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Vier Kobolde bringen Kinderaugen zum Leuchten

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Fulda. Vier Kobolde, ein kleines Mädchen und eine Handvoll Puppenspieler. Viel mehr brauchte es nicht, um im Evangelischen Zentrum Haus Oranien viele Kinderaugen zum Leuchten zu bringen. Was dahinter steckte? Die Augsburger Puppenkiste mit ihrem Stück „Paula und die Kistenkobolde“ und das vielfach bewährte Präventionsprogramm Papilio. Es wird von der AOK Hessen, der Hessischen Landesstelle für Suchtfragen e.V. (HLS) und den hessischen Fachstellen für Suchtprävention, die sich überwiegend in Trägerschaft der freien Wohlfahrtspflege befinden, umgesetzt. Landesweit steht Papilio unter der Schirmherrschaft von Sozialminister Stefan Grüttner.

Papilio richtet sich an Kinder im Kindergartenalter, vermindert – wissenschaftlich nachgewiesen – erste Verhaltensauffälligkeiten und stärkt sozial-emotionale Kompetenzen. So kann Sucht- und Gewalttendenzen in späteren Jahren frühzeitig vorgebeugt werden. Der besondere Clou: Die Geschichte von „Paula und den Kistenkobolden“ hilft den Drei- bis Siebenjährigen spielerisch, ihre eigenen Gefühle und die Gefühle anderer kennenzulernen und angemessen mit ihnen umzugehen. Wichtig: Das Stück ist nur ein kleiner Teil von Papilio, weitere Maßnahmen kommen noch hinzu.

„Prävention ist eine der wesentlichen Voraussetzungen für das positive gesellschaftliche Zusammenleben. Gerade von Anfang an – zum Beispiel im Kindergarten – erhält diese Aufgabe eine besondere pädagogische Bedeutung. Papilio ist deshalb vorzüglich geeignet, um rechtzeitig sozial-emotionale Kompetenzen wie Einfühlvermögen zu erlernen“, äußerte sich Fuldas Bürgermeister Wolfgang Dippel.

60 Erzieherinnen in Papilio geschult

Tina Wienröder von der Fachstelle für Suchtprävention begrüßt besonders den ganzheitlichen Ansatz des Programms: „Es geht nicht alleine um kindorientierte Maßnahmen, sondern auch um das Erziehungsverhalten der Kita-Mitarbeiterinnen. Selbst die Eltern werden aktiv mit einbezogen. In der Ausbildung wird sehr viel Wert auf Selbstreflexion gelegt, das gesamte Team geschult.“ Das Programm wird im Landkreis seit 2006 und in der Stadt Fulda seit 2009 umgesetzt. Insgesamt sind bereits 60 Erzieherinnen und neun Einrichtungen geschult bzw. zertifiziert, rund 1.200 Kinder wurden direkt erreicht. Und dabei soll es nicht bleiben: „Mein Ziel ist es, so viele Kinder wie möglich mit Paula und den Kistenkobolden in Berührung zu bringen. Interessierte Kitas können sich gerne bei mir melden. Für die zweite Jahreshälfte ist außerdem eine Papilio-Fortbildungsreihe in Kooperation mit der Fachstelle im Vogelsberg geplant“, sagt Wienröder.

Hessisches Sozialministerium unterstützt die Präventionsstrukturen vor Ort

Nach der Modellphase in Bayern ab 2006 hat Hessen als erstes Bundesland Papilio eingeführt. Hessenweit wurden im Rahmen des Programms 1.500 Erzieherinnen und Erzieher ausgebildet und über 26.000 Kinder erreicht. Dass dieses gute Ergebnis erzielt werden konnte, liegt an den bewährten Strukturen für Suchtprävention in Hessen. „In jedem Landkreis und jeder kreisfreien Stadt existiert eine Fachstelle für Suchtprävention, die zur Hälfte durch das Hessische Sozialministerium gefördert wird“, so der Hessische Sozialminister, Stefan Grüttner. Diese Struktur ist für das flächendeckende Angebot von Papilio eine wichtige Voraussetzung.

AOK zahlt fast eine Million für Papilio

Hubert Möller, AOK-Chef in Stadt und Kreis Fulda, freut sich über die guten Zahlen: „Gute Konzepte zahlen sich aus, das sieht man hier einmal mehr. Und das Team, das hinter Papilio steht, leistet seit Jahren exzellente Arbeit. Dafür möchte ich mich als Vertreter des größten Geldgebers ausdrücklich bedanken.“ Die AOK Hessen hat bis 2013 fast eine Million Euro für Papilio in die Hand genommen. Alleine in diesem Jahr finanziert die Gesundheitskasse, die sich das Thema Prävention auf die Fahnen geschrieben hat, das Programm mit 150.000 Euro.

Erster Vollrausch mit 16

Für die Hessische Landesstelle für Suchtfragen (HLS) setzt Papilio an der genau richtigen Stelle an: „Im Durchschnitt greifen hessische Jugendliche mit 14 Jahren zur Zigarette und haben ihren ersten Alkoholrausch mit 16 Jahren. Aus wissenschaftlichen Untersuchungen wissen wir, dass man dieser Entwicklung entgegenwirken kann: und dies bereits im Kindergartenalter. Papilio-Kinder reduzieren nachweislich ihre Verhaltensauffälligkeiten stärker und entwickeln ihre sozialen Fähigkeiten ausgeprägter als andere Gleichaltrige“, so Regina Sahl von der HLS.

Entwickelt und wissenschaftlich überprüft wurde das Programm in Augsburg. Gemeinsam mit der Augsburger Puppenkiste veranstaltet das Sozialunternehmen Papilio e.V. jene bundesweite Aufklärungskampagne, die Papilio jetzt auch nach Fulda geführt hat. Heidrun Mayer, geschäftsführende Vorsitzende von Papilio, zu den bisherigen Erfahrungswerten: „In einer mehrjährigen Studie mit 100 Erzieherinnen, 700 Kindern und 1.200 Eltern wurde Papilio auf seine Wirksamkeit und Machbarkeit mit positivem Ergebnis untersucht.“ Die bundesweite Verbreitung von Papilio wird von der Robert-Bosch-Stiftung und der gemeinnützigen Auridis GmbH gefördert, Schirmherr ist der Publizist Ulrich Wickert.

Näheres zu Papilio und den Kistenkobolden gibt’s im Internet unter www.papilio.de. An Fortbildungen interessierte Erzieherinnen können sich außerdem an die Fachstelle für Suchtprävention wenden:

Tina Wienröder
Diakonie Fulda
Fachstelle für Suchtprävention
Telefon: 0661/8388-219
E-Mail: Wienroeder@Diakonie-Fulda.de

Foto von links: Regina Sahl (Hessische Landesstelle für Suchtfragen), Wolfgang Weiser (Papilio-Trainer, Fachstelle für Prävention im Vogelsbergkreis), Heidrun Mayer (geschäftsführende Vorsitzende Papilio e.V.), Hubert Möller (AOK Fulda) und Tina Wienröder (Papilio-Trainerin, Fachstelle für Suchtprävention der Diakonie Fulda). Bild: Papilio

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