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Heiner Dirk Gerken bietet seit zehn Jahren Marburger Konzentrationstraining bei der Volkshochschule des Landkreises Fulda an

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Fulda. „Mein Kind hat keine Lust mehr auf die ‚Deutsch-Hausaufgaben“, „Mein Kind kann sich nicht konzentrieren“, „Mein Kind ist nicht aufmerksam“: Solche Sätze von Eltern, die über die Defizite ihrer Kinder klagen, hat Heiner Dirk Gerken in den vergangenen Jahren schon oft gehört. Seine Antwort darauf: das Marburger Konzentrationstraining (MKT), das sowohl Kindern als auch Eltern helfen soll. Anfang der 90er Jahre hat der 2011 verstorbene Marburger Schulpsychologe Dieter Krowatschek das Trainingsprogramm entwickelt. Vom ursprünglichen Ansatz her richtet es sich vor allem an Kinder, die Schwierigkeiten haben, aufmerksam zu sein und hyperaktiv sind.

Seit 2003 ist Heiner Dirk Gerken anerkannter Trainer dieser Methode und bot dafür unter anderem Kurse in Kooperation mit der vhs des Landkreises Fulda an – in diesem Herbst aus gesundheitlichen Gründen zum letzten Mal. Das Interesse des Fuldaers, der gebürtig aus dem Ruhrgebiet stammt und viele Jahre Personaltrainer war, wurde geweckt, als er in seiner eigenen Familie mit der Diagnose „ADHS“ (Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung) bei einem Kind konfrontiert war. Er war seit 2003 Vorsitzender der nicht mehr existierenden ADHS-Selbsthilfegruppe Fulda und schult seit nunmehr zehn Jahren Familien nach dem Marburger Ansatz – mit der Unterstützung seiner Frau Birgit Ziegler und dem Wissen aus zahlreichen Fortbildungen. „Mehr als 850 Kinder haben meine Trainingsstunden besucht“, blickt der 64-Jährige zurück und konstatiert: „70 bis 80 Prozent von ihnen sind nicht von ADHS betroffen – die meisten sind einfach lebendig.“ Doch auch ohne diese Diagnose stehen sich die Kinder, die zu ihm kommen, beim Lernen oft selbst im Weg. Sie bringen die notwendige Konzentration nicht auf, um die in der Schule geforderten Aufgaben zu erledigen und sind häufig impulsiv in ihren Handlungen. Viele Kinder seien zudem durch die Informationsvielfalt überfordert.

Mit verschiedensten Übungen versucht Gerken den Kindern, die meist zwischen sieben und elf Jahre alt sind, zu helfen. „Wir machen keinen Schulstoff“, betont er. Vielmehr geht es in seinen Kursstunden in einer festen Reihenfolge um Bewegung, Entspannung, Merkfähigkeitsübungen und freies Spiel. Die Kinder sollen wieder Spaß am Lernen haben. Sie werden angeleitet strukturiert bei Aufgaben vorzugehen und lernen ihre eigenen Stärken zu erkennen.

Während dies für Gerken wesentliche Bestandteile seiner Trainings mit den jungen Teilnehmern sind, hat sich inzwischen ein ebenso wichtiger, wenn nicht sogar wichtigerer Aspekt herausgebildet: das Training mit den Eltern. Oft erlebt er sie als mit der Situation und ihrem aktiven Nachwuchs überfordert. Das gipfelt häufig in der für viele bekannten Situation der Hausaufgaben, die sich in dem Satz „Hilfe! Mein Kind – und ich – machen Hausaufgaben“ auf den Punkt bringen lässt.

„Der Schwerpunkt meiner Trainings hat sich in den letzten Jahren tatsächlich auf die Eltern verlagert“, erklärt Gerken. Ihm liegt dabei besonders am Herzen und hält es „fast zwingend für notwendig“, dass sie ihr eigenes Tun durch fünf thematische Elternabende einmal reflektieren. Dort können sie lernen, anders mit ihren Kindern umzugehen, um sie in ihrem Lernen zu unterstützen.

Dabei elementar ist für Gerken das Thema „Loben“. Viele Mütter und Väter würden dies im Alltagsstress völlig aus dem Blick verlieren – es sei wichtig, dem Kind Bestätigung zu geben und es zu stärken. „Es ist nicht so, dass ich Eltern etwas erzähle, was sie nicht selbst wüssten, aber manchmal muss man daran erinnert werden.“

Am Ende eines erfolgreichen MKT-Trainings mit mehreren Kursstunden steht dann hoffentlich eine entspanntere Eltern-Kind-Beziehung – und Mütter und Väter können Gerkens Sicht auf ihre Zöglinge teilen: „Die Kinder sind fantastisch.“

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