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„Wir verkaufen eine Wundertüte“: Jahreshauptversammlung des Arbeitgeberverbandes mit Brand eins-Chefredakteurin Fischer

Trafen sich zur Jahreshauptversammlung des Arbeitgeberverbandes Osthessen: Die Vorstandsmitglieder Dr. Stephan Wagner, Wilhelm Lang, Stefan Geyler, Monika Hauß-Schmid und Martin Schäfer mit dem Vorsitzenden Bernhard Juchheim, brand eins-Chefredakteurin Gabriele Fischer, Arbeitgeberverbands-Geschäftsführer Manfred Baumann und HR-Moderator Hermann Diel (von links).

Trafen sich zur Jahreshauptversammlung des Arbeitgeberverbandes Osthessen: Die Vorstandsmitglieder Dr. Stephan Wagner, Wilhelm Lang, Stefan Geyler, Monika Hauß-Schmid und Martin Schäfer mit dem Vorsitzenden Bernhard Juchheim, brand eins-Chefredakteurin Gabriele Fischer, Arbeitgeberverbands-Geschäftsführer Manfred Baumann und HR-Moderator Hermann Diel (von links).

Fulda. „Erfolgskonzepte und Probleme auf dem heiß umkämpften Markt der Printmedien“ – unter diesem Motto stand die Jahreshauptversammlung des Arbeitgeberverbandes Osthessen e.V. Gast war die Chefredakteurin des Wirtschaftsmagazins „brand eins“, Gabriele Fischer, die aus Hamburg angereist war und mit HR-Redakteur Hermann Diel diskutierte. Die Journalistin berichtete vor 350 geladenen Gästen aus Wirtschaft, Gesellschaft und Politik, wie das Magazin den Spagat zwischen Print und Online meistert und was in Zukunft auf die deutsche Medienszene zukommen könne.

Im Vorfeld hatte sich Bernhard Juchheim als Vorsitzender des Arbeitgeberverbandes dem aktuellen Thema des wachsenden Fachkräftemangels gewidmet. „Für viele kleinere Unternehmen ist die Situation mittlerweile dramatisch. Nach einer IHK-Prognose werden 2020 bereits 134 00 Stellen hessenweit nicht besetzt sein, in Fulda sind es dann etwa 3 800.“ Lösungsansätze könnten zukünftig ausländische Mitarbeiter bieten, doch empfahl Juchheim, sich vorerst um das Potenzial im eigenen Land zu kümmern.

„Rund sieben Prozent der Hauptschüler in Hessen verlassen die Schule ohne Abschluss, das Netzwerk Schulen hat hier in unserer Region schon viel bewirkt.“ Ein weiterer Ansatzpunkt sei die bessere Integration der Frauen in den Arbeitsmarkt. Ebenfalls müsse eine breite Bildungsoffensive gestartet werden, die im frühkindlichen Alter beginnen sollte und auch die betriebliche Aus- und Weiterbildung stärker berücksichtige. „Vor allen Dingen das duale System der Berufsausbildung bietet dazu ein Erfolgsmodell und stößt auch im Ausland auf wachsendes Interesse.“

Vor welchen Problemen die Medien aktuell stehen, welche Auswirkungen der Wandel der Medienlandschaft auf die Unternehmen haben wird und welche Chancen und Risiken sich daraus ergeben, darüber sprach im Anschluss Gabriele Fischer. Wenngleich den Unternehmen heute eine Vielzahl von Kanälen zur Verfügung ständen, um Botschaften zu transportieren, sei der „Blätterwald“ insbesondere in Deutschland beinahe ausufernd, logische Folge sei, dass Zeitschriften immer wieder vom Markt verschwinden. Ein grundsätzliches Problem bedeute die vielfach verbreitete mangelnde Leserorientierung. „Die Verlage haben sich in den zurückliegenden Jahren ausschließlich auf das Anzeigengeschäft konzentriert und darüber die Leser vergessen – das rächt sich jetzt.“ Brand eins dagegen erzähle Geschichten hinter der Geschichte, beleuchte einen Aspekt aus unterschiedlichen und ungewöhnlichen Blickwinkeln, sorge damit für vielfache Aha-Erlebnisse und ganz neue Erkenntnisse.

Ganz einfach auf den Punkt gebracht: „Wir verkaufen eine Wundertüte.“ Gabriele Fischer erläuterte, dass sich die Wirtschaft zukünftig wesentlich stärker als „Interessenvertretung des Kunden“ verstehen müsse: „Während unsere Wirtschaft durch die Produktion von Waren in einem ersten Zyklus in Schwung kam, folgte danach die Ära der Dienstleistungsorientierung, jetzt müssen wir weiterdenken und uns als Interessensvertretung verstehen – auch unserer Leser.“ Dies falle vielen Verlagen schwer, sei jedoch unumgänglich, um in Zukunft bestehen zu können. „Wir müssen uns Gedanken machen, was eigentlich unser Job ist und uns wieder stärker am Leser und nicht an den Anzeigen orientieren. Ganz gleich, ob Musikbranche oder Verlagsgeschäft, das Geld lässt sich nicht mehr so einfach wie in den 80er Jahren verdienen. Wir werden richtig arbeiten müssen.“

Davor habe sie als Journalistin und Verlegerin keine Angst, „Neuorientierung ist angesagt und damit haben wir bereits begonnen.“ Ob dazu auch das Konzept eines Wirtschaftsmagazins für Kinder, das bereits in den Schubladen von brand eins schlummert, beitragen kann, bleibt allerdings fraglich: „Bisher fehlen uns die Finanzen.“ Übrigens: Die nächste Ausgabe von brand eins erscheint Anfang Juni mit dem Titel „Montags könnte ich immer kotzen.“
www.agv-fulda.de / www.brandeins.de

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