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Landkreis Fulda und Schwenninger Krankenkasse fördern Kinder mit motorischen Defiziten – Kostenloses Bewegungstraining als sportliche Nachhilfe

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Fulda. An diesem Nachmittag ist in der kleinen Halle der Praxis Meissner-Helmkamp-Lindemann im Fuldaer Münsterfeld richtig was los. 13 Jungen und Mädchen im Alter von acht und neun Jahren rennen, hüpfen, üben ihr Gleichgewicht zu halten, springen mit dem Seil und dribbeln mit Bällen.

„Alle hinter die weiße Linie.“ Die Kommandos von Physiotherapeutin Steffi Heid sind kurz, aber bestimmt. Das müssen sie auch. Denn nicht allen Teilnehmern des Bewegungstrainings fällt es leicht, über mehrere Minuten die Konzentration zu bewahren und die Übungen wie vorgegeben auszuführen. „Wir arbeiten hier an motorischen Defiziten, aber kümmern uns auch um soziale Kompetenzen und Aufmerksamkeitsschwächen“, erklärt Heid.

310-Bewegungscheck3Angeboten werden die kostenlosen Einheiten vom Landkreis Fulda mit Unterstützung der Schwenninger Krankenkasse in Kooperation mit der Physiotherapie-Praxis Münsterfeld. Als Basis dient ein umfassender Bewegungs- und Talentcheck in den zweiten Klassen der Grundschulen in der Stadt und im Landkreis. Rund 1500 Kinder werden so jedes Jahr seit 2010 von Mitarbeitern des Lehrstuhls für Trainings- und Bewegungswissenschaften der Universität Bayreuth auf ihre sportlichen Fähigkeiten hin überprüft. „Wo sind die Talente? Wer ist für welche Sportart geeignet? Und wer hat möglicherweise Schwächen, die man frühzeitig beseitigen kann?“, erklärt Andreas Helmkamp.

Bei wem Defizite erkannt werden, der darf an zwölf Einheiten zu eineinhalb Stunden teilnehmen, um unter anderem an Koordination und Kraft zu arbeiten. Schnell fällt auf, dass es einigen nicht gelingt, selbst nur im Schritttempo einen Ball kontrolliert zu prellen und wieder aufzufangen. Andere stoßen an ihre Grenzen beim Hüpfen auf einem Bein oder bei einfachen Balanceübungen.

„Die Kinder lernen hier aber auch Regeln und das Integrieren in eine Gruppe“, betont Steffi Heid eine wichtige soziale Funktion dieser Nachmittagsangebote. Während es zu Beginn eines neuen Kurses oft noch ziemlich ungeordnet zugeht, begreifen die jungen Teilnehmer schnell, welche Vorteile es bringt, sich an Vorgaben und Anweisungen zu halten. „Wir wollen auch den Schlechteren eine Chance geben, natürlich auf einem niedrigeren Level“, nennt Andreas Helmkamp die Motivation für das Projekt. Ideal sei es, wenn die Kinder sich dauerhaft für den Sport begeistern ließen und nach dem Bewegungstraining regelmäßig in einen Verein gingen.

Die bisherigen Durchgänge des Bewegungs- und Talentchecks brachten durchweg erfreuliche Ergebnisse. Demnach waren die Zweitklässler in der Region motorisch überdurchschnittlich leistungsfähig und lagen zum überwiegenden Teil deutlich oberhalb der bundesweiten Referenzwerte. Speziell galt dies für den Bereich der Koordination und Ausdauer. In der zweiten Testphase geht es um die gezielte Förderung der Besten – diese sollen nach Möglichkeit in geeignete Angebote integriert werden, um ihnen gemeinsam mit ihren Eltern Optionen zur Leistungssteigerung aufzuzeigen.

310-Bewegungscheck2Im Training von Steffi Heid steht weniger um Leistung als die Vermittlung von Grundlagen im Vordergrund. „Motorisch sind viele wirklich fit, sie bleiben aber nicht bei der Sache“, betont die Physiotherapeutin. Deshalb muss sie permanent eingreifen – mal motivieren, mal um Ruhe bitten, mal zur Hilfe eilen, wenn ein Kind beispielsweise noch nicht alleine mit dem Pedalo, einem Gerät zum Trainieren der Koordination, klar kommt.

Nach gut einer Stunde sieht man den meisten die Anstrengungen der vergangenen Übungseinheit an. Die Schweißperlen tropfen von der Stirn, der ein oder andere gönnt sich eine kleine Verschnaufpause und greift zur Trinkflasche mit Apfelsaft oder Mineralwasser. Beim abschließenden Fangspiel mit Tiernamen sind dann alle aber wieder dabei. Jetzt werden die letzten Kräfte mobilisiert. Ganz zum Schluss gibt es noch eine kleine finale Manöverkritik. Steffi Heid sagt offen, was sie heute gut und was sie weniger gelungen fand. Auch die jungen Sportler dürfen ihre Meinung äußern. Das Fazit fällt durchaus positiv aus.

Nach den Sommerferien geht der Bewegungs- und Talentcheck in die nächste Runde – für viele eine perfekte Gelegenheit, Spielekonsole und Computer gegen Turnschuhe und Springseil einzutauschen. Weitere Info unter bewegungscheck-fulda.de (jw/Fotos: Traber)

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