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Wenn die Erzieherin zur Eule wird – Das Biosphärenreservat Rhön bietet für Kindergärten verschiedene Aktivitäten an

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Nüstal-Silges/Tann-Wendershausen. Die Winterpause ist beendet: Für viele Kindergärten in der Region heißt es jetzt im April wieder „Es ist Waldtag“. Dann ziehen die Erzieherinnen mit ihren Schützlingen, Bollerwagen und Frühstücksrucksäcken los, um den Vormittag in der Natur zu verbringen. Seit vergangenem Jahr hält sich die Wendershäuser Gruppe des Evangelischen Kindergartens Tann jeden Dienstag von April bis Oktober in einem Waldstück am Fuß des Habelbergs auf. „Die Kinder freuen sich auf den Waldtag“, erzählt Erzieherin Martina Simon-Weber, „und wir finden auch immer wieder Eltern, die uns gerne als zusätzliche Aufsichtspersonen unterstützen.“  Ihr mache es Spaß zu sehen, wie sich die Kinder im Wald viel mehr und viel freier bewegten als im Kindergartenraum. „Sogar die Erwachsenen sind gelöster: Einmal initiierte eine Mutter ein Trommelkonzert mit Stöcken oder ein Vater begeisterte mit seinem Wissen über Amphibien. Die Idee des Waldtags schwirrte schon lange in unseren Köpfen, aber die Jahre zuvor waren wir damit bei den Eltern auf zu große Skepsis gestoßen.“

186-Hubert StumpfDie ersten Erfahrungen sammelte die Wendershäuser „Sonnenstrahlengruppe“ in Begleitung von Hubert Stumpf, der als Ranger in der hessischen Verwaltungsstelle des Biosphärenreservates Rhön (BRR) tätig ist. Auch in diesem Frühjahr stattete er den  Wendershäuser Kindern auf Einladung der Erzieherinnen schon einen Besuch ab. Stumpf und seine Kollegen Arnold Will, Joachim Walter und Hubert Heger haben mittlerweile knapp 30 Kindergärten im ganzen Landkreis beraten und betreut. „Dabei geht es oft um Fragen der Haftung oder um Sorgen der Eltern wegen Zecken oder Fuchsbandwürmern“, berichtet Will.

Von ihm war vor rund zehn Jahren die Anregung ausgegangen, in die Umweltbildung des BRR nicht nur Schulen, sondern auch Kindergärten einzubeziehen. Damals besuchten seine Kinder die Tagesstätte im Nüsttaler Ortsteil Silges und er organisierte von der Gemeinde ein etwa 2000 Quadratmeter großes Wald- und Wiesengrundstück, das nach und nach  im Rahmen verschiedener Gemeinschaftsaktionen mit Holztipi, Höhle, Igel- und Schlangenhotel, Kletter- und Balancierecke sowie zahlreichen bunten Nistkästen bestückt wurde. In diesen Kindergartenwald führt Will zu allen Jahreszeiten neben den jeweiligen künftigen Schulkindern des Silgeser Kindergartens auch alle anderen interessierten Gruppen aus dem Hünfelder Raum.

Das Waldstück, in dem sich die Jungs und Mädchen am Ortsrand von Wendershausen aufhalten, ist dagegen bewusst im ursprünglichen Zustand belassen worden. „Die Kinder beschäftigen sich hier von sich aus so phantasievoll, dass wir den Waldtag nicht mit Aktionen überfrachten wollen“, erklärt Martina Simon-Weber.

Neben Waldtagen gehören zum Angebot des Biosphärenreservats Aktivitäten wie „Wassertage“ mit Quellenuntersuchungen, Saftpressen aus Äpfeln oder der Bau von Weiden-Tipis und kleinen Insektenhotels. Die Resonanz auf die Waldtage ist so gut, dass das Biosphärenreservat Fortbildungsveranstaltungen für Erzieherinnen zu dem Thema anbietet. Auch Workshops mit Lernenden der Fuldaer Marienschule, Fachschule für Sozialpädagogik, und der höheren Berufsfachschule für Sozialassistenz an der Hünfelder Konrad-Zuse-Schule haben bereits stattgefunden.

Denn für das BRR stellen Kinder und Jugendliche innerhalb der Umweltbildung die Hauptzielgruppe dar: „Sie sollen mit Aktivitäten in Wald und Flur sowie Mitmach-Aktionen und praktischen Beispielen für Zusammenhänge von Natur und Umwelt begeistert werden. Ihre Neugier verschafft einen Zugang, sie im Sinne einer nachhaltigen Nutzung des Natur- und Lebensraums Rhön zu sensibilisieren.“  Was sich auf der Homepage des BRR eher trocken liest, bedeutet in der Umsetzung eine Menge Spaß für alle Beteiligten; das Lernen geschieht spielerisch nebenbei; beispielsweise, wenn Arnold Will die Erzieherin in ein Tier „verzaubert“, „das vor allem nachts jagt, dies immer von einem Platz aus tut, und den Kopf fast komplett herumdrehen kann.“ Ganz klar: eine Eule, vor der sich die Jungen und Mädchen dann als kleine Mäuschen flink verstecken müssen.

Kindergärten, die Interesse haben, mit einem Ranger auf Tour zu gehen, können sich an die Verwaltungsstelle unter Telefonnummer (06654)9612-0 wenden.

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