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Thomas Strunz zu Gast beim Firmenjubiläum von FußbodenBauer – Der Ex-Profifußballer im Interview

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Motten-Kothen. Hätten Sie’s gedacht: Die heimliche Liebe von Ex-Profifußballer Thomas Strunz ist der FC Schalke 04. Und der Traumberuf des 45-Jährigen war Bankkaufmann. Dass Thomas Strunz noch heute – zwölf Jahre nach seinem Karriereende -als Fußball-Experte gefragt ist und einen gewissen Bekanntheitsgrad in der Bevölkerung genießt, hat er unter anderem den verbalen Aussetzern seines ehemaligen Trainers Giovanni Trappatoni zu verdanken. Dessen Frage „Was erlauben Strunz?“ bei einer Pressekonferenz im Jahr 1998 klingt noch vielen Fußballfans in den Ohren. Wie Strunz selbst die Zeit als Profi in Erinnerung geblieben ist, wie die Trappatoni-Rede sein Leben beeinflusste und das Berufsleben des gebürtigen Duisburgers derzeit aussieht, darüber sprach er am Samstag beim 50-jährigen Jubiläum der Firma Fußboden Bauer in Motten-Kothen.

Wie bist du Fußball Profi geworden?
Ich habe mit fünf Jahren in einem kleinen Duisburger Verein begonnen. Mit 13 Jahren bin ich dann zum FSV Duisburg gegangen. Dort  habe ich acht Jahre gespielt. 1989, mit 21 Jahren, hat mich Uli Hoeneß aus der 3.  Liga zum FC Bayern München geholt.

Wie waren die Anfänge beim FC Bayern?
Es dauerte drei Monate, bis mich der Trainer überhaupt wahrgenommen hat. Ich hatte Jürgen Kohler umgegrätscht. Da gab es Ärger. Was mir denn einfiele, ihn – den Nationalspieler – so anzugehen. Nach dem Training kam Jupp Heynckes zu mir. Der klopfte mir auf die Schulter und sagte: „Thomas, jetzt bist du angekommen!“. Und dann dauerte es nur noch drei Wochen bis zu meinem ersten Bundesligaeinsatz für den FC Bayern München.

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Wie muss man sich das Leben eines Profi-Fußballspielers vorstellen?
Das Leben ist schon ein sehr komfortables – unabhängig vom Geld. Denn es wird einem sehr viel abgenommen und sehr viel geholfen. Im Grunde genommen ist es nicht das reale Leben. Das erkennt man aber erst, wenn man aufhört und selbst für seine Tagesgestaltung und seine Entscheidungen verantwortlich ist.

Was war der größte sportliche Erfolg in deiner Karriere?
Das war die Europameisterschaft 1996 in England. Ich erinnere mich an ganz besondere Momente, die man mit einem Verein in der Form nicht erleben kann. Denn es ist schon etwas anderes, wenn man sein Land repräsentieren darf.

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Was unterscheidet die Nationalmannschaft damals von der heutigen?
Der große Unterschied für mich ist, dass wir heute nicht mehr diese Charaktere haben, denen es egal ist, welcher Plan vorab ausgegeben worden ist. Jürgen Klinsmann, Thomas Helmer, Matthias Sammer – das waren Spieler, die einfach intuitiv entschieden haben. Und dann auch mit der Kritik gelebt haben, wenn es schief gegangen ist. Bei der heutigen Mannschaft habe ich manchmal das Gefühl, dass sie keinen Plan B in der Tasche hat, wenn das Spiel eben anders läuft. Unsere Nationalmannschaft spielt tollen Fußball und hat sehr gute Spieler. Doch obwohl wir qualitativ sicherlich zu den Top-Mannschaften gehören, hat es leider in den letzten Jahren nicht zum großen Wurf gereicht.

Wie hat die legendäre Trappatoni-Rede dein Leben beeinflusst?
Ich war ein paar Wochen der Clown der Nation. Das war eine sehr extreme Zeit und nicht leicht. Doch in dieser Zeit habe ich mich auch am meisten persönlich weiterentwickelt. Heute bin ich Trappatoni ein Stück weit dankbar, denn er hat mich damit bekannt gemacht. Ich kann im Fernsehen als Experte tätig sein. Diese Chance hätte ich ohne diese Bekanntheit wahrscheinlich nicht bekommen.

Wie sieht dein Berufsleben heute aus?
Ich habe eine Sportmanagementagentur in Düsseldorf und betreue im Moment 30 Fußballspieler – von der Bundesliga bis zur U17 bei Bundesligavereinen. Bin also viel in Stadien unterwegs und mache sehr viel Fernsehen für den TV-Sender Sport 1. Darüber hinaus bin ich auch noch Repräsentant für verschiedene Programme oder Unternehmen.

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Wäre der Trainerjob irgendwann eine Option für dich?
Nein, da reicht es nämlich nicht, Ahnung vom Fußball zu haben. Da muss man sehr akribisch, detailliert und strukturiert sein. Das sind Dinge, die auf mich eher nicht zutreffen. Ich habe andere Stärken.

Du bist heute zu Gast bei der Firma Fußboden Bauer. Die ist 50 Jahre auf dem Boden geblieben. Klappt das im Fußball-Business auch?
Wer Bundesligaprofi wird, verdient anfangs 6000 Euro, aber er bewegt sich in einem Kreis wo der bestbezahlte Spieler vielleicht vier Millionen Euro verdient. Teure Autos, Markenklamotten, Statussymbole, Öffentlichkeit, Erwartungshaltungen gehören dazu und auch das Umfeld ändert sich komplett – da ist es leider fast unmöglich „normal“ zu bleiben.

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