zu begegnen. Hinzu komme die Energiewende im ländlichen Raum, bei der es darum geht, die Wertschöpfung innerhalb der Region zu belassen.

Staatssekretärin Huml würdigte in ihrer Ansprache auch die Erfolge des Biosphärenreservats Rhön. In den letzten zehn Jahren habe es hinsichtlich einer nachhaltigen Entwicklung bedeutende Fortschritte gegeben. Das betreffe die bayerische Rhön, gelte aber auch länderübergreifend. „Ich denke da an den Ausbau der ökologischen
Infrastruktur mit der Infostelle Schwarzes Moor 2006, dem Aussichtsturm am Schwarzen Moor 2007 und der Umweltbildungsstätte Oberelsbach 2012. Wir haben die Dachmarke Rhön mit über 250 Mitgliedern und knapp 180 Partnerbetrieben entwickelt und erfolgreich etabliert, und auch der Ausbau des Premium-Wanderwegenetzes durch die Regionale Arbeitsgemeinschaft Rhön gehört hierher.“

Die Erweiterung des Biosphärenreservats Rhön, meinte Huml, biete spannende Perspektiven. Durch die Einbeziehung von Mellrichstadt, Bad Neustadt, Bad Kissingen und Hammelburg spielten sich in Zukunft die Pendelbeziehungen vom Wohnort zum Arbeitsplatz überwiegend innerhalb des Biosphärenreservats ab. Außerdem lägen dann fast alle wichtigen Bildungsstandorte der Region im Biosphärenreservat.

Auch die Verknüpfung von Natur und Gesundheit bekomme durch die Einbeziehung von dann vier der fünf bayerischen Rhönbäder mit zahlreichen Kliniken und Rehabilitationseinrichtungen eine neue Dimension. Das „Bäderland Bayerische Rhön“ werde damit noch weiter aufgewertet.

Das Biosphärenreservat Rhön, sagte die Staatssekretärin zum Abschluss, könne ein leuchtendes Beispiel geben, dass gleichwertige Lebensbedingungen im Verhältnis zur Großstadt möglich sind, die Lebensqualität vielleicht sogar noch höher ist. „Machen gerade Sie als Verantwortungsträger in der Region immer wieder öffentlich bewusst, wie gut Sie es hier haben! Fördern Sie die emotionale Bindung der Jungen an die Heimat, dann wollen sie auch wieder hierher zurück“, ermunterte sie die Gäste aus allen drei Landesteilen, die zum Regionalen Abend gekommen waren.

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